Um gleich alle Spekulationen aus dem Weg zu räumen: 7IEBEN haben ihren Bandnamen nicht dem gleichnamigen, herrlich beklemmenden Thriller mit Brad Pitt und Morgan Freeman entliehen. Zumindest greift „Gut zu wissen…“ zu keiner Zeit die Psyche an oder wirft uns Menschen unsere Todsünden vor.
Stattdessen wird Rock geboten, der zwar frei von der Leber weg gelebt wird, aber niemals kopflos erscheint. Dabei setzen die Dresdner keinesfalls nur auf bekannte und erfolgreiche Inhaltsstoffe, die schon Bands wie die HELLACOPTERS oder GUNS N‘ ROSES mit Heerscharen von Fans versorgt haben. Neben einer erstklassigen Gitarrenarbeit (da hat sich jemand extrem viele Slash-Soli angehört!), mordsmäßigem Groove, großem Abwechslungsreichtum, gut durchdachten Songaufbauten und den trotz Überlänge der Lieder packenden Spannungsbögen und Stimmungsschwankungen bedient sich die 2003 gegründete Truppe gerne auch eines Cellos, das den Stücken einen latent melancholischen und nachdenklichen Grundtenor verpasst, ohne sofort die ansonsten unausweichlich scheinenden APOCALYPTICA-Vergleich herauf zu beschwören. Einzig „Meer von Lügen“ weist ein Cello-Arrangement auf, das den Sibelius-Jüngern sehr nahe kommt. Musikalisch ist auf dem Zweitwerk dieses 5ünfers demnach alles einwandfrei. Denn mal ehrlich: Wenn in einem einzigen CD-Review Bandnamen von HELLACOPTERS und GUNS N‘ ROSES über JAMIROQUAI und RHCP (Beginn von „Stranded Angels“) bis hin zu AC/DC (Eingangsriff von „Mädchen“) auftauchen und diese Mischung funktioniert, nötigt das ohne Zweifel Respekt ab.
Doch leider ist nicht alles Gold, was glänzt. Sänger Christoph Meisselbach kann ein durchaus kräftiges und markantes Organ, das in „Meer von Lügen“ sogar an Campino von den TOTEN HOSEN erinnert, sein Eigen nennen. Dies schützt ihn allerdings nicht davor, öfters haarscharf an der schiefen Tonlage vorbei zu säbeln, was eine gewisse Unsicherheit vermittelt. Das größte Manko dieser Platte stellt jedoch die lyrische Seite dar. Das Paradoxe daran: Die erzählten Geschichten sind stets gehaltvoll und beinhalten interessante Gedanken. Einzig das Feeling, das sie transportieren, kippt zu oft in Grönemeyer/Westernhagen-Sphären ab. Folge: Einige Rocker und unwesentlich mehr Schwermetaller werden aufgrund dessen ihre Schwierigkeiten mit „Gut zu wissen…“ haben.
Eines ist jedoch zu keiner Sekunde von der Hand zu weisen: 7IEBEN sind eine eigenständige Band, die mit ihrem Zweitwerk ein interessantes Stück Musik auf den Markt geworfen hat, dem sich das ein oder andere Spartenlabel ruhig annehmen dürfte. Nicht nur die Idee, den Bookletinhalt in Form einer Medikamentenpackungsbeilage zu gestalten, ist gelungen, auch die Musik sprüht über vor Kreativität. Bleibt nur die Frage nach der genauen Zielgruppe dieser Musik…
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