180 Grad - Hand Aufs Herz
Review
Vor fünf Jahren gegründet feierte das aus Iserlohn stammende Quartett 180 GRAD zunächst eher aus Spaß und im privaten Kreis Cover-Versionen, um bald auf den Geschmack zu kommen und mit „Des Herzogs Werke“ ein stellenweise doch extrem poppiges Debüt mit eigenen Songs zu veröffentlichen. Zwei Jahre später steht nun „Hand Aufs Herz“ in den Startlöchern und überrascht durchaus positiv mit einem eher erdigeren und vor allem rockigeren Sound.
„Ruhe auf den billigen Plätzen! Hier spricht die Straße. Nehmt den Daumen aus dem Mund und den Finger aus der Nase. Der Meister aller Klassen zeigt euch eure Grenzen auf. Unsere Crew jagd eure Horde und teilt dabei kräftig aus.“ – „Rockstar“ macht einen Einstand nach Maß und musikalisch wird allzu deutlich, dass dieses Album ganz im Zeichen des Street Rocks steht: rotzig-frech und mitreissend. Allerdings verfällt die Band mit den nächsten zwei Songs „Das Bin Ich“ und „Wieder Da“ in eine Art Monotonie, da sich diese Nummern auffällig ähneln.
Unangenehm empfinde ich auch die Ähnlichkeiten der Riffs, des Rhythmus‘ und der Melodie, obwohl etwas schneller gespielt, zu Beginn (ab 0:35) der nächsten Nummer („Neustart“) zur SLEEPER-Hymne „Atomic“ – noch bestens vom „Trainspotting“-Soundtrack im Ohr und auf Anhieb erkannt – und hinterlassen trotz deutlicher Punkattitüde einen leicht poppigen Beigeschmack. Aber mit Songs wie „Ein Blick Nach Oben“, dem tiefgründigeren „Soviel Geschehen“ und dem rockig-fetzigen, pogotauglichen „Zurück Ins Leben“ bekommt die Band dann doch noch die Kurve.
„Hand Aufs Herz“ ist ein frisch klingendes Street-Rock-Album, das positiverweise einmal nicht nach den ONKELZ klingen möchte, doch stattdessen leider auch mit wenig tiefgründigen oder provokanten Texten aufwarten kann und daher knapp die sechs Punkte verfehlt. Insgesamt geht der klare Gesang von Seppl allerdings vollkommen in Ordnung und auch die Instrumentisten machen ihre Sache durchaus gelungen, doch bis zum Erreichen einer gefestigten Genre-Größe einer Band wie den VERLORENEn JUNGS zum Beispiel liegt noch ein weiter Weg.