A Lower Deep - Black Marys

Review

Einer eindeutigen Kategorisierung entziehen sich A LOWER DEEP erfolgreich. Mal Power Metal, dann wieder eher thrashig, progressiv oder gar doomig – über einen Mangel an Abwechslung kann man sich hier wirklich nicht beschweren. Das Problem ist eher, dass sich aus den verschiedenen Einflüssen kein homogener Gesamtsound formt, sondern eine unruhige und teilweise verwirrende Metal-Melange, die bei längerem Genuss stark an den Nerven des Zuhörers zu zerren beginnt.

Dabei handelt es sich bei „Black Marys“ keineswegs um ein schlechtes Album. Die spürbare Zerrissenheit verstärkt eher die düstere und beklemmende Stimmung der zehn Stücke und lässt diese so schaurig schön wie einen guten Horrorfilm erscheinen. Der Begriff „Black Marys“ ist dabei der Roman-Serie „The Kingdom Of Thorn And Bone“ von Greg Keyes entlehnt und beschreibt dort alptraumhafte Erlebnisse im nicht immer klar voneinander abzugrenzenden Spannungsfeld zwischen Traum und Realität.

Konsequenterweise beschreiben alle Lieder eben solche Alptraum-Situationen in einer ausgesprochen lyrischen Weise, die nicht auf billige Schock-Effekte setzt, sondern versucht, den Zuhörer im unterbewussten Innersten seiner Gefühlswelt anzusprechen und ihn tief verstört zurückzulassen, um über das eigene Erleben nachzugrübeln. Wichtigsten Anteil am Gelingen dürfte dabei der Gesang von Billy Mullican haben, der stark an Warrel Dane (NEVERMORE) erinnert und sich in den stärksten Momenten sogar mit diesem messen kann.

Auch die Instrumental-Abteilung weckt Erinnerungen an NEVERMORE, vereinzelt wird jedoch auch auf klassisches ICED-EARTH-Riffing zurückgegriffen. Das Niveau der großen Vorbilder wird aber nicht durchgängig gehalten, zwischendurch fällt die Band immer wieder ins Mittelmaß zurück. Das gilt in noch stärkerem Maße auch für das Songwriting, das nur wenige Sternstunden wie „The Narrow Way“ hervorbringt und die starken Ansätze meist nicht konsequent genug abschließt. Trotzdem ist „Black Marys“ ein bemerkenswertes Album, das vielen Menschen große Freude bereiten wird.

28.11.2009
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