Kein Stillstand im Hause A FOREST OF STARS: Mit ihrem fünften Album „Grave Mounds And Grave Mistakes“ verändern die exzentrischen Engländer erneut ihren Sound. Mit etwas weniger Avantgarde als bisher, aber dafür stimmungsvoll wie eh und je, dringt das Musikerkollektiv in die Untiefen der menschlichen Psyche vor und greift dabei nach den eigenen musikalischen Wurzeln.
„Grave Mounds and Grave Mistakes“ – viel Liebe zum Detail
„Grave Mounds and Grave Mistakes“ begibt sich in die düsteren Ecken der viktorianischen Ära: Harsch (und harscher als zuletzt), aber stets angereichert mit folkigen und progressiven Ansätzen, entfalten A FOREST OF STARS einen Black-Metal-Kosmos, der sicherlich einzigartig in der Metal-Landschaft ist. Dies zeigt sich nicht nur in der Mühe und der offensichtlichen Arbeit, die sich die Band mit ihrem Gesamtauftritt und der Präsentation ihres musikalischen Werkes gibt – so dienen handgemachte Kulissen als Artwork für „Grave Mounds and Grave Mistakes“. Diese Liebe zum Detail und Hingabe an das eigene Schaffen steckt tief in der DNA von A FOREST OF STARS und findet sich folglich auch in den Songs wieder: Der kleine Walzertakt-Trommelmarsch in „Children Of The Night Soil“, „Scripturally Transmitted Disease“ mit seinem abrupten Tempowechseln, „Precipice Pirouette“ mit der eingeflochtenen Akustikgitarre, der Klang futuristischer Apparaturen verteilt über das Album, der außergewöhnlich Gesang von Mister Curse zwischen Wehklagen, Anprangern und Kreischen.
Neben diesen „kleinen“, aber bemerkenswerten Besonderheiten trumpft „Grave Mounds And Grave Mistakes“ mit großen Kompositionen auf. Insbesondere „Tombward Bound“ dreht dabei das ganz große Rad: Das zerbrechliche Klavier, die wahnwitzig-anklagende Stimme von Mister Curse, dazu der erlösend-ätherische Gesang von Katheryne, Queen of the Ghosts, als Gegenpol zu dem schäumenden Gekeife des männlichen Gesangs – eine wunderbare Kombination. Der heftige Ausbruch zum Ende dieses Titels ist damit so gekonnt, wie harmonisch vorbereitet – und ebenso meisterhaft abschließend von der stets stimmig eingesetzten Violine eingefangen. Das ist ganz großes Black-Metal-Theater.
Perfekte Inszenierung einer herausragenden Band
Stichwort „Theater“: Der Titel „Taken By The Sea“ fühlt sich exakt nach einer für die Bühne geschriebenen Dichtung an, ein Bühnenstück: Charismatisch geführt von Katheryne, einer allgegenwärtigen Violine und einer melancholischen Stimmung, irgendwo angesiedelt zwischen Opiumfantasie und vertontem, mystischem Präraffaelismus.
Und auch wenn dies beim Lesen ein wenig an CRADLE OF FILTH zu „Damnation and a Day“-Zeiten denken lässt (dem letztlich doch unterschätzten, an die Werke John Miltons angelehnten fünften Album der Band), so gelingt es „Grave Mounds And Grave Mistakes“ ungleich problemloser eine große, hörspielhafte Geschichte zu erzählen. Im Gegensatz zum Werk von Dani Filth, der mit seinem Konzept Anno 2003 mit ungleich größeren Mitteln und erheblichem Aufwand an der eigenen Ambition gescheitert ist, verstehen A FOREST OF STARS den Hörer mit einfachen Mitteln zu fesseln und eine Stimmung zu kreieren, die glaubwürdig zu dem erzählten, finsteren Konzept passt.
Das ausladende, das romantisch-verspielte legen A FOREST OF STARS auf ihrem aktuellen Werk gegenüber „Beware The Sword You Cannot See“ allerdings ein wenig ab. „Grave Mounds And Grave Mistakes“ zieht knallhart durch – die etwas zerfahrenen Kompositionen der Anfangstage der Band sind längst Geschichte. Und trotz aller Dramatik war der direkte Vorgänger eher eine bunte Märchenreise, leichter zugänglich als „Grave Mounds And Grave Mistakes“ – aber auch ein bisschen beliebiger und weniger packend.
Was fehlt A FOREST OF STARS?
Einer noch höheren Wertung steht lediglich entgegen, dass „Grave Mounds And Grave Mistakes“ die Intensität des ersten Albumdrittels nicht durchgehend aufrecht erhalten kann – dies ist quasi der Fluch der guten Tat, denn wer stark einsteigt und intensiv dabeibleiben muss, der wird zwangsläufig nach hinten raus ein bisschen Luft geben. Auch ist A FOREST OF STARS ziemlich speziell und dadurch etwas sperrig – angefangen bei dem erzählerischen, besonderen Gesang bis hin zum festgelegten, konsequent durchgehaltenen Konzept. Aber dieser Umstand macht den besonderen Charme von „Grave Mounds and Grave Mistakes“ aus und hebt A FOREST OF STARS mit ihrem aktuellen Werk in eine ganz eigene Liga.
