Unsere belgischen Metzelfreunde von ABORTED haben mittlerweile einen richtigen Run: Die letzten drei Alben haben die Gehörgänge von Death/Grind-Fans ordentlich malträtiert. Man hat sich einen gewissen „Signature“-Sound geschaffen. Eine weitere Konstante ist Kristian „Kohle“ Kohlemannslehner an der Produzentenfront, der nach „Retrogore“ nun auch „TerrorVision“ veredeln durfte und Jacob Hansen auf den Vorgängern („Global Flatline„, „The Necrotic Manifesto„) ablöst.
Auf ABORTEDs „TerrorVision“ gibt es mehr vom alten…
Ebenfalls konstant ist nach dem kultigen-80er Horrorspektakel „Retrogore“ dann wiedermal ein Albumcover von Pär Olofsson, das in die Ecke alter Trash-Filme schlägt. Stimmungsvolle Samples gibt es aber nun nicht mehr. Stimmliche Unterstützung in Form von BENIGHTED-Fronter Julien („The Final Absolution“) und Squeal-Schweinchen Grimo von CYTOTOXIN („A Whore d’Oeuvre Macabre“) , als auch Seth von SEPTICFLESH („TerrorVision“) gibt es in Tradition der Vorgänger dazu. Eine richtige Bromance, die sich da mittlerweile entwickelt hat.
Großartig geändert hat sich im restlichen Kosmos von ABORTED auch nix: Brutales Geballer in chirurgischer Präzision, immer wieder unterbrochen von griffigen Hooks, groovigen Zwischenspielen oder locker aus dem Ärmel geschüttelten Soli. Auch am Vorgänger wurde schon leicht an der Rezeptur gefeilt. Dabei wurden hauptsächlich die Regler „Eingängigkeit“ und „Melodie“ gedreht. (Das hatte übrigens Brecher wie „Divine Impediment“ zur Folge: Mit über einer halbe Millionen Aufrufen eines der erfolgreichsten Videos der Band bei Youtube.) Hier prinzipiell „nur“ mehr vom Bekannten.
Die Songs setzen sich ähnlich wie auf dem Vorgänger nicht sofort im Kopf fest, sondern brauchen ein paar Anläufe, offerieren dann aber doch eingängige Stellen. Der nachvollziehbarste Song und „Hit“ auf „TerrorVision“ ist wohl die Videoauskopplung „Squalor Opera“: Groove, Hochgeschwindigkeitsattacken, im Ohr hängen bleibender Chorus. Wird bestimmt in Zukunft öfter in Clubs oder auf Festivals zum Mosh „pitten“. Ein wenig mehr Songs solchen Kalibers sind wünschenswert. Aber technische Massaker, die auch noch Atmosphäre können, wie „Farewell To The Flesh“, „Vespertine Decay“ oder das effektiv mit Stops und Überschall-Blasts arbeitende „Visceral Despondency“ sind schon sehr cool. Sonst rauscht aber in den ersten Hördurchgängen D-Zug-mäßig alles an einem erstmal vorbei, ohne dass markante Parts hängenbleiben.
… was aber immer noch Qualität verspricht!
Wenn im direkten Vergleich die Vorgänger doch um einiges eingängiger waren und die abwechslungsreicheren Stücke hatten, ist „TerrorVision“ doch weit davon entfernt, schlechte Ware zu sein. Zwar geht es hauptsächlich in Höchstgeschwindigkeit nach vorne, Verschnaufpausen gibt es kaum, allerdings bleiben die Stücke abwechslungsreich und gut. Auffallend ist hier auch wieder das Händchen für höchstes instrumentales Können. Das mündet aber nicht in bloßes Zurschaustellen der eigenen Fähigkeiten, sondern produziert durchaus qualitatives Songmaterial. Und: Es drüüüückt wieder einmal ganz einfach ordentlich, nicht zuletzt dank der transparenten Produktion.
Mit dem Rausschmeißer „The Final Absolution“ gibt es dann noch einmal einen krönenden Abschluss: elektronische Samples, langsamer Einstieg, dann die Eruption, später abwechslungsreichere Riffs, tolles Solieren von Mendel und Ian an den Klampfen. Starkes Ding!
Mittlerweile haben sich ABORTED einfach als „Marke“ etabliert: Konstantes Qualitätsmaterial auf den Studioalben und live auch immer wieder ein Fest. Wer auf die Vorgänger klar kam, wird bei „TerrorVision“ wenig falsch machen. Auch auf den Einkaufszettel aller hungrigen Death/Grind-Fans und Hochgeschwindigkeits-Freaks gehört „TerrorVision“ notiert. Leute mit Bluthochdruck oder schwachen Herzen sollten allerdings wie schon in der Vergangenheit einen großen Bogen um ABORTED schlagen.
Ja, geiles Teil!
Bei Aborted muss man ja irgendwie auf rohes Brutal-Death-Geknüppel gefasst sein. Ich mag das ja auch. Die neue Platte ist aber ungewohnt melodiös – im positiven Sinne. Einfach richtig gut eben. Gut gemacht, gut umgesetzt und macht einfach Lust die Platte 2 oder 3 Mal zu hören. Definitiv einer der Überraschungen dies Jahr!
Die Platte ist nach Retrogore das womöglich beste Werk der Belgier.
Im Mittel sind die Songs rund 4 Minuten lang, was absolut in Ordnung ist, die Scheibe selbst schlägt mit rund einer Dreiviertel Stunde zu Buche, was ohne den angemessen melodischen Einschlag dann vielleicht sogar etwas arg wäre.
Einziger Wermutstropfen ist für mich das vorab veröffentlichte Vespertine Decay, welches mit 6 Minuten einfach zu lang ist und gerade im Endteil doch etwas sehr verkopft wirkt.
Ansonsten alles wie immer bei Aborted, Retrogore mit einer gefühlt zusätzlichen Portion Groove, vorallem Squalor Opera und A Whore d’oeuvre macabre haben es mir da angetan.
Nachtrag: The Final Absolution als Abschied hat nochmal einen perfekten Schnitt vom Album gemacht. Geniales Ding, geht alles in allem besser ins Ohr als Retrogore ohne dabei weichgespült zu wirken.
Wow, sie haben es meiner Meinung nach echt geschafft, den starken Vorgänger RetroGore zu übertrumpfen. Habe das Album schon ein paar Mal durchgehört und ich kann kaum Schwächen ausmachen. Ein langsames Lied der Marke „Expurgation Euphoria“ wäre für etwas mehr Abwechslung wünschenswert gewesen, dann hätte ich auch die volle Punktezahl vergeben. Mit TerrorVision werde ich wohl noch lange meine Freunde im Auto „terrorisieren“ 😀
Für mich haben Aborted noch nie ein wirklich schwaches abgeliefert. Selbst im weiteren Sinne experimentelle Alben wie Strychnine hatten und haben stets ihren Reiz. Retrogore war jedoch nach The Archaic Abatoir die zweite Aborted Platte, die bei mir auf Endlosschleife lief. Das hier Vorliegende hat mindestens das gleiche Suchtpotential. Schlichtweg großartig! Mein Kompliment nach Belgien…