A Canorous Quintet - The Quintessence

Review

Diese „Quintessence“-Titel haben immer etwas sehr Anmaßendes. Im Falle der Wiederveröffentlichung der ersten beiden (und bisher einzigen) Alben von A CANOROUS QUINTET ist das aber sogar einigermaßen realistisch. Die Schweden, die heute als THIS ENDING mehr oder minder bekannt sind, genossen zwischen 1995 und 1998 zusammen mit ihrem damaligen Label No Fashion Semikultstatus als eine von vielen schwedischen Kapellen, die den Göteborg-Death Metal-Sound auf ein neues Level hoben.

Davon zeugen auf dieser Doppel-CD gleich vier Veröffentlichungen. Da ist zum einen das im Dezember 1995 im Abyss-Studio verewigte Debüt „Silence Of A World Beyond“: Ein acht Stücke umfassendes, kompaktes und absolut prototypisches Beispiel für schwedischen Melodic Death/Black Metal, und dazu ein qualitativ hochwertiges. Der Fünfer zeigt sich für Debütverhältnisse kompositorisch bereits extrem stilsicher, dazu spielerisch bestens aufgelegt, auch wenn das Album nach heutigen Maßstäben im Ganzen durchaus Schwächen in Sachen Vielfalt hat. Letztlich ist retrospektiv die im Riffing, in den Arrangements, den Akustikinterludien mit dem Geflüstere und einigen Details mehr erkennbare extreme Nähe zu beispielsweise AT THE GATES oder UNANIMATED auffällig, aber etwas, das man einer Band 1996 niemals als Einfallslosigkeit aufs Brot geschmiert hätte. Die Bonustracks auf CD 1 – ein Livetrack sowie drei 2012vermutlich im Zuge der digitalen THIS ENDING-EP aufgenommene Tracks, die spannenderweise tatsächlich wie uraltes B-Material im zeitgemäßen, wenn auch recht ruppigen Klangmäntelchen wirken – sind eine nette Beigabe.

Der Zweitling „The Only Pure Hate“, etwa zwei Jahre später entstanden, spricht eine leicht andere Sprache als sein Vorgänger. Daran ist nicht nur der Sunlight Studio-Sound schuld, der die Platte deutlich in die Nähe von AMON AMARTH rückt. Auch die Songs wirken gereifter, mitunter etwas melancholischer, tiefer gestimmt und noch deutlicher, gerade im Gesang, im Fahrwasser von „Slaughter Of The Soul“ schwimmend. Qualitativ liefern A CANOROUS QUINTET trotzdem anständig ab, auch wenn „The Only Pure Hate“ nicht nur der echte Hass, sondern irgendwie auch ein wenig die Unbeschwertheit zu fehlen scheint. Dafür schmückt CD 2 das überzeugendere Bonusmaterial: Neben zwei Demosongs im Vorfeld des zweiten Albums, von denen nur einer letztlich auf der Scheibe gelandet ist (verständlicherweise, übrigens), gibt’s hier auch die 1995er „As Tears“-EP. Die zeigt das Quintett als Death Metal-Band mit doomiger TIAMAT-Schlagseite und leichten spielerischen Schwächen, dafür aber mit viel Herzblut. Spannende Aufnahme, die man nicht mehr an jeder Ecke bekommt.

So sehr Wiederveröffentlichungen sicherlich grundsätzlich zu kritisieren sind, so sehr muss man das Engagement für lange vergessene Alben loben. Wenn dann noch, wie hier, zwei gutklassige Platten mit wertigem und echtem Bonusmaterial und einem gelungenen Remastering zu einem Paket geschnürt werden, ergibt das eine runde Sache. Wer glaubt, nur AT THE GATES hätten guten Göteborg-Sound gespielt, der sollte sich also neben der im direkten Vergleich gelungeneren THE EVERDAWN-Neuauflage auch „The Quintessence“ aufs Zettelchen schreiben.

03.06.2013

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1 Kommentar zu A Canorous Quintet - The Quintessence

  1. Bluttaufe sagt:

    Kaum zu glauben, dass ich die Band bis vor kurzem gar nicht kannte. Aber hin und wieder stolpert man doch über eine schwedische Black/Death Perle aus den Neunzigern (wobei hier mehr Death als Black Metal).
    Vom Umfang her ist der Doppeldecker im Digi jeden Cent wert. Da merkt man, dass man nicht auf die schnelle Mark aus ist. Zumal die beiden Original Alben ja zu Wucherpreisen verhökert werden.
    Kaufgrund für mich war die erste Scheibe, da sie doch nach den üblichen Verdächtigen klingt. Großartige Unterschiede zwischen den damaligen Bands waren eher marginal aber durchaus vorhanden. Wobei A CANOROUS QUINTET damals eher eine Schippe melodischen Death Metal mehr drauf packten als viele ihrer Kollegen.
    Keine Ahnung ob es am Remastern liegt aber der ursprüngliche Abyss Sound klingt für das Alter echt fett.
    Als Bonus auf der ersten Scheibe bekommt man noch 3 neue Stücke von 2011/2012, welche ein Traum sind. So hätte man sich die letzte DISSECTION Scheibe gewünscht. Die Songs mögen neu sein – die Musik bleibt einfach zeitlos.
    CD 1: 10/10

    CD 2 beinhaltet das 2. Album „The Only Pure Hate“ (1998) und unter anderem die 1995er EP.
    Klingt auf alle Fälle durch die trockene und wuchtige Sunlight Produktion mehr denn je nach Death Metal (oder eben Melo Death), wobei es aber auch einige Black Metal Parts gibt.
    Trifft im Großen und Ganzen nicht ganz meinen Nerv, da zum Teil schon zu modern klingend. Dafür klingen die Demos und die EP um so spannender bzw. interessanter.
    8/10

    9/10