Adramelch - Lights From Oblivion

Review

Jeder Progressive-Metal-Fan wird vor Verzückung mit der Zunge schnalzen, wenn die Sprache auf ein Album mit dem Namen “Irae Melanox” kommt. Die Italiener ADRAMELCH haben 1988 mit jenem Album einen absoluten Klassiker erschaffen, der in keiner auch nur ansatzweise ernstzunehmenden Plattensammlung fehlen darf. Die dichte Atmosphäre gepaart mit dem genialen Songwriting machen ADRAMELCHs Debüt “Irae Melanox” unverzichtbar. Die Band löste sich kurz nach Veröffentlichung aber auf, da ihnen der angemessene Support vom Label versagt wurde. Danach war bis zum 2005er Album “Broken History” (das primär Songs enthielt, die der Bandauflösung zum Opfer  gefallen waren) erst einmal Funkstille bei der aus Mailand stammenden Band. Mit “Lights From Oblivion” gibt es nun – immerhin sieben Jahre nach dem letzten Release – sozusagen das Comeback zum Comeback.

Verlernt haben die Italiener natürlich nichts und so kann man sich auch im Fall des dritten Albums von ADRAMELCH auf wunderschöne progressive Lieder freuen. Die typischen Trademarks der Band, wie beispielsweise die charismatische Stimme von Sänger Vittorio Ballerio (der mit jeder Platte besser zu werden scheint) oder die anspruchsvollen Licks der Gitarristen Gianluca Corona und Fabio Troiani sind nach wie vor zu erkennen. Auf der anderen Seite haben ADRAMELCH ihren Sound, der auf dem Debüt noch dezent an alte QUEENSRYCHE erinnerte, weg von Metal in Richtung Rock geöffnet. Das steht Kompositionen wie “We March, We Fail” sehr gut zu Gesicht und bereichert den Sound von ADRAMELCH ungemein.
Es ist jetzt aber nicht so, dass die Metal-Elemente komplett verdrängt worden sind. Songs wie “Islands Of Madness”, “Chiarosuro” oder “Truth Lies…” entwickeln durch die Balance zwischen neuen und bekannten Facetten eine ganz eigene Dynamik, die der Band sehr gut zu Gesicht steht. Die vielen vertrackten Rhythmen sind ebenso präsent wie anspruchsvoll gespielte Soli und bis ins kleinste Detail ausgefeiltes Songwriting. Keiner der Songs auf “Lights From Oblivion” fällt niveautechnisch ab und alle zwölf Nummern bieten Prog-Rock auf höchstem Niveau mit erhabenen Melodien und packenden Instrumentalpassagen. Allerdings dürfte auch klar sein, dass sich die ganze Pracht von “Lights From Oblivion” erst nach einigen Durchläufen entfaltet und man immer neue Seiten von ADRAMELCH entdeckt. Aber so gehört es sich, meiner Meinung nach, ja auch für ein gutes Progressive-Rock/Metal-Album.

ADRAMELCH haben ihren Stil weiterentwickelt und sich weder auf den Lorbeeren (die sie für ihre Musik zuhauf eingefahren haben) ausgeruht, noch haben sie versucht einen zweiten Teil von “Irae Melanox” oder “Broken History” zu schreiben. Dafür gebührt ihnen höchster Respekt. Zudem ist ihnen das Kunststück gelungen sowohl alte als auch neue Fans mit dem aktuellen Werk zu vereinen. Ob “Lights From Oblivion” jetzt besser oder schlechter als das legendäre Debüt ist, lasse ich jeden für sich entscheiden. Das neue Album ist anders als “Irae Melanox”, aber bestimmt keinen Deut schlechter.

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06.05.2012

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