Abraham - Look, Here Comes The Dark!

Review

Endzeit mit ABRAHAM

Die Schweizer Post-Metal-Formation ABRAHAM wuchtet zwei, respektive vier für Vinylies, dicke Platten auf den Markt. Hinter dem eher aufgeräumt anmutenden Titel „Look, Here Comes The Dark!“ warten vier dystopische Kapitel. Das erste: „Anthropocene“. Das Zeitalter unter dem Einfluss des Menschen. Es schließt Track eins bis vier ein und liefert den Soundtrack zu einer zerbrochenen Zivilisation, Chaos und Hoffnungslosigkeit. Musikalisch ist findet sich das klagenden, psychedelischen Klängen („I Ride The Last Sunrise“) wider. Oder in Wechseln zwischen noisiger Unordnung und Eingängigkeit („Wonderful World“).

Von Menschen und Pflanzen

ABRAHAM behalten dabei für das Genre einen ziemlich erdigen Sound. Der kommt im zweiten Teil, „Phytocene“, noch besser zur Geltung. Denn passend zum Entwurf der vorherrschenden Pflanzenwelt geht es etwas gemächlicher zur Sache. Gemächlich, aber auch stattlich – „Dead Cities“ dröhnt sich mit einer Mischung aus Basslast und fluffigen Drums den Weg ins Herz. Ebenso das chorale, kurze „Invocation“. Nur der letzte Track dieses Kapitels, „Rise Goddess“, lässt bei der Rezensentin eine leichte Ungeduld aufkommen. Das mag aber auch an der fortgeschrittenen Spielzeit liegen, denn 50 Minuten sind bereits ins Land gegangen.

Pilze läuten zur zweiten Halbzeit

Teil drei gehört den Pilzen – „Mycocene“. Die Platteninfo lässt verlauten: „The last form of collective consciousness has merged into a gigantic organism whose ultimate task is to purge the planet of the scoria of humanity“. Das möchte man glatt so stehen lassen. Denn die Musik bildet facettenreich und probierfreudig verschiedene Klangmustern aus. Entrückt („Errant“), bedrückend („Sanctuaire“), mächtig („Vulvaire“, „Urnacht“) oder quietschig („All The Sacred Voices“). Versuch und Irrtum. Ein Organismus bahnt sich neugierig zerstörend seinen Weg.

Der Weg zum Kern mit ABRAHAM

Die letzten vier Tracks bilden „Oryktocene“ – was übrig blieb. Karg, finster, aber mächtig intoniert. Durch die Verknappung von Intrumenten und Melodien bis zum Drone-Niveau liefern ABRAHAM einen mehr als eindrücklichen Abschluss ihrer Endwelt-Vision. Thematisch, musikalisch und zeitlich (112 Minuten zeigt die Uhr nun) sicher keine leichte Kost. Zwischendrin und in einem Durchgang hört sich „Look, Here Comes The Dark!“ nicht weg. Doch diesem Ding kann man ruhig seine Weile lassen. Denn ABRAHAM bedienen damit sowohl Freunde der Atmosphäre und Melodie als auch jene, die es komplex mögen. Macht sich im Übrigen auch live ganz gut.

 

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15.06.2018

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