Ross The Boss - By Blood Sworn

Review

Der ehemalige Mitstreiter Joey DeMaio und Mitbegründer von MANOWAR, ROSS THE BOSS, ist in den letzten Jahren wieder verstärkt unter seinem eigenen Namen in der Szene in Erscheinung getreten. Neben einigen Albumveröffentlichungen war der Boss (nicht Springsteen) vornehmlich mit seinen “Classic Manowar Set” betitelten Shows zu hören und hat dabei eine sehr gute Figur gemacht (u.a. auf dem Rock Hard Festival). Nun hat er zusammen mit seiner Tourband ein weiteres Album via AFM Records veröffentlicht: “By Blood Sworn” ist das dritte Studioalbum mit dem ROSS THE BOSS wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen will.

Alte Glanzzeiten?

Gelingt der Truppe das? Nicht wirklich. Klar, Ross spielt die Gitarre noch genauso, wie er es in den seligen Achtzigern auf den wichtigen MANOWAR-Alben gemacht hat. Das aber ist noch keine Garantie, dass auf “By Blood Sworn” auch gute Songs zu hören sind. Dabei macht vor allem Sänger in den Kompositionen keine allzu gute Figur. In Ermangelung von guten Hooklines, verliert der Mann sich allzu oft in stumpfem und ineffektiv eingesetztem Geschrei. Gut nachzuhören beim eröffnenden Titeltrack zum Beispiel. Das wird im Laufe der Platte zwar nach hinten raus, hat aber dennoch einen faden Beigeschmack zur Folge. Da wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen.

Mangelndes Songwriting?

Das größere Manko von “By Blood Sworn” ist aber eine gewisse Zerfahrenheit der Songs. Oft hat man als Hörer den Eindruck, dass man der Reiseroute der Songs von ROSS THE BOSS nicht recht folgen kann. Oder man wird geradezu brutal mit der Nase auf andere Künstler gestoßen. Die Ballade “Faith Of The Fallen” könnte so auch aus der Feder von Wattenscheids Finest AXEL RUDI PELL stammen. Zuzüglich eines Pathos-Schleim-Faktors, der einem echt die Schuhe auszieht. Nee, tut mir Leid. Wenn das ein Versuch war, atmosphärisch an Nummern wie “Heart Of Steel” oder “Crown And The Ring“ heranzureichen, ist er grandios gescheitert. Da machen Songs wie das an ALICE COOPER erinnernde “Devil’s Day” oder “Play Among The Godz” eine wesentlich bessere Figur. Die Songs kommen in ihrer Kürze schön knackig auf den Punkt und rocken, wie man es von den Live-Shows des Maestros und seiner Band kennt. Auch “Mother Of Horros” ist ein cooler Rocker, der einen Platz im Live-Set finden könnte. Macht Laune, die Nummer.

Die zweite Hälfte rockt dann doch

Man fragt sich, warum ROSS THE BOSS ihre Stärken erst in der zweiten Albumhälfte gekonnt ausspielen, denn auch das aggressive “Fistful Of Hate” kann eine Menge. Vielleicht wollte Ross es auf “By Blood Sworn” ein wenig zu sehr wissen. Beurteilen kann ich das aber freilich nicht, es wirkt auf mich aber schon so, dass die Band an vielen Stellen einfach zu viel wollte und die Songs unter diesem kreativen Input gelitten haben. Für einen erfahrenen Songwriter wie ROSS THE BOSS ist das unter dem Strich zu wenig.

21.04.2018
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