Spontan gefragt könnte vermutlich jeder Leser dieser Zeilen drei absolut beschissene Plattencovers aufzählen. Plattencovers, die als Verpackung so unterirdisch sind, dass sie dem Gesamteindruck des dazugehörigen Tonträgers mehr schaden als es wenn die hierfür Verantwortlichen ihre Musik in alte Zeitungen eingewickelt feilbieten würden. Nun, das kann den Noise-Doom-Ambient-Postrockern von NEUROSIS nicht passieren, denn deren Visual Director Josh Graham ist ein wahrer Meister seines Fachs. Und nicht nur das, denn der Mann weiß auch als Musiker und Songschreiber zu überzeugen. Das wissen alle, die seine Band A STORM OF LIGHT kennen bzw. deren Debüt „And We Wept The Black Ocean Within“ gehört haben.
Wie sein Vorgänger, ein klaustrophobisch-beklemmendes Konzeptalbum über das Meer, hat auch „Forgive Us Our Trespasses“ ein Thema, das sich durch das gesamte Album zieht. Hierauf erzählen A STORM OF LIGHT ihre Version der Menschheitsgeschichte. Von ersten Siedlungen in kargen Wüstenlandschaften, beginnender Sesshaftigkeit, Ackerbau und Viehzucht über zunehmende Industrialisierung bis hin zu Kerkraftwerken, Chemieabfällen und massiver Umweltzerstörung. Man kann es sich denken: Auch diesmal versprühen A STORM OF LIGHT nicht den leistesten Hauch von Optimismus. Stattdessen kreieren sie finstere Endzeitvisionen, die sie aus unserem Umgang mit der Welt ableiten. Inhaltlich wird also schwere Kost geboten, aber auch musikalisch verlangen A STORM OF LIGHT ihren Hörern eine Menge ab. Alles beginnt unspektakulär und entwickelt unvermittelt eine Dynamik, die ihresgleichen sucht- atmosphärisch, düster, mitreißend. Tempi- und Stilwechsel, aus dem Nichts auftauchende Streicher, beschwörende Frauenchöre, mystisch und verstörend zugleich. Die Intensität des Albums nimmt stetig zu und erfährt lediglich durch die von der Lyrikerin Lydia Lynch gesprochen Titel „Alpha“, „Arc Of Nature“ und „Time Our Saviour“ scheinbare Auflockerung, die sich jedoch als bloße Verzögerung des Unausweichlichen entpuppt, bis alles mit „Omega“ seine höchste Dichte erreicht und sich im Nichts auflöst.
Besonders beeindruckt mich bei alledem Bandchef Josh Graham, der seinen gewöhnungsbedürftigen Gesang unglaublich emotional intoniert. Egal, ob er sich -wie bei „Tempest“- die Seele aus dem Leib brüllt oder beim Rausschmeißer „Omega“ völlig entrückt klingt. Dank eines ganz dicken Keyboard- und Effektfundament klingt die Band auf „Forgive Us Our Trespasses“ erheblich dichter und eigenständiger als sie es auf ihrem erstwerk tat, wo die Nähe zu NEUROSIS groß und die Affinität für ISIS oder auch die Dronegötter SUNN O))) klar erkennbar waren.
Ausgefeilte, filigrane Arrangements treffen auf düstere Visionen treffen auf Banjos und Orgeln treffen auf Chöre treffen auf Spoken Word treffen mich persönlich aber trotz aller Virtuosität und Kreativität Dichte des Gesamtwerks einfach nicht so richtig. „Forgive Us Our Trespasses“ muss man an einem Stück erleben und verdauen, und dafür ist mir das Album einfach zu heavy. Respekt, Josh Graham!
Ja sach mal, nachdem was Du geschrieben hast – warum bewertest Du die Scheibe nicht ordentlich? Gibt es dafür einen Grund? Keine Wertung, unglaublich. Also von mir gibt es eine glatte 10. Eines der besten Alben des Jahres.
Was ein Hirni unser Review-Schreiber, und dieses Kunstwerk auch noch in die Ambient-Kategorie einzuordnen. Hatten wir Vollmond am 20.09.2009, oder Magic-Mushrooms für Alle?
Unbedingt reinhören. Geiles Album.