Kein Cover

300.000 V.K. - Bill Gates - Hard Drive

Review

Immer wieder erstaunlich, was man so alles für ein Metal Zine rezensieren darf/muß. Soviel gleich vorweg: Alle, die auf der Dark Site surfen, weil sie ausschließlich Metal mögen, können schon mal zum nächsten Review springen. Schon im Info steht geschrieben: „File under: Electronica/Industrial“. Treffender geht’s eigentlich nicht, vielleicht etwas einfacher: Diese CD beinhaltet Techno, allerdings so düster, daß ich ihn schon fast als Dark Wave bezeichnen möchte. Dies wäre dann wohl auch der Bezug zur Dark Site. Dazu (un-?)passend ein intellektuelles Geschwafel im Booklet über die Mensch-Maschine-Kiste und ein provozierendes Cover, aus dem zwar keiner schlau wird, aber über das sich mit Sicherheit irgend jemand aufregen wird. Den Digipack ziert ein grinsender Bill Gates zu seinen Hippiefrisurzeiten mit einem Reichskreuz um den Hals. Ein wenig klärend ist der Hinweis, daß sich hinter 300.000 V.K. ein Laibach Mitglied (wer auch immer) verbirgt, mehr wird uns aber nicht mitgeteilt. So viel (oder besser: so wenig) zum Künstler selbst. Doch nun zu seinem Werke. Für diejenigen unter uns, die vorwiegend Nachts aus dem Haus gehen und sich auch sonst eher den düsteren und zudem sterilen Dingen des Nichtlebens hingezogen fühlen, könnte ich mir vorstellen, daß sie etwas mit dieser CD anfangen können. Diejenigen, die jedoch gerne intensiv einer Musik lauschen ohne in Trance zu verfallen (oder sollte ich besser einschlafen sagen?), sollten vielleicht doch lieber die Finger von „Bill Gates“ lassen. Endlose Klang- und Rhythmusloops sind zwar normal bei elektronischer Musik, da mache ich mir ja gar keine Illusionen, aber dennoch habe ich schon einiges Interessanteres dieser Art zu Ohren bekommen. Die Sounds klingen alle nicht besonders neu und gute Grooves sind ebenfalls sehr rar. Die düstere Atmosphäre, die hier erzeugt oder vielmehr aufgezwungen wird, entschädigt da eigentlich keineswegs. Ich habe mir die CD nun wirklich einmal gänzlich zu Gemüte geführt und bin dabei auf keine Stelle gestoßen, die ich mir gerne wieder anhören würde. Vielleicht ist dieser Tonträger ja bloß im falschen Zine gelandet, aber ich kann hiermit wirklich überhaupt nichts anfangen. Als Soundtrack zu einem drittklassigen Si-Fi Film würde ich diese Mucke ja noch durchgehen lassen, jedoch als alleinstehendes Werk weiß sie nur wenig zu unterhalten.

26.03.1999

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