Angesichts des immer populärer werdenden Frickelcores der Marke Dillinger Escape Plan und Converge dürfte es mittlerweile schwer sein die gebotene technische Finesse noch zu übertrumpfen. A Life Once Lost waren auf der Suche nach der nächsten Disziplin und sind fündig geworden, und zwar in Meshuggah. Einerseits bin ich beeindruckt, dass es Bands immer wieder wagen sich am musikalischen Kuchen dieser brillianten Schweden eine Scheibe abzuschneiden und das technisch-anspruchsvolle Metalbrett dann auch noch überzeugend darbieten – keine leicht zu nehmende Herausforderung. Andererseits ist das Ergebnis im Falle „A Great Artist“ geradezu banal geraten, da alle Substanz aus dem Ideendiebstahl herrührt. Dabei waren A Life Once Lost beim Klauen richtig tüchtig und haben sich bei allen Meshuggah-Trademarks der vergangenen Dekade bedient (mit Schwerpunkt auf „Destroy Erase Improve“). Seien es die schrägen Grooves, die abgehackten Stakkato-Riffs, die typischen Thordendal-Leads, befremdende Anflüge von Harmonie oder die generelle Vorliebe für komplexe Taktwechsel… es ist alles vorhanden und mehr als offensichtlich adaptiert worden ohne einen Hauch eigener Ideen hinzuzuaddieren. Abgesehen vom Missstand der Identitätslosigkeit ist dieses Album auch eher durchwachsen, vereint es doch nicht die Stärken Meshuggahs (Härte, progressives Songwriting), sondern basiert vielmehr auf der routinierten Systematik, die in monotone Midtempo-Kompositionen mündet, ähnlich dem letzten Output „Nothing“ minus dem experimentellen Ansatz. Dabei hätte A Life Once Lost eine Analyse der musikalischen Entwicklung ihrer Vorbilder eigentlich verraten müssen, woran das Abkupfern scheitern muss. Denn Meshuggah stehen seit ihrem Debüt für musikalische Veränderung und kein Album klingt wie das andere. Auch wenn nicht alle Schritte ihrer Diskografie als gelungen oder innovativ zu bezeichnen sind, so kann man ihnen jedoch keinerlei Stillstand vorwerfen. Demnach hätten sich A Life Once Lost mehr darüber Gedanken machen sollen, was NACH Meshuggah kommen könnte. Ein handwerklich beachtlicher aber gänzlich unkreativer Aufguss wird A Life Once Lost jedenfalls nicht auch nur in die Nähe der weiterhin unerreichten Meshuggah bringen.
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