Die us-amerikanische Extrem-Schmiede Relapse profiliert sich derzeit wieder als Wegbereiter des neo-klassischen Death Metals und veröffentlicht, flankiert von Neuwerken halbwegs ernstzunehmender, etablierter Bands wie ORIGIN und COLDWORKER, eine Platte eines vermeintlichen Nachwuchstalents, das in kompromissloser Scheitspalterei seinen Kollegen in nichts nachstehen soll. Soviel zur Lobdusselei des Pressewischs. Nun ist die scheinbar nahe liegende Analogie von ABYSMAL DAWNs Relapse-Debüt zu etwa dem aktuellen Album von ORIGIN so verallgemeinernd wie eine Entsprechung von DEATH zu all ihren Nacheiferern, dazwischen liegen bekanntlich Welten. Der Empire-State-Wolkenkratzer ist nun auch kein Mehrfamilienhaus.
Die Armeen von technisch hochbegabten Streber-Deathern kann man kaum noch auseinanderdividieren. So viele. So gesichtslos. Auf die Band aus Los Angeles trifft letzteres leider zu. Festmachen kann man das an diversen Nuancen. Da wäre etwa der herrlich abgenutzte Titel „Programmed To Consume“. Richtig, kein gutes Argument, dann aber der übertransparente Sound, mit dem jede zweite Band des Genres eingekleidet wird. Es entsteht der Eindruck, dass hier allzu oft gefällig verhüllt wurde, dass man sich lieber hinter dem Gros versteckt, als hervorstechen zu wollen. An markanten Riffs fehlt es auch, als dass sich ein Kontrast herausstellen würde. Das Verstecken hinter vertrackten, eckigen Strukturen und Komplexität bietet keinen Ausweg, führt eher in die Sackgasse. Diese Musik hat dann ihre Momente, wenn sie ganz auf Solidität vertraut, keine umständlichen Brücken baut, keine Unzulänglichkeiten ausweidet, kurz: wenn sie schnell auf den Punkt kommt. Die Latte wird hier nicht hoch genug gehalten, um sich im Metal-Moloch zu behaupten. „Programmed To Consume“ mag vielleicht für den Moment gefallen, aber einmal ins Regal einsortiert, wird man das Album so schnell nicht wieder hervorziehen.
Gesichtslos würde ich die Band keinesfalls bezeichnen. Das Album ist durchwegs gut produziert, melodiöse Parts, fette und teils gefrickelte Riffs/Leads und das Songwriting ist auch vorzeigbar. Ich als Fan der technischen Death Metal Sparte a la Necrophagist kann auch dem bereits zweiten Werk der Amis durchaus was abgewinnen. Knappe 8 Punke sind da drinnen.