Debüt-Alben können schon so ziemliche Überraschungseier sein. Erstmal in den Händen gehalten erwartet man mit Spannung, was da wohl drin sein mag. Das Schütteln, ob die CD innen drin klappert, spare ich mir an dieser Stelle einfach mal. Ich habe es mit A PROMISE TO FORGET zu tun. Die, seit 2012 bestehende Post-Punk Band, aus Birmingham bringt am 11.08.2017 in Eigenregie ihr Erstlingswerk „Dying To Live“ heraus.
Dämonen im Kopf
Fast schüchtern, ja beinahe zerbrechlich beginnt alles mit dem Opener „Old Friends“. Unvoreingenommen lasse ich mich auf die leisen Gitarrentöne und die ruhige, düstere Stimmung ein und versinke in einem fein ausufernden Gesang am Ende des Tracks. Für den ersten Eindruck ist ein derartig schwermütiges Konstrukt ja immer eher schwierig. Dafür geht es danach mit „Ravens And Writing Desks“ etwas krawalliger zur Sache und der gute Metalcore wird ausgepackt, der Staub abgepustet und auf eine A PROMISE TO FORGET -Art neu interpretiert. Eine Mischung aus Post-Metal-Emo-Core, die mit der richtigen Dosierung von Saitengezupfe angenehm gut herüber kommt. Die düstere Atmosphäre bleibt. Texte über die eigenen Dämonen, vor allem Depressionen, Panikattacken und Selbstzweifel sind die immer wiederkehrenden Themen der „Dying To Live“.
Keine platten Attitüden
Dabei schaffen es die Menschen von der Insel aber überraschend gut, nicht in die Tiefen der Eintönigkeit zu versinken und mit jedem Song etwas Besonderes auf die Beine zu stellen. Das ist vor allem der ausgebauten Stimme von Fronter Tim Castle zu verdanken, der sich mit der richtigen Hingabe den einzelnen Lyrics annimmt und sich mal klagend, mal weinerlich und dann wieder wütend durcharbeitet. Nach eigenen Angaben ist das Album „Dying To Live“ über drei Jahre entstanden und zeigt sehr persönliche Einblicke in die Köpfe von A PROMISE TO FORGET. Wenn Tim Castle seine Angstzustände besingt, welche er in der Tat wirklich hat, dann wirkt das weder platt oder cheezy sondern einfach nur ehrlich.
Mein heutiges Überraschungsei hat mich in der Tat überrascht. Ein Erstlingswerk hat es immer schwierig. Und natürlich lässt sich „Dying To Live“ noch einiges an Luft nach oben. So sehr sich die Post-Core-Jungs positiv ins Zeug legen, fehlt es final doch noch ein wenig an Struktur sowie an einer ausgereiften Produktion, um noch mehr aus dem bereits bestehenden Potenzial herauszukitzeln. Um sich auf dem wilden Kindergeburtstag des Metals primär zuzeigen und vorzustellen, dafür reicht „Dying To Live“ locker und sollte mehr als ein müdes, höfliches Lächeln erzeugen. Sich A PROMISE TO FORGET zu merken ist also auf jedenfall nicht das Verkehrteste.
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