Zaghaft eröffnet ein sphärisches Intro das Drittwerk und Labeldebüt bei Prophecy Productions der Briten A FOREST OF STARS “A Shadowplay For Yesterdays”. Spannungsgeladen und geheimnisvoll bereitet es den Hörer auf die bevorstehende berauschende Reise ins viktorianische England des 19. Jahrhunderts vor, zu der der elitäre Gentlemen’s Club geladen hat. In eine von gegensätzlichen Extremen geprägte Epoche, zu der Dekadenz, Prunk, Ausschweifungen und Exzesse ebenso gehören wie Armut, Dreck, Machtspiele und Unmoral.
Und diesen Kontrast spiegelt die musikalische Melange aus avatgardistischem Black Metal, epischem Doom, zartem Prog und Atmospheric Rock, die sich auf “A Shadowplay For Yesterdays” findet, erneut hervorragend wider. Rasende, finster pulsierende Gitarren, gespickt mit schrägen, geheimnisvollen Effekten, und die extremen, irrsinigen Vocals von Mister Curse lassen den Hörer sich des Abends in einer dunklen, schäbigen und verrauchten Seitengasse des Londons des 19. Jahrhunderts wiederfinden. Doch schon im nächsten Moment laden edle, elegante und verspielte Geigen- Klavier- und Flötenmelodien, sanfter weiblicher Gesang und einnehmend betörende Interludien zu einem Besuch im verruchten Gentlemen’s Club, wo die Schönen und Reichen sich bei zweifelhaften Spielen amüsieren, den ahnungslosen Hörer verführen und in ihren Bann ziehen, um ihn auf eine gefährliche Reise durch die Tiefen seines Unterbewusstseins zu schicken.
Denn auch dies vermag “A Shadowplay For Yesterdays”. Die einzigartigen und verschrobenen Kompositionen von A FOREST OF STARS packen den Hörer, reißen ihn voll und ganz aus seinem Alltag heraus und lassen ihn über die komplette Länge des Albums nicht mehr los. Sie gehen weit unter die Haut, reißen mit, berühren auf unterschiedlichste Art. Sie beängstigen und verschrecken, beklemmen und bedrücken, fordern heraus, trösten, erwecken Hoffnung, versetzen in Trance, umgarnen und betören. Und zwischen all diesen Emotionen und unzähligen weiteren wird der Hörer während der Geschichte, die “A Shadowplay Of Yesterdays” erzählt, hin- und hergerissen. Aus diesem Grunde ist dieses Album auch als komplexes Gesamtkunstwerk anzusehen, das deutlich mehr als nur die Gesamtheit seiner Songs ist. Und obwohl auch dieses Werk einige Durchläufe braucht, bevor man Zugang zu ihm findet, so ist es doch deutlich leichter verdaulich als seine Vorgänger und vor allem auch sehr eingängig. Insbesondere das geniale “Gatherer Of The Pure” frisst sich geradezu in die Gehörgänge.
Doch “A Shadowplay For Yesterdays” bietet auch Grund zur Kritik, wenn auch nur im kleinen Rahmen. Einige wenige Parts auf dem Album, insbesondere wenn A FOREST OF STARS in Raserei verfallen, wirken etwas unstimmig und grob in der Gesamtheit dieses sehr fragilen Werks und stören so, wenn auch nur minimal, den sonst so perfekten Hörfluss. Dies schmälert das Hörvergnügen nur marginal, sorgt jedoch für den einzigen Minuspunkt.
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