Abyssal - A Beacon In The Husk

Review

Wie schnell man sich als Musiker im Atmosphäre-Wahn verlieren kann, zeigen Bands wie ABYSSAL, die es praktisch darauf anlegen, kontrovers diskutiert zu werden. Schon auf dem Zweitling „Novit Enim Dominus Qui Sunt Eius“ stand die Stimmung mehr im Vordergrund als alles andere, hin zum Punkt, wo Kollege Møller dem Sound der Band einen Mangel an zwingenden Songs vorgeworfen hat. An diesem Problem hat die Band auf Album Nr. 4, „A Beacon In The Husk“, nicht gefeilt, sondern dieses – mit voller Absicht! – sogar noch verstärkt.

Jetzt wollen ABYSSAL es aber wissen

Das Album geht laut Pressetext vollkommen bewusst in eine abstraktere Richtung mit größerem Fokus auf düstere Stimmung und auf Noise-Bollwerke, wodurch sich die Geister noch mehr an den Briten scheiden werden. Sprich: „A Beacon In The Husk“ ist ein klassischer Fall von „Ist das Kunst, oder kann das weg“. Langgezogene, geradezu meditative Death-Doom-Walzen, die entfernt an frühe AHAB oder neuere PRIMITIVE MAN gemahnen, geben sich mit chaotischen Black-Death-Ausbrüchen die Klinke in die Hand, wobei das Gesamtbild einen sehr… herausfordernden Sound auf den Leib geschneidert bekommen hat.

Die Produktion ist relativ schwer zu beschreiben, da sie einerseits jenseits von Gut und Böse verortet ist, aber andererseits doch hervorragend passt und die Finsternis überzeugend rüber bringt. Am ehesten kommt hier das seinerzeit noch wahnsinniger abgemischte „Ordo Ad Chao“ von MAYHEM in den Sinn. Ganz so krank wie dieses Album ist „A Beacon In The Husk“ natürlich nicht abgemischt, aber es geht ja auch nur darum, einen Vergleich zu haben, wie die auf den ersten Hör gelinde gesagt unvorteilhaft klingende Produktion mit dem Gebotenen zusammen arbeitet.

„A Beacon In The Husk“ abstrahiert den Sound noch weiter

Die Entscheidung, den eigenen Stil nebst Sound noch weiter zu abstrahieren, geht bei ABYSSAL durch einen wahnwitzigen Zufall jedoch auf. Dabei funktioniert „A Beacon In The Husk“ am besten, wenn man es in seiner Gesamtheit auf sich wirken lässt und sich dabei nicht zu sehr auf die Songs konzentriert. Klar, wirklich zwingend ist auch dieses Album nicht geworden, denn die Tracks funktionieren einzeln bzw. isoliert voneinander kaum. Am ehesten eignet sich hier noch der Opener „Dialogue“, der noch als durchkomponiertes Stück durchgeht und sogar mit einer melodischen Klimax zum Ende hin aufwartet.

Der Mehrwert des gesamten Albums liegt aber ohnehin in seiner Gesamtheit, weshalb es auch keinen Sinn ergibt, einzelne Songs hervorzuheben. Auch wenn diese grob in Stimmungen und konzeptionell in verschiedene Themen unterteilt sind, zählt letzten Endes das Hörerlebnis, zumal die Band durch ihre Atmosphärik eine ziemlich Höhlenmenschästhetik fährt, durch die man die Growls ohnehin kaum von wortlosen Grunzlauten unterscheiden kann. „A Beacon In The Husk“ hat so gesehen einen rein meditativen Wert und ist am Stück genossen am stärksten.

Eine verstörende Meditation, nicht für Jedermann geeignet

Deshalb ist „A Beacon In The Husk“ letzten Endes also wahrhaftig ein klassicher Fall von „Ist das Kunst oder kann das weg“, wobei die Tendenz dann doch eher zu Ersterem geht. Als solches ist es natürlich ein Acquired Taste und wird die Hörerschaft ziemlich aufspalten. Wer sich aber darauf einlassen kann, wird einen düsteren, kranken Trip erleben, der ihn zwar nicht schlauer, dafür umso verstörter zurücklassen wird.

27.08.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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