Abhorrence - Completely Vulgar

Review

Hört man sich das aktuelle AMORPHIS-Werk „The Beginning Of Times“ an, kann man kaum glauben, dass die Band eng mit ABHORRENCE verbandelt ist, die Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger zu den Death-Metal-Vorreitern in Finnland gehörten. Vorgrunzer und Gitarrist Tomi Koivusaari spielte in beiden Bands, und der „rettete“ den ABHORRENCE-Song „Vulgar Necrolatry“ zu AMORPHIS hinüber – wobei Originalfrontmann Jukka Kolehmainen stets den Gesang übernehmen durfte.

Wem aber „Karelian Isthmus“ und die „Privilege Of Evil“-EP von AMORPHIS vertraut sind, wird sich vermutlich freuen, dass Svart Records nun das Vermächtnis von ABHORRENCE auf CD und LP veröffentlichen. Das ist zum einen das erste Demo „Vulgar Necrolatry“ sowie die „Abhorrence“-EP von 1990. Hinzu gesellen sich sechs Livesongs von einer Show 1990 in Turku sowie zwei Rehearsaltracks. Das Vinyl enhält zusätzlich noch die fünf Tracks des Rehearsal-Demos „Macabre Masquerade“.

Natürlich ist das in erster Linie etwas für Liebhaber, aber: Die Tracks vom Demo und der EP sind mehr als nur hörenswert. Der Sound ist roh, aber vergleichsweise gut, die Gitarren sägen herrlich (vor allem auf dem Demo), die Band spielt intensiv, und trotzdem haben die Songs schon diese Erhabenheit, die ja auch die frühen AMORPHIS auszeichnete. Da gibt es diese doomige Atmosphäre, diese merkwürdigen Melodien und dieses unergründliche Death-Metal-Grunzen. Wenn von „essenziell“ im Death Metal gesprochen wird, gehör(t)en ABHORRENCE gewiss mit dazu.

Bei den Livetracks wiederum kann man diese Erhabenheit nur erahnen – der Sound ist naturgemäß rumpelig, wird aber immerhin nach dem ersten Track etwas besser. Allerdings hört man ständig irgendwelche Gespräche im Hintergrund. Das ist also eher ein Zeitdokument und der Teil für Komplettisten. Die beiden Rehearsaltracks „The Macabre Masquerade“ und „Adoration Of Abcessed Cadavers“ sind soundmäßig kaum besser, da mono, aber wenigstens ohne Störgeräusche. Was es mit den Bonustracks des Doppelvinyls auf sich hat, kann ich nicht sagen, da sie mir zur Rezension nicht vorliegen.

Wer also den mehr oder minder kompletten ABHORRENCE-Nachlass in Händen halten möchte, kann mit „Completely Vulgar“ nichts falsch machen. Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass es die Tracks des Demos und der EP auf der offiziellen ABHORRENCE-Homepage als kostenlosen Download gibt. Besser ist aber selbstverständlich die CD und vor allem das Blood-and-vomit-Doppelvinyl im Gatefoldschuber mit extra Linernotes: Sieht schick aus, und da die Veröffentlichung von der Band abgesegnet wurde, kann das so verkehrt nicht sein.

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15.06.2012

- Dreaming in Red -

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