Alles an Josh Graham schreit nach Kopfkino. Als unverzichtbarer Bestandteil des NEUROSIS-Umfelds untermalt er seit 2000 Live wie auch auf Konserve den Sound der Pioniere mit visueller Sprengkraft und seine (sur)realen Panorama-Artworks ziehen mittlerweile auch ausserhalb des Neurot-Kollektivs immer weitere Kreise. Klar, dass er der Ausdruckskraft fürs Auge auch ein Äquivalent fürs Ohr entgegensetzen muss, das mit A STORM OF LIGHT auf einen nicht minder bildgewaltigen Namen hört.
Mit „As The Valley Of Death Becomes Us, Our Silver Memories Fade“ entfacht Graham bereits zum dritten Mal den Lichsturm, der nicht weniger heftig als auf seinen zwei Vorgängern tobt und deren Linie konsequent fortsetzt. Die Floskel mag abgedroschen klingen, auf A STORM OF LIGHT trifft sie jedoch voll zu. Vom relativ stringent durchgezogenen Endzeit-Doom der Oceanokalypse „And We Wept The Black Ocean Within“ entfernte man sich schon ein Stück während „Forgive Us Our Trespasses“. Heuer vermengt man schleppenden Sludge mit lässigem modern Rock („Leave No Wounds“), verschwindet im meditativen Stoner-Schleier („Destroyer“) und mäandert zwischen TOMBS und NEUROSIS genauso wie zwischen PINK FLOYD und QUEENS OF THE STONE AGE. Schneller, rockiger, kompakter ist man geworden, freilich ohne die eruptiven Soundwände („Collapse“) zu vergessen oder in bedrohlichen Melodieführungen („Black Wolves“) und Laut-Leise-Dynamiken („Wasteland“) die unverkennbar eigene Handschrift zu vernachlässigen. Während der augenfällige Fokus auf komplexere Drum-Arbeit den neun Songs im Allgemeinen mehr Grip verleiht, kann im Speziellen erneut ein Hort an Gastmusikern punktuelle Akzente setzen. Viel hilft in diesem Fall viel, denn die Zutaten kulminieren, nicht zuletzt auch aufgrund der erneut heruntergedampften Gesamtlänge der Songs, in einem atmosphärisch massiven Material-Mix mit explosiver Dichte, das nie instabil auseinanderzufallen droht, sondern immer auf den Punkt zündet.
A STORM OF LIGHT bleiben sich treu und machen erneut einen Schritt nach vorne, der sie zu einer der empfehlenswertesten Bands im breiten Sektor zwischen Doom, Rock und Post-Irgendwas macht. Wie immer ist die Gatefold-LP zu empfehlen, die, anders als die ersten zwei Releases, bislang leider nur in schwarz und „langweiligem“ Gold erhältlich ist. Aber auch hier wird Josh Graham sicherlich auch ein prächtiges Farbenspiel einfallen.
Sehr starke Scheibe!!!