Aarni - Tocoth

Review

AARNI aus Finnland, angeführt von Markus Marjomaa mit der Unterstützung einiger imaginärer Mitglieder (besonders zu erwähnen ist hier der bierbäuchige „Doomintroll“ mit Stoppelbart), ist nach eigener Aussage „brutaler als deine Mutter, […] progressiver als SLAYER, ausgewogener als Jesus, Moses oder Mohammed, besser erzogen als Hitler, naturwissenschaftlicher als Dawkins und ehrlicher als jede Regierung“. Klingt seltsam? Willkommen in der Welt von AARNI. Seltsam ist hier so einiges, was vor allem eines heißt: Lustiges Einmanntrüppchen, dieser Finne.

„Tohcoth“ entzieht sich jeder Schublade, was an sich nicht weiter verwundern würde, wenn es sie denn wenigstens verhöhnte oder sich ganz bewusst darüber hinwegsetzte. Das ist nicht falsch zu verstehen: AARNI beweist zu jeder Zeit ein eigenes Gesicht. Doch in der Mischung aus Doom Metal, psychedelisch-naiver Experimentierfreude und schunkeltauglichen Rhythmen wirken BLACK-SABBATH-Anspielungen neben schiefem Gesang ohne Stimmvolumen eher unfreiwillig komisch denn beabsichtigt. Will sagen: Bis zu einem gewissen Grad ist AARNI definitiv Spaßprojekt – siehe zum Beispiel die „Battle Hymn of Eristocracy“, die mit käsigem Synthesizer und grausigem (in diesem Zusammenhang bedeutet das eher „belustigendem“) Gegrölfiepse (Verzeihung, mir fällt nichts Besseres ein) der Scheibe jeglichen Ernst nimmt.
Andererseits hat „Tocoth“ schon was drauf, wenn man einmal vom Gesang – übrigens auf Englisch, Latein, Finnisch und Henochisch vorgetragen – absieht. Vor allem in den verspielten, langgezogen Instrumentalpassagen entwickelt sich des öfteren ein nie enden wollender Fluss mit immer neuen Wendungen, der die erwähnte psychedelische Atmosphäre wunderbar einfängt – der etwas dünnen Produktion wie zum Hohn.

Ob Spaßprojekt oder nicht, „Tohcoth“ kann man weder ernst nehmen noch schlicht als Scherz abtun. Für eine Zielgruppe sind AARNI sowieso zu durchgeknallt, wie es scheint, und so wird dieses Album wahrscheinlich auch einfach wieder übergangen werden beziehungsweise bei niemandem echten Rüchkhalt finden. Bleibt noch, mit einem Zitat aus „The Battle Hymn of Discordia“ zu schließen: „Grand and gory old discordia! / Her Apple Corps is strong! / Ewige Blumenkraft und Fliegende Kinderscheisse!“

10.05.2008

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37301 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

1 Kommentar zu Aarni - Tocoth

  1. sanctus sagt:

    Aarni sind einfach einzigartig und treffen genau meinen Nerv…

    10/10