Abandoned Place - Shadow Of Memory

Review

Etwas spärlich gestalten sich die Informationen, die man auf dem schicken Digipak von „Shadow Of Memory“, dem Erstlingswerk von ABANDONED PLACE, findet. Kein Booklet, keine Songtitel, einzig dass hinter dem Projekt der Franzose Romain Lemenorel steckt, den wohl wirklich nur eingefleischte Musikliebhaber von seinem Martial Industrial-Projekt MARCH OF HEROES her kennen dürften.

Mit ABANDONED PLACE entfernt sich der Franzose von dem militärisch geprägten Sound von MARCH OF HEROES und widmet sich auf „Shadow Of Memory“ ganz dem gepflegten Dark Ambient. Im Rahmen der acht titellosen Stücke entwirft er dabei eine sehr düstere Stimmung, die gleichzeitig jedoch an manchen Stellen eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlt. Sanfte, elektronische Ambientflächen durchziehen das ganze Album, immer wieder werden diese dabei durch die unterschiedlichsten Klänge aufgebrochen. Nicht immer kann man sich dabei sicher sein, was dies alles genau für Klänge sind und vor allem auch welchen Ursprungs diese sind. So wirken einige der beklemmenden Samples wie qualvolle und unterdrückte Schreie – ob diese allerdings menschlichen Ursprungs sind, ist der Phantasie des Hörers überlassen.

Diese Phantasie wird vor allem durch die wunderbaren Bilder angeregt, die gleichzeitig den Zugang zum Album erleichtern. Die Bilder zeigen alte, verlassene und heruntergekommene Zimmer in einem baufälligen Haus, in denen man nicht nur zahlreiche Symbole der Vergänglichkeit findet, sondern auch an die Menschen erinnert wird, die einst in diesen Zimmern lebten. Wie Schatten liegen ihre Gesichter über diesen Räumen, in denen sich ihr Leben vielleicht bis zu ihrem Tod abgespielt hat. Entfaltet man diese Eindrücke beim Anhören des Albums nun vor seinem geistigen Auge, fühlt man sich bald so, als würde man inmitten dieser Zimmer stehen. In Verbindung mit den manchmal undefinierbaren und stellenweise auch verwirrenden Samples glaubt man stellenweise, die Toten in diesen heruntergekommenen Zimmern förmlich zu hören.

Auf diese Art und Weise schafft es „Shadow Of Memory“ den Hörer in seinen Bann zu ziehen und bei diesem ganz eigene Bilder und Vorstellungen entstehen zu lassen. Gerade dies macht die Faszination dieses Albums aus und wer bereit ist, sich eine Stunde lang in dieses verlassene Haus zu begeben, wird es am Ende mit Sicherheit nicht bereuen. Eine gewisse Erfahrung mit dem Dark Ambient-Genre sowie eine passende Stimmung sollte man dabei allerdings mitbringen, sonst könnte es nämlich eine eher anstrengende und nichts sagende Stunde im Haus der Erinnerungen werden.

03.06.2008
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