Kanadische Bands wie SKULL FIST, RIOT CITY oder SMOULDER sorgten in den vergangenen Jahren dafür, dass die Hinterlassenschaften der späten 70er und frühen 80er Jahre nicht in Vergessenheit geraten. Auch in Australien scheint sich eine NWoTHM-Szene zu etablieren. Namen wie ELM STREET, TAROT, ROAD WARRIOR oder die Altmeister BENGAL TIGERS sind in Europa nicht unbekannt. Erst im vierten Jahr der Bandgeschichte befinden sich AARDVARK aus Melbourne. Gleich mit dem Debüt „Tough Love“ gelingt dem Quartett der Sprung zu einem europäischen Label. Sind die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt?
AARDVARK erhalten reichlich Vorschusslorbeeren
Ein kurzes Intro eröffnet „Ankh“. Im besten NWoBHM-Style legen AARDVARK los: Tempo, verspielte Interludes und der eingängige Refrain sorgen für geballte Fäuste vor der Bühne. Das alles verpacken AARDVARK in einer erdigen 80er-Jahre-Produktion. Die Old-School-Metal-Enthusiasten sollten spätestens mit dem zum Headbangen einladenden Titeltrack voll auf ihre Kosten kommen. Das übertriebene U und A im Refrain ist als Minuspunkt anzumerken.
Ob “Don’t Call Me A Liar”, “Fire”, “Fight Back” oder „Killer“: Den musikalischen Spirit der 80er Jahre haben die Protagonisten anscheinend mit der Muttermilch eingepflanzt bekommen. Aus dem Rahmen fällt “Destructor”. Die verzerrten Stimmen sorgen für Stirnrunzeln, auch wenn der Song an sich gut nach vorne geht.
Die Schlussrunde läuten ruhige Töne ein. Die fade Rockballade „The Dream Is Nearly Over” sorgt für Abwechselung, passt aber nicht zum übrigen Material auf der LP. „Too Old To Cry“ sind AARDVARK nicht. Mit ordentlich Tempo und Old-School-Metal dreht sich „Tough Love“ dem Ende entgegen.
„Tough Love“: eine Empfehlung für Old-School-Metal-Enthusiasten
AARDVARK adressieren ihr Debüt an Fans des 80er-Jahre-Sounds. Sowohl die Produktion an sich als auch der Inhalt setzen auf den Spirit des prägenden Jahrzehnts. Die circa 45 Minuten Musik können nicht immer überzeugen. Vor allem die Rockballade „The Dream Is Nearly Over” fällt gegenüber den anderen Tracks deutlich ab.
An der ein oder anderen Stelle kommen die Backgroundgesänge überdosiert rüber, was den Fokus von der starken Instrumentalfraktion ablenkt. Insgesamt ist „Tough Love“ eine Empfehlung für Menschen mit einer Vorliebe von circa 40 Jahre alten Underground-Klängen, die anno 2024 genau dort anknüpfen, wo TANK, GRIM REAPER und Co. aufgehört haben.
Mensch Jürgen,
mit der Review haste mir was angetan, da mich das vom Beuteschema – Mucke im Style der frühen 80er – natürlich als alten Knacker voll anmacht.
Ich hab mich gefragt, was der Jürgen wohl meint mit seinen Kritikpunkten und dachte, och, der Jürgen, ich lese ihn ja schon länger, hat mal wieder zu sehr mit dem Kopf gelauscht:)
Ehrlich gesagt, weder vom Bandnamen noch vom Cover wäre ich ohne deine Review auf die Idee gekommen da auch nur reinzuhören.
Was mich dann aber erwartete, ich war baff im ersten Durchgang und fragte mich – soll das Verarsche und Satire sein oder ist das ernst gemeint? Das letzte Mal so vor den Kopf gestoßen fühlte ich mich 1982 als Dadada ich lieb dich ich lieb dich nicht von Trio im Radio lief. 🙂
Als dann auf der Tough Lough die überlauten U und Ah! Cöre losliefen kopfte ich Schenkel und dachte – das ist doch Original vom Gassenhauer Dschinghis Khan aus den 70er Jahren in einen Metalsong gepackt!
Die Scheibe ist so massiv gegen den heutigen Mainstream auch von der Produktion – eher wie ein massiv gutes Demo auf ner Bandmaschine recordet, denn als ein Release.
Ehrlich gesagt, nach dem ersten Durchlauf wußte ich gar nicht, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite beweißt der Sänger auf einigen Stücken abartig gutes Können – daß dann aber so laut nach vorne gemischt wird, daß er alles zusammenschreit, auf der anderen Seite spielt der Gitarrist – Rhythm und Solo auf 2 derart unterschiedlichen Welten zusammen – einfachste Untermalung wie bei ner Schülerband und ausgereifte Solomelodien, wie auf den besten Maiden Alben – daß mir die Kinnlade in Scheiben hängt.
Ich kenne leider die Musiker nicht -und weiß nicht, ob das ein Experiment sein soll und ernst gemeint ist, oder ob das erfrischende Satire sein soll von einiges Styles aus den 80ern.
Da wird mal mit dem Reverb geklotzt oder auch bei den drums seltsam intoniert – da machen die Gitarren unterschiedliche Welten auf – so kombiniert und mit so einem Sound hab ich jetzt aus dem Gedächtnis noch nix erlebt, sehr interessant, und desto öfter ich es höre, desto mehr finde ich Gefallen dran.
Du hast da ne 7 vergeben – für deine Verhältnisse – hast mir ja mal ne Mail mit Erklärungen geschickt – sehr hoch – ich glaube die letzte Rods kriegte bei dir nur ne 6 oder so, und die fand ich saustark.
Ich selber wüßte die Aaardvark gar nicht recht einzustufen – ich finds geil und doch wieder nicht, weil eben manches anscheinend absichtlich zum Nerven oder Lachen eingeworfen wird – wie stellenweise überlauter Gesang oder absichtlich unpassende Chöre (Uh Ah!)
Keine Ahnung, ich würde wohl auch bei 7-8 landen – eben weil das so anders ist wie momentane Produktionen, extrem gewagt – und polarisierend hin bis zum Plattencover – Armdrücken zwischen Mann und Frau –
und es gibt wirklich parts, die finde ich saugeil.
Bin gespannt, ob man von der Truppe noch mehr zu hören kriegt, vom Können her haben die schon richtig was drauf!
Wenn mich mal die Lust auf NWoBHM packt, bietet Dying Victims Productions immer nen großen Fundus, um ein wenig zu stöbern, wenngleich abseits von Bands wie Megaton Sword und Venator meistens nur selten was dabei ist, was einen bei Stange hält. Aardvark sind in der Hinsicht leider keine Ausnahme. Zwar sind durchaus auch paar coole und catchy Nummern wie „Fire“ drauf, aber der überwiegende Teil ist leider relativ austauschbar und bietet wenig, was sich irgendwo in der Hirnrinde festfrisst. Schade drum, war ich doch ob der ersten Vorabsingle erstmal freudig erregt.
Danke Destruct,
für deine Tipps – da muß ich mich morgen mal ranmachen –
habe von den beiden Bands bisher noch nix gehört.
Wünsche dir nen schönen Abend – muß jetzt meine headbangende Katze mal zur Bettruhe bewegen –
die will wieder mal nicht aufhören abzurocken.
🙂