Accept - Too Mean To Die

Review

ACCEPT sind einfach nicht unterzukriegen. Nach dem Wegfall von Ur-Bassist Peter Baltes ist nunmehr Wolf Hoffmann das letzte verbliebene Gründungsmitglied und hält das Schiff auf Kurs. Der Lead Gitarrist und Bandleader holte 2019 Martin Motnik (Bass) und Philip Shouse als dritten (!) Gitarristen in die Stahlschmiede, erstes Ergebnis dieser neuen Konstellation ist das inzwischen 16. Studioalbum „Too Mean To Die“. Und damit bereits das fünfte Album seit dem Einstieg von US-Shouter und Frontmann Mark Tornillo.

Unkraut vergeht nicht

Es gibt diese langgedienten Bands, auf die man sich verlassen kann, dass beständig hochwertiges Material geliefert wird, auch in turbulenten Zeiten. Die mittlerweile größtenteils in den USA lebenden Heavy Metal-Urgesteine ACCEPT gehören zweifelsohne dazu und liefern mit „Too Mean To Die“ mal wieder klassischen Metal Marke Solinger Edelstahl ab. Gleich der Opener „Zombie Apocalypse“ stellt unmissverständlich klar, dass hier mal wieder ein vor Teutonenstahl strotzender Schwermetall-Brocken rausgehauen wurde. Fies und düster, gewinnt das Stück schnell an Fahrt und macht ordentlich Druck, garniert mit unverbraucht klingenden, präzisen Riffs, mitreißende Soli und dem starken Gesang von Mark.

Der knackig treibende, harte Titelsong ist wunderbar geradlinig, fette Riffs, messerscharfe Licks und tolle Soli mit ordentlich Twin-Gitarren-Power – ACCEPT spielen ihre Trumpfkarte von drei Gitarristen immer wieder auf dem neuen Album aus, was den Sound bereichert. Tornillos röhrende Reibeisenstimme hat weiter an Selbstsicherheit gewonnen. Und noch eine kleine Überraschung bescheren uns ACCEPT auf „Too Mean To Die“. Das sehr eingängige „The Undertaker“ ist eine überraschend ruhige, atmosphärische Midtempo-Nummer mit starken Chören, viel Mitgröhl-Charakter und allgemein verhältnismäßig reduziert, führt das gefällige Stück zurück zum klassischen ACCEPT-Sound längst vergangener Tage. Hier überzeugt Mark mit einer überraschend tiefen Stimmfarbe. Ebenfalls richtig stark ist die emotionale, betörende Power-Ballade „The Best Is Yet To Come“, die viel Mut, Zuversicht und Optimismus ausstrahlt. Schön in diesen verrückten Zeiten! Hier glänzt wieder besonders Tornillo mit wunderbar melodischem, gefühlvollem Gesang, fernab dem sonst üblichen Metal-Shouting. Und natürlich der gnadenlose, schnell zündende Ohrwurm „Overnight Sensation“, ein urtypischer ACCEPT-Kracher mit starkem Chorus. Aber auch die lässig integrierten, virtuosen Beethoven-Adaptionen der drei Gitarristen im schwungvollen, riffgetriebenen „Symphony Of Pain“ lassen aufhorchen.

Andy Sneap hat ACCEPT einen modernen, zeitgemäßen Anstrich mit fettem Sound verpasst, ohne bei aller Klarheit die Wurzeln der Band zu vernachlässigen. Insbesondere der Gitarrensound ist fantastisch klar und schön crunchy.

ACCEPT spielen ACCEPT

„Too Mean To Die“ ist durch und durch ACCEPT und folgt der eingeschlagenen Linie seit „Blood Of The Nations“ (2010). Ein amtlicher Kracher mit den typischen, klassischen Markenzeichen der Band, dazu dezente Neuerungen. Etwas düsterer, etwas melodischer, aber am Ende sind es doch die unverbraucht klingenden Riffs, die mitreißenden Soli, der markant schneidend raue Gesang sowie die sofort ins Gedächtnis brennenden Refrains, die mal wieder zu einem klasse Werk, das den Geist und die Atmosphäre des 80er Heavy Metals in sich trägt, beitragen. Ähnlich wie AC/DC weichen auch ACCEPT nicht von ihrer Erfolgsformel ab und variieren letztendlich nur wieder etwas in ihrem ureigenen Sound, was manchmal an die alten Alben erinnert, ohne bemüht zu wirken. Perfekt gespielt, gerne so weitermachen, die Herren!

05.01.2021

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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