Dass die nach hinten raus etwas schwächer wird ist leider wahr. AFOS legen derart überirdisch los, dass man dann Songs, die auf manch anderen Scheiben immer noch die Höhepunkte wären, schon als schwächer empfindet.
Trotzdem absolut herrausragende, eigenständige Band.
Ich finde die Mucke echt interessant und kaufe der Band Konzeption, Leidenschaft und Vision sofort ab, allerdings finde ich leider keinen Zugang und das liegt primär an den Metal Parts, die mir schlicht und ergreifend zu verwaschen und drucklos klingen. Dass das für viele Hörer unbedingt zu BM dazugehört, ja sogar essentiell ist, macht es für mich nicht weniger schwierig in Bezug auf Flow und Hörerleben.
Eine Bewertung dessen, was ich mir ohne die Augenbraue zu heben anhören konnte, Tombward Bound bsw ist wirklich toll, bleibt also fairerweise aus.
Das Album kratzt in meiner persönlichen Wertung mit 8,75 Punkte stärker an der vollen 9 als an der vollen 8 und auch wenn ich normalerweise eher abrunde, möchte ich dem Album für seinen wohlverdienten Tag „Progressive Black Metal“ huldigen. Viele Bands kriegen diesen Tag aufgedrückt aber nur wenige kriegen ihn so gut verpackt wie A Forest Of Stars. Anspruchsvoll, Folk Elemente, Psychedelic Elemente, wechselnder Gesang sogar soweit gehend, dass hier weiblicher Gesang beigesteuert wird. Dies wird ein Album sein wo ich sicherlich auch nach mehrmaligen Hören noch neue Elemente entdecken werde. Bislang eins der stärkeren Alben aus deren Discography, da hier auch wieder ein Tacken mehr der Black Metal im Vordergrund steht (find ich jedenfalls). Trotz des Progressiven Touches fand ich viele der Songs direkt ins Ohr gehend und Lust auf mehr machend was in meinen Augen immer willkommen ist. Mit inzwischen vier Alben sind die Jungs ja nun auch kein unbeschriebenes Blatt mehr.
Ach ja..
„Im Gegensatz zum Werk von Dani Filth, der mit seinem Konzept Anno 2003 mit ungleich größeren Mitteln und erheblichem Aufwand an der eigenen Ambition gescheitert ist,“
Sagt wer? Egal, wie ich die nun finde, erfreut die sich meinem Kenntnisstand nach in einschlägigen Kreisen doch recht großer Beliebtheit. Bitte solchen Unsinn in Zukunft vermeiden und sollte das nur die Ansicht des Rezensenten widerspiegeln, ist es ungeschickt, dass wie eine Tatsache zu formulieren. Nix für ungut..
Zumal nicht wirklich vergleichbar und das weder konzeptionell, noch musikalisch.
Genau! Cradle of Filth. Dani Filth…OMG….das ist kein BM, es ist Geschmackssache, wie alles im Leben…ich mag die Mucke von Dani absolut nicht….genausowenig wie es eine gewisse, symphonic Dark Metal ist, die auch kein Black Metal ist…und deren Fronter ausgeprägte Kostümierung mag….nennen sich Dimmu… 😉
Metal.de ist spät dran – das Album ist ja paar Tage länger draußen. Mir gefällt es gut….richtig „Mainstream“ werden A Forest Of Stars hoffentlich nie…ich hasse diese friggin Vermarktungsmaschinerie…am Liebsten kaufe ich meine Platten via bandcamp, da gibts oftmals ein Autogram 4 free, ferner supported man direkt die Artists, und nicht irgendwelche f*cking Plattenfirmen, deren Bosse nur auf die Kohle aus sind, aber sonst null Plan haben….und Ltd. Editions mancher Bands mit 50 Stück weltweit finde ich voll okay…machen manche Bands ja…wer zu spät kommt, Pech. Commercial dipshit braucht kein Schwein.
Kurzum, der Scheibe gebe ich 8.5/10, aber hier kann man leider nur ganze Punkte vergeben – somit 8 von mir.
Da musste ich also fast 52 Jahre alt werden um diese Band heute erst kennen zu lernen, schämen sollte ich mich, SCHÄMEN!!!
Ach was, besser spät als nie. Es gibt mittlerweile aber auch echt verflucht viele Bands. Mich wrmt das immer, wie viele Hammerbands ich auch nicht kenne und vielleicht niemals kennenlernen werde. O Melancholie.. 🙁
Wie immer ein tolles Album einer ziemlich eigenständigen und außergewöhnlichen Band, dem die dichte Atmosphäre aus jeder Pore trieft. Auch mir kommt es so vor, als würde das Album im letzten Drittel etwas abflachen, was aber auch daran liegen mag, dass der Aha-Effekt schon sehr früh eintritt. Den Verweis auf CoF finde ich allerdings auch heiß, tut man ob des gänzlich unterschiedlichen künstlerischen Anspruchs doch beiden Bands irgendwie unrecht.