1349 - Revelations Of The Black Flame

Review

Galerie mit 19 Bildern: 1349 - Outstrider 2020 European Tour in Mannheim

Was erwartet man von einem neuen 1349-Album? Geprügel, Gedonner, unbarmherziger Hass, der sich in pfeilschnellem, abartigem, rauem Black Metal wüste Bahnen schlägt! Das waren meine Gedanken, vor allem weil (oder obwohl?) „Hellfire“ schon vier Jahre zurückliegt. Nun ja, erstens kommt es anders, und zweitens…

Die Nordmänner werden die Black-Metal-Gemeinde und vor allem ihre Fans gehörig überraschen, denn „Revelations Of The Black Flame“ ist zwar der Nachfolger von „Hellfire“ doch gleichzeitig ist das Album etwas völlig anderes. Etwas v ö l l i g anderes. Das mit dem pfeilschnellen, rauhbeinigen Geholze hat man nämlich geflissentlich an den Nagel gehängt. Erstes Aufhorchen. Mit „Invocation“ beginnt eine Reise in ein ganz neues 1349-Universum, ein düsteres, kaltes, abstoßendes wie vereinnahmendes Konzeptalbum, das man so ganz sicher nicht von ihnen erwartet hätte.

Überreste klassischer Black-Metal-Melodieverläufe sind noch zu hören, vielmehr dominieren aber modernere, dem Industrial zugewandte Töne, wie man sie z. B. auf „Rebel Extravaganza“ oder „Deathmachine“ hören konnte. Das erdrückende Dauerfeuer von Frost wird größtenteils durch schwerlastiges Midtempo abgelöst, wenn auch es vereinzelt noch zu kurzen Ausbrüchen von kontrollierter Raserei kommt. Prägnant für das Album ist der Kontrast zwischen simplen Songstrukturen und einem weit differenzierten Gesamtsound. „Serpentine Sibilance“ wirkt regelrecht langsam, „Maggot Fetus…“ schwingt erst die Old-School-Thrash-Axt, bevor Frost dann endlich wieder ein Feuerwerk am Drumkit abbrennen darf. Die Riffmesser werden gewetzt, der Klang ist erfreulich unscharf und heterogen – danke, Tom G Warrior!
In den Interludien („Horns“, „Misanthropy“, „Solitude“) öffnen sich 1349 dann einer bizarren Alptraumwelt aus Noise, Dark Ambient, Industrial und Stummfilm-Soundtracks und erreichen damit eine ganz neue Dimension von Atmosphäre, von der man auf allen Vorgängern nicht mal einen Hauch verspüren konnte, die aber Freunde von REVERENCE entzücken dürfte („Uncreation“).

Die Wirkung des Gesangs ist schwer in Worte zu fassen, Ravn setzt hier auf eine derart fiese Phrasierung, die ein bisschen zwischen T.Reaper, Jack D. Ripper und Jabba The Hut (kein Witz!) liegt – keifend, schreiend, flüsternd, krächzend, intensiv.

Bei der Frage, was beim neuen Opus nun die größte Überraschung ist, ziehen 1349 übrigens noch eine Trumpfkarte aus dem Ärmel: „Set The Controls For The Heart Of The Sun“. Richtig. Ein PINK-FLOYD-Cover. Die markante, hypnotische Basslinie dreht sich wie ein Wirbel in den Kopf, der Rest des Psychedelic-Rock-Klassikers wird so dekonstruiert, dass er perfekt in die Klangwelt von „Revelations Of The Black Flame“ hineinpasst. Aber auch so ist das ein Hinhörer, weil es mit diesem üblichen Selbstbefruchtungsritus beim Covern (SODOM, BATHORY, VENOM, etc…) bricht.

Mit „At The Gate…“ endet das Offenbarungszeremoniell der schwarzen Flamme, und ist doch nicht vorbei. Es ist wie der Blick in ein schwarzes Loch, und die stete Frage, was sich tatsächlich dahinter verbirgt. Eindrucksvolles Album. No killers, no fillers, but have a pleasant, terrifying ride!

Das Album erscheint neben der regulären Ausgabe als Special Edition mit Bonus-Live-CD, sowie auf audiophilem, rotem 180g-Vinyl.

