Confess
Drakonische Strafen für iranische Musiker

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Zwei Mitglieder der iranischen Band CONFESS sind von einem Berufungsgericht im Iran in Abwesenheit zu drakonischen Strafen verurteilt worden. Das Urteil: Zwölfeinhalb Jahre Haft und 74 Peitschenhiebe für Nikan „Siyanor“ Khosravi und zwei Jahre Haft für Arash „Chemical“ Ilkhani.

Aus einem von Loudwire veröffentlichten Rechtsdokument gehen die Tatvorwürfe hervor, die von „Beleidigung der Heiligkeit des Islam“ über „Störung des öffentlichen Friedens durch die Produktion von Musik mit regimekritischen Texten und beleidigendem Inhalt und durch die Teilnahme an Interviews mit oppositionellen Medien“ bis hin zu „Beleidigung des Obersten Führers und des Präsidenten“ reichen.

CONFESS – zwei Mitglieder zu drakonischen Strafen verurteilt

Was war passiert? CONFESS, eine Metal-Band aus Teheran, hatte Ende Oktober 2015 ihr Album „In Pursuit Of Dreams“ veröffentlicht. Zwei Wochen später wurden die beiden Bandmitglieder Nikan „Siyanor“ Khosravi und Arash „Chemical“ Ilkhani von Mitgliedern der iranischen Revolutionsgarde festgenommen. Die Vorwürfe gegen die Bandmitglieder waren unbestimmt und weitgefasst und hätten im schlimmsten Fall sogar die Hinrichtung nach sich ziehen können (wir berichteten).

Im Jahr 2017 kamen die beiden für umgerechnet 30.000 US-Dollar Kaution frei, und da die Perspektive im Iran wenig verlockend war, flohen die beiden über die Türkei nach Norwegen, wo sie Asyl bekamen.

 

Dort trafen wir vor kurzem Nikan Khosravi und unterhielten uns bei einem Bier lange mit ihm – über das Leben im Iran, seine Flucht und das neue Album. Seiner Schilderung zufolge gibt es im Iran eine regelrechte Zweiteilung zwischen dem Leben im privaten Umfeld und dem öffentlichen Leben, das von Sittenwächtern und der Religionspolizeit geprägt ist. Einer kleinen Minderheit, die aber die Macht auf sich vereint und die Direktiven der Gerichte bestimmt. Und die ihn und seinen Mitstreiter jetzt zu harschen Strafen verurteilt hat. Trotzdem ist Nikan Iraner durch und durch – immerhin hat das Land eine lange und für ihn auch stolze Geschichte, und nur die letzten Regimes haben das Land in solch ein schlechtes Licht gerückt.

„Revenge At All Costs“ ist nicht nur eine Floskel

Dass er nach dem Urteilsspruch in absehbarer Zeit in den Iran zurückkehren wird, ist eher unwahrscheinlich. So lange die Revolutionsgarden im Iran das Sagen haben, wird er seine Heimat und seine Familie nur aus der Ferne sehen. Und so hat der Titel des neuen Albums auch eine ungleich tiefere Bedeutung: „Revenge At All Costs“ ist für Nikan nicht bloß eine Floskel, sondern die Aussage eines Mannes, der von einem Moment auf den nächsten sein altes Leben verloren hat.

Einen ersten Eindruck vom neuen Album erhaltet ihr mit dem wütenden Song „Evin“, der von der Haft im Iran handelt.

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14.07.2019

- Dreaming in Red -

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