Das es sich bei den US Amerikanern von A TORTURED SOUL um Old-School-Metal der Achtziger handelt, vermutet man auf dem ersten Blick ganz und gar nicht, denn sowohl der Bandname als auch das Cover deuten viel eher auf Death- oder sogar Black Metal hin. Doch schon der mit treibenden Strophen und verlangsamten, sehr schwelgerischen Refrains ausgestattete Opener „Tomorrow’s Door“ beseitigt alle Zweifel am Stil dieser Band und gibt eindeutig zu verstehen, dass den Jungs von A TORTURED SOUL ganz besonders zu KING DIAMOND und MERCYFUL FATE einer abgeht, und dies liegt nicht nur an der Instrumentierung, die sich auffallend uninspiriert bei den Idolen bedient, sondern vor allem auch an Sänger Rick Black, der wie eine jüngere Mutation unseres geliebten Rob Halford ausschaut und dabei wunderbar hoch durch die Nase singt, als wolle er Herrn Kim Bendix Petersen, der uns allen als King Diamond ein Begriff ist, nacheifern. Allerdings gelingt ihm dies nur selten gut und verkommt oft zu einer Eunuchen-Nummer, die nur noch durch das eierlose Geseier der Herren Cans und Kotipelto übertroffen wird.
Aber Herr Black kann auch anders, denn im schleppenden, sehr gesangsorientierten „Not Tonight“ hängt dieser kurzerhand den Ozzy raus und kann damit zumindest als Stimmenimitator punkten. Musikalisch geht diese Nummer, als auch die folgenden Songs, zwar in Ordnung, wobei mich aber eigentlich nur noch die Double-Bass-Attacken im flotten „Nocturne“ begeistern können. Auch der raue Gesang gefällt, bis zum Einsatz von Kermit, der einen ansonsten sehr gelungenen Track ins Lächerliche zieht, vor allem wenn das erzwungene Lachen zur Mitte des Songs ertönt. Einige Songs weiter, die in etwa im selben Muster gestrickt sind, wünsche ich mir schliesslich auch einen „Altar Of Sangria“, dem die Band noch vom letzten Ballermann-Urlaub huldigt, um mich aufgrund der mehr als peinlich vorgetragenen Adaptionen besinnungslos zu saufen. Das geht ja gar nicht.
Puristen und Verehrer der 80er US-Metal-Schule bekommen auf „Kiss Of The Thorn“ einen Arsch voll altbackenem Riffing und ausgesprochen gutem Drumming mit lustigem Gesang dargeboten und dürfen daher gern ein Ohr riskieren. Wer jedoch auf Individualität und Anspruch Wert legt, macht um A TORTURED SOUL einen grossen Bogen und steuert am besten direkt die Alben der alten Helden an oder versucht es mal in der Progressive/Alternative-Ecke.
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