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27.05.2009

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5 Kommentare zu 1349 - Revelations Of The Black Flame

  1. sickman sagt:

    Du lieber Himmel, was ist das denn??? So eine lahmarschige und langweilige Kacke hätte ich der Band dann doch nicht zugetraut… Das was sie da versuchen sollten sie lieber anderen Formationen überlassen. THORNS z.B. können das besser, Industrial-Passagen einflechten und eine stimmige Atmosphäre erzeugen und vor allem dabei noch eine gute Figur machen. Aber das hier… nene, lass ma… Achja…und anstatt dieses überlange Intro-Geschwurbel und diese beiden unnötigen Zwischenspiele, welche die tatsächliche Spielzeit auf ein fast schon lächerliches Minimum reduzieren, hätten 1349 hier ruhig noch ein bis zwei richtige Songs anbieten können. Keine frischen Ideen mehr oder wie?!

    4/10
  2. sascha sagt:

    Mehr Atmosphäre als auf den vorherigen Alben zusammen. Schleppendes Tempo, sehr viel old School, Doom-Einflüsse. Ein Querschnitt aus sunnO)))s White2, typischen 1349 Riffs, Darkthrone zu Under a Funeral Moon-Zeiten und einem Gesang, der nach Ravn klingt (durch Hellfire konnte er endlich seinen eigenen Stil durchsetzen), kombiniert mit einer Leistung, die Attila auf White2 erbracht hat.
    Sehr gutes Album, nur die Soli sind, bis auf das bei Uncreation, scheiße. Ein Ambient-Stück weniger hätte auch nicht geschadet und stattdessen ein Full-Length-Stück. Nichtsdestotrotz fesselt mich das Album seit Release.

    8/10
  3. Anonymous sagt:

    Ich glaube, dass niemand ein derartiges Album von 1349 erwartet hätte. Nach 3 Prügelscheiben, auch wenn bei Hellfire teilweise ein bisschen das Tempo rausgenommen wurde, wäre wohl eine weitere der logische Weg gewesen. Aber was ist schöner, als wenn eine Band es schafft (positiv) zu überaschen? Leider ist dieses Album erst einmal schwer zugänlich, nach dem ersten Durchlauf hätte ich die Meinung von sickman blind unterschrieben. Mitlerweile glaube ich jedoch, dass "Revelations…" ein nötiges Experiment für die Jungs war und es schlimmer hätte sein können. Es gibt eben nur wenige Songs, die einfach auf den Punkt kommen, die meisten dümpeln dahin, erzeugen, abhängig vom Hörer, entweder Atmosphäre oder Langeweile. Zum nebenbei laufen lassen ist dieses Album sicher nichts, eher für eine ruhige Stunde, die Atmosphäre muss sich entfalten. Mir driften die Songs auf jeden Fall zu sehr in Ambient Bereiche ab, ich hoffe, dass die nächste Scheibe eine gesunde Mischung aus dem alten und dem neuen Stil wird, für dieses Album gilt auf jeden Fall: verloren in Spielereien!

    6/10
  4. blastinferno sagt:

    Ganz schwaches Teil! Mehr gibts dazu nicht zu sagen.. das hat nix mit experimentell , alternativ oder sonstwas zu tun , das ist einfach total langweiliger bullshit!
    Schon schade dass 1349 ihr Image , welches sie sich durch die 3 Killer-Alben aufgebaut haben , mit so einem Rotz wieder zerstören….

    3/10
  5. Anonymous sagt:

    1349 sorgen bei mir mit diesem Album für totale Verwirrung. Ich frage mich wirklich was die Truppe dazu bewegt hat ein solches Album zu machen. Eins vorweg die Stücke sind gar nichtmal schlecht. Die vielen Instrumentals klingen wirklich toll. Aber, wenn ich mir ein Black Metal Album kaufe, dann kann ich mich an sowas allerhöchstens als Intro oder kleinen Lückenfüller erfreuen. Hier machen die Instrumentals einen Großteil des Albums aus. Und die STücke mit Gesang sind dann eben leider nur Durschnitt. Lediglich der Song "Maggot Fetus" kann so in Ansätzen an vorherige Alben erinnern. Unterm Strich haben 1349 eine CD mit Songs fabriziert, die so als Album einfach nicht funktionieren, was dazu führt, dass dieses Werk vollkommen in seine Einzelteile zerfällt.

    3/10