Absu - Absu

Review

Galerie mit 12 Bildern: Absu - Ragnarök 2012

Lange Zeit war es still um ABSU, eine der wenigen Ausnahmeerscheinungen im durchwachsenen amerikanischen Extrem-Metal-Sektor, die sich wohl nie limitiert haben und musikalisch seit gut 18 Jahren stets zwischen Black Metal der Anfangstage und Thrash Metal bewegt haben. Dabei haben sie es geschafft, einen eigenen Stil zu entwickeln und diesen auch seit jeher als „Mythological Occult Metal“ zu proklamieren. Mit einem Nachfolger zu dem 2001 erschienenen „Tara“ hat wohl kaum einer mehr gerechnet. Umso überraschender, dass Proscriptor – seines Zeichens Sänger und Schlagzeuger der texanischen Horde – es geschafft hat, das Problem der immer währenden Fluktuation in Sachen Line-Up zu beheben und ein so ausgegorenes Album zu kreieren, dessen Entwicklung sich bis 2002 zurückverfolgen lässt und letztendlich zu „Absu“ geworden ist.

Was ABSU hier innerhalb von acht Jahren zusammengeschustert haben, stellt so einige Platten in den Schatten, die bereits von totgeglaubten Bands im letzten Jahr herauskamen. ABSU ist mit ihrem selbstbetitelten Album ein mannigfaltiges und opulentes Werk gelungen, welches mit der ersten Minute die sonst von sich so überzeugten musikalischen Nachbarn locker auf die hinteren Plätze verweist und schon mit dem Eröffner „Between The Absu Of Eridu And Erech“ geradeheraus ausbricht. Damit beweisen ABSU, dass sie technisch auf einem so hohen Level spielen, dass sie nicht erst gemächlich anfangen müssen, um sich während der dreizehn Songs entwickeln zu können und dennoch so nachvollziehbar spielen, ohne den Hörer zu verwirren. Die Betonung liegt bei „Absu“ diesmal auf den Thrash-Gehalt, der noch ausgeprägter ist und daher das Endprodukt weniger mythisch als noch den Vorgänger erscheinen lässt, aber das soll an dieser Stelle nicht als Kritikpunkt angesehen werden, dafür hat man hier einfach viel zu viel Qualität vorliegen, als sich an sowas zu reiben. Atmosphäre hat es eine Menge und der Mangel an Mystik wird durch die instrumentalen Stücke kompensiert. Eine solche Geschwindigkeit, wie sie bei „Absu“ herrscht, ist einfach ein Beispiel, was man unter akzentuiertem und ehrgeizigem Drumming versteht. Proscriptor trommelt diszipliniert und dennoch ohne Unterlass auf die Becken ein, dass man garnicht davon ausgehen könnte, dass es einige Zeit schlecht um seine Fähigkeit, Drums zu spielen, stand. Genauso ehrgeizig keift Proscriptor wie ein wildgewordener Jungspund mit dergleichen Intensität wie schon zu Anfangstagen ins Mikrofon. Man könnte auch ob der messerscharfen Riffs annehmen, dass sich die beiden neu hinzugekommenen Gitarristen, die Finger an den Saiten blutig geschrubbt haben.

Aufgrund der Energie, die ABSU versprühen, wird man sofort mitgerissen und in die ABSUsche Schlucht gesogen. Die Arrangements sind durchgehend durchdacht, ohne gekünstelt und aufgesetzt zu wirken und lassen genügend Platz für spannende Stimmungsbögen und Spielereien wie z. B. exotischen Synthesizer-Effekte bei „Of The Dead Who Never Rest In Their Tombs Are The Attendance Of Familiar Spirits“, die wahrscheinlich nicht jedem gefallen werden, aber hey: seid mal offen für was Neues! Auch für mich klang der Part anfangs sehr technoisiert und nervig, aber gerade die Parts sind es doch, die immer am liebsten im Ohr stecken bleiben. Besonders an „Absu“ ist aber auch der Einsatz mehrerer renommierter Vokalisten im Duett mit Proscriptor, die den Geschichten ABSUs die notwendigen Charaktere verleihen. Genauso verhält es sich mit den Gast-Musikern, die sich für die markanten Gitarrensoli und den Instrumental-Stücken verantwortlich zeigen und einen Aspekt ausmacht, dass „Absu“ nicht als alleiniges Werk einer vierköpfigen Band gesehen werden kann, sondern die Persönlichkeit der verschiedenen Gast-Beiträge nicht nur als Gimmick verwendet, sondern deren eigenständige Arbeit auch hörbar transferiert.

Einseitigkeit ist bei „Absu“ ein Fremdwort – immerhin wurden einige Kompositionen verwendet, die noch aus der Feder der beiden Vorgänger-Gitarristen stammen und daher viele verschiedene Facetten zu Tage bringen und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, im Gesamtklang stimmig sind. ABSU ist es auch gelungen, nicht in eine Starre zu verfallen, was bei der Spiellänge auch bei langjährigen Bands leicht passieren kann. 2009 klingen die Vorreiter des „Mythological Occult Metal“ so frisch und voller Power, als hätten wir es hier mit einer der wenigen guten, neuen Bands zu tun und als wäre „Tara“ gerademal acht Monate und nicht acht Jahre her. Vielleicht macht es auch gerade die Erfahrung aus, dass Proscriptor weiß, welche Züge er machen muss, um mit ABSU im Zenit des Erfolges zu stehen.

