Carson
Die Probleme der kapitalistischen Existenz
Interview
Das Stoner-Rock-Trio CARSON hat dieser Tage mit „The Wilful Pursuit of Ignorance“ ein neues Album am Start. Wir sprachen mit Frontmann Kieran Jones über die Platte, die Pandemie und wie er als Neuseeländer eigentlich in der Schweiz gelandet ist.
CARSON zwischen den Kontinenten
Hey Kieran! Danke, dass du dir die Zeit nimmst, diese Fragen zu beantworten.
Keine Sorge, das mache ich gerne. Danke, dass du sie mir stellst.
Da wir per Mail kommunizieren: Was hörst du gerade, während du das hier liest?
„Soap“ von Melanie Martinez. Meine Tochter gibt heute Abend bei uns zuhause den DJ, haha.
CARSON haben ihren Ursprung in Neuseeland, operieren nun aber aus der Schweiz. Was für eine Story steckt dahinter?
Ich komme aus Neuseeland, das ist meine Heimat. Wir nahmen dort ein Album auf, das nie veröffentlicht wurde und spielten einige Shows. Das Lineup war aber nicht stabil, da wir Kiwis dazu neigen, unzuverlässig zu sein. Es war war aber trotzdem eine tolle Zeit voller Spaß.
„Wir Kiwis neigen dazu, unzuverlässig zu sein“.
In 2011 bin ich dann mit meiner Familie nach Luzern gezogen. Das hat sich so ergeben, weil meine Frau aus der Schweiz stammt. Dort habe ich dann zusammen mit Elina und Jan CARSON als Trio neu gegründet. Tja, und seitdem sind wir zusammen unterwegs.
Lass uns über euer neues Album „The Wilful Pursuit of Ignorance“ reden. Erst einmal: Was würdest du sagen, ist der größte Unterschied zu eurem letzten Album „Drown the Witness“?
Die Produktion lief ganz anders, um dort einmal den Anfang zu machen. „The Wilful Pursuit of Ignorance“ hat einen viel volleren und klareren Sound als „Drown the Witness“. Wir wollten die Produktion auf ein neues Level heben, sicher sein, dass sie fett und heavy wird.
Während der Produktion von „Drown the Witness“ haben wir einige Fehler gemacht, aus denen wir aber auch viel gelernt haben. Jedenfalls sind wir sicher gegangen, sie dieses Mal nicht zu wiederholen. Ich denke, dass es wichtig für Künstler ist, dass sie sich verbessern und weiterentwickeln. Durch Fehler erreicht man das nächste Level, oder sollte es zumindest.
„Die neuen Songs sind kürzer, knackiger und kommen schnell auf den Punkt“.
Das Songwriting lief auch ganz anders. Die Songs für „The Wilful Pursuit of Ignorance“ schrieb ich zunächst allein und verpasste ihnen zusammen mit den anderen erst später die letzte Politur. Bei „Drown the Witness“ haben wir die Songs zusammen geschrieben. Wir haben viel gejammt, wodurch die Lieder länger und psychedelischer wurden. Die neuen Songs sind kürzer, knackiger und kommen schneller auf den Punkt.
Worauf bezieht sich der Titel? Warum sollte jemand willentlich nach Ignoranz streben?
Das spielt darauf an, wie die Menschen wissentlich die Augen vor den Ungerechtigkeiten schließen, die von ihrer eigenen Spezies begangen werden. Vornehmlich die ökologischen und psychologischen Auswirkungen unserer kapitalistischen Existenz, die so behandelt werden, als wären sie nicht unser Problem.
Wenn du ein musikalisches Menü kreieren müsstest: Welches Album oder welcher Songs stände zusammen mit „The Wilful Pursuit of Ignorance“ auf der Karte?
Ich schätze, dann würde es „Born in the USA“ von BRUCE SPRINGSTEEN als Vorspeise geben. SOUNDGARDEN, mit „Badmotorfinger“ natürlich, wären der Hauptgang. Und CARSON wären das Dessert. Schließlich mag jeder das Dessert am liebsten.
„The Wilful Pursuit of Ignorance“ ist während einer Pandemie entstanden. Welche Auswirkungen hatte das auf das Komponieren und Aufnehmen des Albums?
Ich muss leider sagen, dass es einen positiven Effekt auf unser Songwriting und die Aufnahmen hatte, da alle unsere Shows abgesagt wurden und wir dadurch die Zeit hatten, die Songs immer wieder durchzukauen, wodurch sie so episch wie nur möglich wurden. Gleichzeitig wurde es natürlich schwerer, den ganzen Kram zu bezahlen, da wir keine Einnahmen aus der Musik hatten. So bittersüß ist das Musikgeschäft leider oft.
Lass uns mal bei der Pandemie bleiben, wenn das okay ist: Hat sich dadurch verändert, wie ihr als Band arbeitet und was eure Pläne sind? Also, ob ihr jetzt häufiger virtuell arbeitet und Livestream eine Alternative zu Konzerten vor Publikum geworden sind.
Wir haben einen Livestream gespielt. Das war schon witzig, aber damit nimmst du kaum Geld ein. Nicht, dass Geld alles wäre, aber unglücklicherweise passiert ohne es nichts, haha. Außerdem ist es wirklich verdammt seltsam, ohne Publikum zu spielen.
„Es ist wirklich verdammt seltsam, ohne Publikum zu spielen“.
Jedenfalls haben wir durch die Pandemie nicht aufgehört, zusammenzuarbeiten. Wir haben Demos aufgenommen, am Album gearbeitet, Pläne mit unserem neuen Label Sixteentimes Music geschmiedet, Musikvideos aufgenommen und all der anderen Scheiß, den du gemeinsam als Band unternimmst. Aber wie gesagt, irgendwie hatte es auch etwas gutes, einmal alles ganz ohne Stress zu klären.
Ganz allgemein gefragt: Was sind eure Pläne für 2022?
Nun, da ist natürlich unser neues Album, haha. Wir haben drei Touren gebucht, dazu einige Gigs in der Schweiz. Wir sind schon richtig aufgeregt, dass wir endlich wieder spielen können. Naja, und dann werden wir wohl direkt mit den Arbeiten an unserem nächsten Album beginnen. Der Ball muss weiter rollen.
Danke dir noch einmal. Möchtest du noch etwas ergänzen?
Gern geschehen. Danke dir. Wir sehen euch alle hoffentlich on the road. Cheers.
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Stile | Alternative Rock, Stoner Rock |
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