Acheron - Rebirth: Metamorphosis Into Godhood

Review

Aufpassen! In der Nachbarschaft scheint ein ziemlich garstiger Wüterich umzugehen, der nach Lust und Laune wehr- und ahnungslose Mädels knallt! Ob Ihr davon betroffen seid, merkt Ihr spätestens dann, wenn Ihr ein paar Monate später ziemlich hässlichen Nachwuchs kriegt. Anders ist ja wohl kaum zu erklären, warum neben der neuen Corpse auch Acherons aktuelle Scheibe ein Artwork ziert, das uns vor ungeschütztem Geschlächtsverkehr warnt. Wir werden sehen, inwieweit das Bildchen hierzulande unserer allseits geliebten Zensur trotzt. Zur Not müssen wir eben nach dem Vorbild der Tabakwarenkennzeichnungsverordnung mit einem schnöden Warnhinweis leben „nicht bei Fremden aufsteigen“ oder „Mädel tu mir nen Gefallen, nicht jeden zweiten Typen knallen“ oder so.

Wie dem auch sei, jedenfalls ehrt dieser Gedanke, den ich ihm jetzt einfach unterstelle, Mr. Crowley sehr. Er und seine Apostel versuchen, uns nach unzähligen Releases mit „Rebirth …“ einmal mehr zu bekehren, indem sie, wahrscheinlich genervt ob unserer Sturheit, nicht den rechten Glauben annehmen zu wollen, zu immer plakativeren (böse Zungen behaupten posigeren) Mitteln greifen.

Und so greift das Album auch wirklich in alle Klischeetöpfe, die der okkulte Zirkus so zu bieten hat: angefangen beim klassischen Rückwärtssample, über die Predigt von der Falschheit des Nazareners bis hin zum neunminütigen Outro, das eigentlich nur verzerrtes Gepfeife ist und vielleicht das Einfahren des Zuges in die Hölle darstellen soll, wer weiß! Über die Lyrics brauchen wir gar net erst schwätzen! Die Vollbedienung eben. Zum Glück hebt sich wenigstens die Mucke ein wenig ab, denn auch wenn Mr. Crowleys Stimme für meinen Geschmack einfach nicht tief und fies genug ist, kann die Instrumentalabteilung mit recht abwechslungsreichem Death Metal aufwarten, in dem überraschende, teilweise sehr prägnante, Breaks („Church Of One“) und technische Spielereien Akzente zu setzen wissen. Zwar gibt es geschwindigkeitstechnisch keine nennenswerten Ausbrüche, doch wird im abgesteckten Rahmen schön variiert. Gerade der kernige Bass unterstützt den Groove ordentlich, sodass manchmal echte Schunkelstimmung aufkommt. Alles in allem ist „Rebirth …“ kein Überflieger, aber dennoch solider Death Metal, dem Leute mit einem reinen Gewissen ob ihres (un-)züchtigen Sexuallebens durchaus einmal ein Ohr oder eine andere Körperöffnung schenken dürfen.

29.04.2004

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