Was soll ich noch lange rumschwafeln? „Absu“ ist ein heißer Anwärter auf das beste Album des Jahres, ist voller Raffinesse und hat daher die uneingeschränkte Kaufempfehlung verdient. Wenn ihr von einer Platte erwartet, dass sie genügend Eier hat und einfach nur Spaß macht, dann wisst ihr ja jetzt, was ihr euch am 13. März zulegen solltet.

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11.02.2009

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8 Kommentare zu Absu - Absu

  1. blackthrone sagt:

    Ganz nett, die beiden Lieder die ich gehört hab. Aber 10 points?????? Ihr seid ja gut…

    7/10
  2. Anonymous sagt:

    Das Album wird hier eindeutig überbewertet. Für die Hörer neuzeitlichen Black Metals und Melodic Death Metals a la Amon Amarth ist es sicherlich ein Super-Album, für mich hat das es leider keine Seele, wie "richtige" BL-Alben. Damit meine ich Stuff à la Dark Funeral: Secrets.. oder die frühen Werke von Gorgoroth, oder Perlen wie Dissection’s Storm.. da bleibe ich lieber bei den guten alten Sachen. Nur 6 Punkte für die hier gezeigte technische Finesse. Aber mit 10 Punkten würde für Meisterwerke (wie z.B. die oben genannten) kein Raum nach oben bleiben.

    6/10
  3. stahlschrulle sagt:

    Vielleicht liegt es auch daran, dass es kein RICHTIGES Black Metal-Album ist, sondern Thrash Metal ebenso einen sehr großen Platz bei ABSU einnimmt? 😉 Man kann halt nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Alben, die du genannt hast, haben mit dem, was ABSU hier fabrizieren, nichts gemein und spielt daher in einer anderen Liga.

    10/10
  4. Anonymous sagt:

    Ich gestehe, mir seit der 97er "Third Storm…" keine Absu mehr zugelegt zu haben und bin angesichts dieses Releases ratlos, weshalb. Schnell, abwechslungsreich, technisch anspruchsvoll und kurzweilig. Ein dickes Lob!

    9/10
  5. nihil77 sagt:

    Ist sicherlich kein Black-Metal der Marke "Geschrummel und Gebolze aus Papis Garage" (so manch einer nennt das dann gern True Black Metal…). Die Scheibe ist jedenfalls volles Brett, mit unheimlich viel Abwechslung, tollen Riffs, Tempowechseln, Überraschungseffekten und ordentlicher Produktion. Hier versteckt keiner sein fehlendes Talent über den Sound! Die Jungs haben eigentlich schon immer ordentliches Material abgeliefert, aber diesmal wohl ihr Meisterwerk geschaffen. So muss Black Metal anno 2009 klingen!
    9 fette Punkte von einem Amon Amarth Anhänger…

    9/10
  6. wishmaster89 sagt:

    Harter Mix aus Black und Thrashmetal. Erstklassiger Kreischgesang. An manchen Stellen allerdings etwas zu progressiv-lastig. Sonst aber sehr gut und unbedingt hörenswert.

    9/10
  7. metalhead90 sagt:

    Super Ding! Eines der besten Alben dieses Jahres!

    9/10
  8. Bluttaufe sagt:

    ABSU den Namen kennt man schon seit Ewigkeiten von Osmose Samplern, die mit der zeit verschollen sind, und dennoch verirrte sich nie eine CD von denen zu mir. Auf einem Flohmarkt vor 2-3 Jahren starrte ich interessiert das Cover der selbstbetitelten CD an und der Typ drückte mir noch die „Abzu“ in die hand und verlangte für beide einen Fünfer.
    Da hatte ich sie nun, die großen ABSU. Zuhause stellte sich dann Ernüchterung ein. Und ich weiß heute noch nicht ob ich ABSU nach dem Einlegen der CD zerreißen oder feiern soll. Erster Medanke: Man kann Musik auch kaputt riffen und ihrer Eingängigkeit berauben. Musik nach dem Motto: „Schaut her, wie ich mir einen auf die Gitarre wichse.“. Aus technischer Sicht 1A aber beim ersten Hören für den Hörer durch so manche Prog Parts eher verwirrend und verstörend. Hat man sich nach ein paar Minuten Anlaufzeit in die komplexen Arrangements hineingefunden möchte man sie nicht wieder verlassen. Dann bemerkt man, dass die Musik doch eine schwarze Atmosphäre aufweisen kann und die Thrash Parts einem die Rübe wegblasen.
    An manchen Stellen denke ich mir: Würde das jetzt rumpelig produziert sein, die Kiste würde wie aus den Achtzigern klingen.

    Wie gesagt, man muss sich darauf einlassen können um die Materie zu erfassen.

    9/10