ABIGAIL können auf eine steinige Vergangenheit zurückblicken: 1988 gegründet, wurde das erste Demo mit sechs Death-Metal-Songs 1994 aufgenommen, aber ernstzunehmende Erfolge stellten sich erst vor wenigen Jahren ein, als die Rumänen mit Sängerin Corina eine talentierte und charismatische Frontfrau in ihren Reihen begrüßen konnten und ihr Repertoire um einige Gothic-Metal-Nummern erweiterten, die 2007 als EP, „New Dawn“, veröffentlicht wurden. Einen Achtungserfolg erhielt die Band auch mit ihrer Version von W.A.S.P.s „Take Me Up“, der auf dem W.A.S.P. Tribute-Album „The Crimson Covers“ 2010 auf dem Hamburger Label Remedy Records erschien. Als Corina kurz darauf die Band endgültig verließ, war Bandgründer und Mastermind Razvan Alexandru gezwungen, das Konzept von ABIGAIL ein weiteres Mal zu ändern.

„It Is The Night I Fear“ ist ein bemerkenswerter Neuanfang für die Band. Sämtliche Gothic-Metal-Elemente wurden endgültig verbannt und düstere, zuweilen tief-traurige Melodien hielten Einzug. Die vier neuen Songs sind ein Befreiungsschlag, fett produzierte und kompositorisch eindringliche Epizentren von Dunkelheit, Verzweiflung, Schönheit und Kraft. Ein großes Auf- und Durchatmen der Band. Dabei wirken die tiefen Growls von Mihu – genauso wie die Clean-Vocals im Opener („Mirrow: A Room Without Windows“) – niemals aufgesetzt oder übertrieben eingesetzt, sondern fügen sich dem Zusammenspiel aus Gitarre, Bass, Drums und Keys nahezu perfekt als weiteres Instrument ein. Der achtminütige Titeltrack punktet in dieser Hinsicht ohne Abzüge, und vereint aggresive Passagen mit ruhigen Doom-Metal-Melodien und einem atmosphärischen Mittelteil.

ABIGAIL haben mit „It Is The Night I Fear“ eine rundum überzeugende EP veröffentlicht. Auch die saubere und druckvolle Produktion kommt den abwechslungsreichen Songs zugute und macht dieses Werk, das übrigens inklusive Artwork und Lyrics als kostenloser Download von der Band selbst zur Verfügung gestellt wird, für jeden Doom-Metal-Fan unverzichtbar. Auf diesem Level müssen ABIGAIL jedenfalls keine Konkurrenz fürchten. Ein Album in diesem Stil könnte den internationalen Durchbruch bedeuten.