Timo Tolkki
Am Ende?
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Ex-STRATOVARIUS-Mastermind Timo Tolkki scheint gerade eine Sinnkrise zu plagen. Über seine Facebook-Seite teilt er seinen Entschluss mit, mit der Musik aufzuhören.
„Ich weiß nicht, wie viele von Euch das hier interessieren wird, aber ehrlich gesagt interessiert mich das gar nicht so sehr. Ich schreibe hier ein paar frühmorgendliche Gedanken über SYMFONIA und ein paar andere Dinge, die in meinem Leben derzeit vor sich gehen.
Alles fing mit einem Kuchen an. Ich dachte, dass das vielleicht eine Art kosmischer Witz sei, und vielleicht ist es das auch. Aber als mir zwei Fans nach dem letzten SYMFONIA-Gig der Südamerika-Tour einen Kuchen überreichten, nachdem ich drei Nächte in einem 15 Scheine teuren, kalten Motel mit Betonmauern wie aus einem Knast in Santiago de Chile verbracht hatte, 28 Stunden von einem Kontinent zum anderen geflogen war, um vor wechselndem Publikum mit mal 100, mal 350 Leuten zu spielen, da fing ich wirklich an zu überlegen, ob es das war. Der Kuchen sagte mir auf eine komische Weise: „Hey Timo, kapierst Du’s nicht? Es ist vorbei.“ Da fing ich an, auf meine gesamte Karriere als Musiker zurück zu blicken.“
Bereits die Aufnahmen zum bislang einzigen SYMFONIA-Album „In Paradisum“ waren alles andere als paradiesisch. Krankheit und Diskussionen über die Erfolgschancen des Projekts innerhalb der Band überschatteten dessen Entstehung. Auch das Erdbeben in Japan im April 2011, das der Band einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und die schwere Lungenentzündung von Keyboarder Mikko Harkin trugen wohl ihren Teil zu Timos Depression bei.
„Es macht keinen Sinn mehr, die Metalwelt erobern zu wollen“
„Während ich zwei Tage lang im Formula-1-Hotel, dem billigsten, das in Sao Paulo verfügbar war, herumlag, fing ich an, an meiner Zukunft als Musiker zu zweifeln. Als ich die Verkaufszahlen zu „In Paradisum“ von Edel Records und das Feedback der Booking-Agentur zu den Festivalbuchungen für 2012 bekam, habe ich dann endgültig den Entschluss gefasst, aufzuhören. Es macht keinen Sinn mehr, die Metalwelt erobern zu wollen. Es ist offensichtlich, dass sich niemand mehr dafür interessiert. Versteht mich nicht falsch, das ist vollkommen OK.
Ich habe über meine Karriere nachgedacht. Etwa 3.000 Gigs, 20 Jahre, 20 CDs, Produktionen, Showcases, Reisen. Ich habe viel gemacht. Die meisten von Euch werden wissen, dass ich an einer bipolaren Störung leide. Das ist eine der schlimmsten psychischen Krankheiten, aber mit der richtigen Medikation und einem stressfreien Lebensstil ganz gut in den Griff zu bekommen. In einer Band zu spielen, die auf Tour geht, ist aber weit von einem „stressfreien Lebensstil“ entfernt. Meine Zeit bei STRATOVARIUS, während der die Krankheit noch nicht diagnostiziert war, hätte mich umbringen können. Im Ernst.
Nächstes Jahr werde ich 46. Diesen Herbst habe ich mir eine Auszeit vom Musikbusiness genommen, um mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Ich habe eine wundervolle Frau und eine Tochter, die eine Weltklassesängerin ist. Ich habe angefangen, wieder Gitarrenstunden zu geben, ich fotografiere viel. In anderen Worten: ich lebe ein normales Leben.
Ich nehme die Spuren wahr, die die Jahre an mir hinterlassen haben. Diese Wunden sollte ich heilen lassen. Es gibt Vieles, das heilen sollte. Das Musikbusiness ist in einem enorm schlechten Zustand und der wird sich auch nicht mehr bessern. In ein paar Jahren werden wir wissen, wo sich das alles hinentwickelt haben wird. Vielleicht werde ich dann noch ein Teil davon sein, vielleicht auch nicht.
Was wird nun aus mir? Falls Euch das interessiert, kann ich nur sagen, dass ich vielleicht nie wieder etwas aufnehmen werde. Für einige unter Euch wird das eine Erlösung sein. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird. Aber ich danke allen unter Euch, die mich während der letzten 22 Jahre unterstützt haben. Auch den Leuten, die sich nach wie vor über mich lustig machen, möchte ich danken. Denn ohne Euch hätte ich all das nicht gemacht, was ich jetzt gemacht habe. Es war eine großartige Karriere. Ich hoffe, dass die Zukunft mehr Musik bringt. Aber wahrscheinlich wird sie das nicht. Nach alledem kann ich aber dennoch sagen… I did it my way.“
Das vollständige Statement, in dem er sich so richtig auskotzt, findet Ihr auf seiner Facebook-Seite (Link funktioniert nur, wenn Ihr bei Facebook eingeloggt seid) oder bei Blabbermouth.
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