A Swarm Of The Sun - The Rifts

Review

Die monumentale Riffgewalt CULT OF LUNAs, das ausufernde Pathos KHOMAs, die majestätisch-luftige Anmut ANATHEMAs und die vielschichtige Dynamik KATATONIAs – alles das auf ein und demselben Album? Ist das überhaupt möglich? Es ist möglich. Und wie: Denn unter Zunahme oben genannter Ingredienzen bescheren die Schweden A SWARM OF THE SUN dem Hörer mit ihrem Zweitling ein eben solches und zudem hochgradig vereinnahmendes Klangerlebnis.

Selten war wohl ein Albumtitel treffender gewählt: „The Rifts“, also die Gräben oder Klüfte – hier dargestellt von mächtigen Gitarrenwogen sowie instrumentalem Verhallen nahe der Stille – ziehen sich deutlich hörbar durch die überlangen, uferlosen Kompositionen und hinterlassen selbige am Ende auch in der Psyche des Hörers – sofern dieser sich der Abwärtsspirale mit Leib und Seele hinzugeben bereit ist. Zwischendurch durchdringen allerdings auch immer wieder hoffnungsvolle Interludes aus perlenden Pianoläufen die vertonte Schwermut – jedoch nur, um anschließend selbst wieder in jene zurückzufallen.

Post-Metal, Post-Rock, Ambient, Shoegaze – A SWARM OF THE SUN bedienen sich im Verlauf des Albums zahlreicher Elemente aus all diesen Genres – wobei das Resultat in erster Linie dadurch besticht, dass ein Rädchen ins andere greift und jedes Riff, jeder Ton als unentbehrlicher Baustein im atmosphärisch-emotionalen Kosmos der Schweden fungiert. So beispielsweise türmt sich das über zehnminütige „These Depths Were Always Meant for Both of Us“ anfänglich zu MONO-ähnlichen, intensiven Tremoli immer weiter auf, bis plötzlich ein minutenlanges, in seiner Einfachheit mitreißendes Riff über den Hörer hereinbricht. Anschließend verklingt der Track schließlich in einem zerbrechlichen Duett aus fragilem Gesang und minimalistischen Gitarren. „Infants“ wiederum bietet in seinen ersten Minuten den perfekten Soundtrack für nächtliche Autofahrten: Zunächst leitet eine entfernt und verträumt klingende Akkordfolge in den Song, unterstützt von einem beharrlichen Drum-Schema – bevor nach vier, fünf Minuten ein stattliches Post-Metal-Riff alles und jeden in die Knie zwingt. Umwerfend – wie so vieles auf dieser Scheibe.

Umso bemerkenswerter ist diese musikalische Leistung angesichts der Tatsache, dass sich hinter A SWARM OF THE SUN lediglich zwei Musiker verbergen – Studio-Drummer Karl Daniel Lidén (VAKA, THE OLD WIND), der eine großartige Performance abliefert, mal außen vor gelassen. Erik Nilsson (Gitarre, Piano, Keys, Backing-Gesang und Percussion) und Jakob Berglund (Gesang, Percussion) wecken dabei, was Besetzung, aber auch Stil anbelangt, durchaus Erinnerungen an ADAI – ebenfalls ein Zwei-Mann-Gespann, das vor geraumer Zeit im selben Segment überzeugte. Dass „The Rifts“ außerdem von Magnus Lindberg (u.a. CULT OF LUNA, REFUSED, PG.LOST) klanglich veredelt wurde, steht der Platte natürlich auch bestens zu Gesicht – die Gitarren und Drums klingen wunderbar warm und dennoch mächtig, Nilssons knabenhafter Gesang und die dezent gehaltenen Keys fügen sich hervorragend ins Soundgefüge ein.

Einzige Schwachstelle des Albums sind die gelegentlich auftretenden Längen in einigen Songs, welche Stücke wie beispielsweise „The Warden“ oder „The Nurse“ ein wenig in ihrer Entfaltung bremsen. Unabhängig davon liefern A SWARM OF THE SUN jedoch jedem Liebhaber düsterer, melancholischer Metal-Kost einen absoluten Schatz, der nur darauf wartet, entdeckt zu werden.

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09.02.2015

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