Ravenblack
Wicked Wine And Weeping Willows

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14 Songs in gerade einmal zwei Tagen zu schreiben, grenzt an eine Meisterleistung im Songwriting. Genau das hat Bandkopf Dirk Schmitt aber mit dem Debütalbum seiner Band RAVENBLACK verzapft. Ob das dem auf den Namen “Wicked Wine And Weeping Willows“ getauften Werk genutzt oder eher geschadet hat, bleibt jedoch abzuwarten.

Dessen Titel legt zumindest nahe, dass die musikalische Marschrichtung eher eine düstere sein dürfte. Und in der Tat strotzt gerade die zweite Hälfte des Silberlings nur so vor dunkel-flächigen Riffs, wie man sie vor allem aus dem skandinavischen Gothic Metal kennt. Dazu kommt noch eine tiefe und getragene Gesangsstimme und fertig ist der THE 69 EYES-Klon. So weit, so langweilig. Aber Dirk scheint an seinen beiden kreativen Tagen auch unterschiedliche Grundstimmungen gefühlt zu haben. Denn neben dieser melancholisch-emotionalen Seite, stehen schnörkellose Heavy Metal-Songs, die ordentlich nach vorne rocken. Eingängige Rhythmen treffen hier auf heulende Gitarrenarbeit. Und wenn Drummer Joachim Lichter in den Up Tempo-Nummern mal die Doublebass anschaltet, werden glatt Erinnerungen an den deutschen Power Metal wach. Prunkstück in diesen Momenten ist allerdings die Gesangsarbeit von Dirk. Wirkt diese in den düsteren Parts noch beliebig austauschbar, entwickelt er in den eingängigeren Songs einen eigenen Stil, der irgendwo zwischen Rolf Kasparek (RUNNING WILD) und Peavy Wagner (RAGE) anzusiedeln ist.
Diese durchaus guten Ansätze werden allerdings vom mangelnden Songwriting wieder aufgefressen. Die Strukturen der Songs sind oftmals zu simpel gehalten. Der Hörer hat das Gefühl, dass Dirk in den besagten beiden Tagen des Songwritings bekannte Elemente aus den Referenz-Genres Heavy, Power und Gothic Metal genommen und einfach nur neu arrangiert hat. Dazu kommt noch, dass die einzelnen Titel zu keinem Zeitpunkt wirklich aufhorchen lassen. Intros, die zum musikalischen Material hinführen, fehlen ebenso wie überraschende Wendungen oder das ein oder andere mitreißende Gitarrensolo. Wenn es um Eingängigkeit und Party-Tauglichkeit geht, mag das noch nicht einmal sonderlich auffallen. Aber gerade in den langsameren und düsteren Parts kommt doch neben Langeweile sehr schnell das Gefühl auf, dass die Kombo lediglich auf den erfolgreichen Goth-Zug aufspringen wollte.

In diesem Sinne hat die kurze Zeit für das Songwriting dem Album also sicherlich nicht gut getan. Wenn die Jungs in Zukunft jedoch mehr Details in ihre Musik einarbeiten und den Anteil des düsteren Materials zu Gunsten eines gradlinigeren Heavy Metals zurückschrauben, könnte das durchaus noch was werden. Auf diese Weise jedoch ist “Wicked Wine And Weeping Willows“ ein Debüt-Album, das noch viele Fragen zu der Zukunftsfähigkeit von RAVENBLACK unbeantwortet lässt.

01.11.2011
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