Zwar blieb ihnen der große nationale und internationale Durchbruch immer etwas versagt, nichtsdestotrotz sollten sie den Liebhabern teutonischen Thrash Metals ein Begriff sein – ACCUSER aus Siegen, seit 1986 verantwortlich für treibendes, hochtechnisches Geschredder. Nach einigen internen Streitigkeiten auf Eis gelegt, fanden sich die derzeit vier Mann 2008 erneut zusammen, um die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Dem folgten schnell drei neue Alben, das nun vierte seit Reunion und das insgesamt zehnte der dreißigjährigen Bandgeschichte namens „The Forlorn Divide“ zeigt, dass der Dampf unterm Kessel wohl noch lange nicht verflogen ist. Endlich ist man auch wieder bei einem größeren Label unter Vertrag, nämlich Metal Blade Records, was der zukünftigen Karriere sicher nicht abträglich sein dürfte.
Mit „Predawn“ als Intro geht’s schon fast auffällig sanft in die Platte. Den ersten Eindruck zerschmettern ACCUSER im nächsten Song jedoch gleich wieder, volles Rohr wird hier brutal technischer Thrash durch die Boxen gejagt. Frank Thoms bellt speichelsprühend ins Mikro, die Drums rattern die Schädeldecke mit fetten Blastbeats durch und die Gitarren jagen vornweg. Dass die Produktion beim neuen Label ebenfalls nicht von schlechten Eltern ist, sorgt zwar für einen modernen, fast etwas zu sauberen Klang, aber hebt das spielerische Können der Siegener eindrucksvoll hervor. Die Erfahrung eines guten Vierteljahrhunderts Musikerdasein lässt sich eben eindeutig heraushören. Hervorragend gelungen ebenfalls das Zusammenspiel von Gitarren und Schlagzeug, das hier und da auch eher ungewöhnliche Songstrukturen zulässt. Ein Klopper ähnlicher Güte auch „Unreal Perception“ oder der nachfolgende Song „Arbitrary Law“, welcher mit super Saitenarbeit und einem fetten Solo aufwarten kann. Mit „Impending Doom“ gibt’s noch eine kleine Geschwindigkeits-Achterbahnfahrt.
Auf „Tribulation“ findet sich einer der geilsten Mainriffs der Scheibe. Große Klasse, macht live sicher gut was her und die Nackenmuskeln fachgerecht kaputt! Für Interessierte haben ACCUSER den Track auch schon mal auf Soundcloud hochgeladen. Mit ununterbrochener Brutalität und Freude an Ausbrüchen aus dem 4/4-Takt geht die wilde Fahrt weiter, was zwar auf Dauer aufgrund des immer gleichen Konzeptes und der fehlenden Abwechslung etwas ermüdend wirkt, aber bei fünfundvierzig Minuten Plattenlänge noch erträglich ausfällt. Spaß machen dafür die meist ohrwurmtauglich gelungenen Refrains. Wer die Jungs also beispielsweise auf dem Summer Breeze oder dem Rock Hard erleben will, sollte sich wohl frühstmöglich die Texte besorgen und einprägen!
Ein solches Bandjubiläum kann man auch wesentlich schlechter begehen, das sei gesagt: Beeindruckendes Talent an den Instrumenten, musikalische Kraft wie eine Herde Junghengste und damit ordentliches Livepotential – Das ist ein Dreißigster, der sich sehen lassen kann! Für Fans deutschen Geschredders eine unbedingte Empfehlung. Vielleicht wird’s ja jetzt auch was mit dem Aufstieg von ACCUSER in den lokalen Metal-Olymp, gleich neben den Teutonic Four?
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