Chris Broderick und Shawn Dover sind seinerzeit bei MEGADETH ausgestiegen, weil Herr Mustaine nicht gerne kreativen Input von jemand anderem als sich selbst sah. Seit 2014 sind der Ausnahmegitarrist und das Schlagzeugmonster als Teil von ACT OF DEFIANCE unterwegs. „Old Scars, New Wounds“ ist bereits der zweite Output, auf dem die beiden ihre eigenen Ideen verwirklichen.
Geboten wird dabei ein Mix aus Metalcore („M.I.A.“) und dem ein oder anderen Thrash-Riff („Molten Core“). Bei genaurer Betrachtung der Bandbesetzung ergibt das auch alles Sinn, schließlich werden ACT OF DEFIANCE von ex-SCAR THE MARTYR-Frontmann und SHADOWS FALL-Gitarrist Matt Bachand am Bass komplettiert. Technisch ist das natürlich aller erste Sahne. Allerdings klingt das Material auf „Old Scars, New Wounds“ mehr wie Ausschussware, die bei den (ex-)Arbeitgebern der Musiker keinen Anklang fand. Insbesondere das Gitarrenriffing klingt in vielen Songs so dermaßen abgedroschen („Overexposure“), dass wachbleiben ganz schön schwer fällt. Beim Gitarrensolo horcht man kurz auf. Aber selbst Brodericks überragende Technik kann nicht über die uninspirierten Songs hinwegtrösten. Neben den 08/15-Riffs, stören vor allem die totlangweiligen Songstrukturen.
Nix neues bei Act Of Defiance
Brachiale Shouts in der Strophe, Cleane Vocals im Refrain, hier mal ein Akustikintro, da mal ein kurzer „atmosphärischer“ Zwischenteil. ACT OF DEFIANCE können mit ihren Songs keinerlei neuen Akzente setzen. Klar, das lässt sich über einen Großteil der heute agierenden Bands sagen. Doch mangelnde Innovation kann sehr gut mit Feuer und Leidenschaft ausgeglichen werden. „Old Scars, New Wounds“ hingegen klingt wie das Werk von routinierten Profis, im Guten wie im Schlechten. Technisch ist wirklich alles astrein. Und prinzipiell funktionieren die Songs auch. Die Produktion wird ebenfalls den heutigen Standards gerecht, tönt fett und mit Schmackes aus den Boxen. Allerdings auch ohne jegliche Ecken und Kanten. Genau die hätten dem Zweitwerk von ACT OF DEFIANCE aber richtig gut getan.
Um es jetzt aber mal, trotz der ganzen Kritik, in aller Deutlichkeit zu sagen: „Old Scars, New Wounds“ ist beileibe kein schlechtes Album. Aber es ist eben auch nicht mehr als solide Handwerksarbeit.
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