2Cellos - Celloverse

Review

Luka Sulic und Stjepan Hauser sind zwei so gute Cellisten, dass sie von ihrer Musik leben können. Wer ein bisschen weiter auf Youtube sucht, findet sie auf eine derart beeindruckende Art und Weise Haydn und Piazzolla spielen, dass man sich fragen muss, warum sie ausgerechnet mit ihrem DAVID-GARRETT-artigen Nebenprojekt 2CELLOS erfolgreich werden mussten. Denn auch wenn ihr Video zu „Thunderstruck“ im ersten Augenblick ein anerkennendes Augenbrauenheben der Metal- und Rockszene hervorrufen konnte, haben sie mit „Celloverse“ ein Album veröffentlicht, auf dem sie grundsätzlich missverstanden haben, wie Rockcover auf Streichinstrumenten funktionieren.

Denn ein elementarer Unterschied zwischen dem Thunderstruck-Riff auf einem Cello und auf einer Gitarre, sind je nach Verstärker 100 Watt. Das klingt banal, ist es aber in der Praxis nicht. Gitarre, Bass und Schlagzeug decken mit ihrer Wuchtigkeit so viele Frequenzen ab, dass sie eine gewisse Spiel- und Kompositionsweise erst ermöglichen. Nicht umsonst gibt es in keinem anderen Genre so einen inflationären Gebrauch von Powerchords. Diese Kompositionen 1:1 auf andere Instrumente zu legen, kann zwar beeindruckende technische Fähigkeiten der Musiker offenlegen, macht aber meistens keinen Sinn. Einige Bands, wie APOCALYPTICA, konnten diese Regel irgendwann brechen, indem sie die Songs freier interpretiert, und etwa in ihre Cover einen Groove reingearbeitet haben, der auch den Klangmöglichkeiten von Streichinstrumenten geschmeichelt hat. Aber 2CELLOS gehören nicht dazu: Hier werden Lieder stumpf nachgespielt und damit letztenendes unbrauchbar gemacht.

Das ist schade, wenn man die beeindruckenden technischen Qualitäten der beiden Musiker bedenkt. Aber so wie „Thunderstruck“ funktioniert das komplette Album „Celloverse“ vielleicht innerhalb der Show von Ellen DeGeneres, aber kaum als Beschäftigung mit Rockmusik. Die Seelenlosigkeit des Sounds breitet sich aufgrund der undynamischen Produktion außerdem auch in die Songs aus, die eigentlich funktionieren müssten, wie Hans Zimmers „Inception“-Stücke „Mombasa“ und „Time“. Und dann will man ihnen zwar zu ihrem Musikgeschmack gratulieren, wenn sie sich an „Hysteria“ von MUSE und „They Don’t Care About Us“ von MICHAEL JACKSON gewagt haben, aber öfter als einmal will man auch diese Songs nicht hören müssen.

Dementsprechend scheitert „Celloverse“ bereits an der dem Album zugrundeliegenden Idee und macht bewusst, wie intelligent das Debüt „Plays Metallica“ von APOCALYPTICA gewesen ist. Es bleibt dabei, dass man Rockmusik verstehen muss, um gute Rockmusik machen zu wollen. Unabhängig davon, auf welchem Instrument man es versucht.

 

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07.04.2015

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