Aborym - Shifting.Negative

Review

Viel Black Metal ist bei ABORYM anno 2017 nicht. Zwar ist es nicht ganz so neu, dass die Köpfe hinter der Band Black Metal eigentlich nicht mehr so gerne mögen, wie Industrial und elektronische Sounds, und immerhin haben ABORYM in der Vergangenheit zwischendurch bewiesen, dass sie auch als „reine“ Industrial-Truppe funktionieren. Trotzdem ist der Schritt, den die Italiener mit ihrem neuen, siebten Album „Shifting.Negative“ gehen, ziemlich mutig.

„Shifting.Negative“: Mehr MARILYN MANSON als Industrial Black Metal

Denn, und das sollte von vornherein klargestellt werden, ABORYM haben anno 2017 mehr mit MARILYN MANSONs Frühwerk gemeinsam denn mit MYSTICUM, BLACKLODGE oder anderen Industrial-Black-Metal-Bands. Wer ohne BM nicht kann, der darf wegklicken und sollte für „Shifting.Negative“ höchstens Geld ausgeben, um das Ding zu verbrennen. Aber wer sich ABORYM auch als sehr elektronische Industrial-Metal-Band mit leichten, wirklich nur GANZ leichten schwarzen Einflüssen vorstellen kann, der bekommt trotz des mutigen Schrittes der Band ein ordentliches Album serviert.

ABORYM zeigen sich abwechslungsreich

Wie gesagt: „Shifting.Negative“ hat mehr mit dem „Dirty“-Remix gemeinsam als mit dem „Dirty“-Original, mehr mit MARILYN MANSONs „Antichrist Superstar“ als mit „Solarkult“ oder „Planet Satan“. Aber: Das funktioniert! Denn hat man erstmal den ersten Schock ob jeglichen Fehlens von Black-Metal-Elementen überwunden, dann stehen auf dem Album zehn ordentliche Kompositionen zwischen Industrial Metal, Electro und modernem Rock. Das fängt beim flotten, rockig-eingängigen Opener „Unpleasentness“ an und geht beim ambientlastigen, ruhigen „Precarious“ und dem rhythmisch komplexen, mit einem fast an Alternative Rock erinnernden Refrain ausgestatteten „Decadence In A Nutshell“ weiter. Seinen vorläufigen Höhepunkt findet es in „10050 Cielo Drive“, das mit einem creepy Kinderchor anfängt, bevor ABORYM ihre Hörer immerhin harschen Gesang hören lassen, der sich vor allem im Refrain unvergesslich in die Gehörgänge schraubt. „If I started murdering people“ ist die Textzeile, und jetzt alle!

Kein perfektes Album, aber ein mutiges

ABORYM zeigen sich auf „Shifting.Negative“ also extrem variabel, abwechslungsreich und scheuklappenfrei, und das oben ist nur eine Beschreibung der ersten vier Tracks! Nur Black Metal gibt es eben nicht zu hören. Damit setzen die Italiener ihren früheren Fans einen mächtigen Mittelfinger vor die Augen, sollten aber auch einige neue Fans finden. Denn so komplex und gegen den Zeitgeist komponiert das Album auch ist, quasi jeder Song hat seine eingängigen Höhepunkte, die es schwer machen, das Album zu vergessen. Perfekt ist „Shifting.Negative“ dabei sicherlich nicht, zumal die MARILYN MANSON- und auch NINE INCH NAILS-Parallelen teilweise überdeutlich sind und fast Guttenbergsche Qualitäten erreichen. Aber: Dennoch haben ABORYM ein mutiges und trotzdem – oder deshalb? – gutes Album aufgenommen.

Vorsichtshalber sei es aber trotzdem nochmal ausbuchstabiert: Hier. Gibt. Es. Keinen. Black. Metal. Zu. Hören. Weitergehen!

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09.02.2017

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1 Kommentar zu Aborym - Shifting.Negative

  1. nili68 sagt:

    Dass es kein Black Metal mehr ist, ist für mich nicht das Problem. Die „Dirty“ fand ich noch ganz gut und ich kann mir auch vereinzelte Lieder von Rammstein oder Marilyn Manson geben, aber ich finde die Lieder ansich hier einfach scheiße. Sowas muss ’ne gewisse Eingängigkeit haben und sexy sein. Künstlerischen Anspruch, Subtilität oder so gibt der Stil einfach nicht her, zumindest funktioniert das nicht für mich. Wütende Alte Männer, die sich mit Nu Metal (whatever) ausdrücken wollen, sind mir künstlerisch eher suspekt… vor allem, wenn man schon bewiesen hat, dass man’s besser kann. Das ist einfach Teenie Mucke (nix gegen Teenies). Ist ja, als wenn ’ne renomierte Prog Band jetzt plötzlich einen auf JBO oder so macht. Krasser Qualitätsabfall…

    3/10