Zabbaduschder Open Air 2006
Konzertbericht
Samstag, 22. Juli
DEFLORATION
Wie für alle Bands an diesen beiden brütend heißen Nachmittagen, war es auch für die Sachsen von DEFLORATION eine eher undankbare Aufgabe, die es zu meistern galt. Jeder suchte den Schatten, den es in direkter Bühnennähe leider nicht gab. So verirrten sich nur wenige Sonnenunempfindliche vor die Bühne, um dem technischen Death Metal ein Ohr zu leihen. Die Songs rekrutierten sich hauptsächlich vom formidablen, aktuellen Silberling „Dripping With Blood“. Guter, technischer Death Metal im Stile von CANNIBAL CORPSE, sauber gespielt und ambitioniert vorgetragen. Wie man den Hitzewallungen Herr werden kann, machte der Sänger vor. Anfangs noch bekleidet, stand er zum Ende nur noch im modischen Slip auf der Bühne. Nachahmer wurden wenige gesichtet. Schade eigentlich! Guter Gig! (Raphi)
CENTAURUS-A
Nach DEFLORATION durfte ein weiterer, sehr hoffnungsvoller Newcomer aus deutschen Landen die Bühnenbretter entern. CENTAURUS-A kommen aus dem Bonner Raum und konnten im letzten Jahr mit ihrer Scheibe „Narcotic“ für einige Aufmerksamkeit sorgen. CENTAURUS-A hatten ebenfalls mit der Hitze und ihren Opfern zu kämpfen, zogen ihr Ding routiniert durch und ballerten allen Anwesenden einen schwer verdaulichen Death-Grind-Happen mit starker technischer Schlagseite vor den Latz. Nicht allzu kopflastig vermengten die Bonner Melodie mit Härte, Anspruch und Technik. Der relativ geringe Aktionsradius war bei diesen Temperaturen zu entschuldigen, das hässliche Gelb der Gitarre allerdings nicht. Was wollte uns der Klampfer mit so einer Farbe sagen? Oder was versucht er damit zu verbergen? Wurscht, es schmälerte jedenfalls nicht das Vergnügen an der Mucke des Fünfers. Den Namen CENTAURUS-A sollte man sich auf jeden Fall mal merken! (Raphi)
DEBAUCHERY
Ob die schwäbischen Bluter von DEBAUCHERY das Z:O:A mit ihrer Anwesenheit beehren würden stand aufgrund des Rauswurfs von Drummer und Dann-Gitarrist Dani einen Monat zuvor in den Sternen. Nicht wenige Fans hat es demnach gefreut, dass die Band ihre Line-Up-Schwierigkeiten schnell in den Griff kriegen konnte. Wer aber dachte, der Auftritt könne damit trotzdem unter keinem guten Stern stehen, sollte sich irren. Zwar war der Stern in diesem Fall die gnadenlose Sonne, rein musikalisch wussten DEBAUCHERY aber zweifelsfrei zu überzeugen. Und das muss selbst ich zugeben, der mit dem doch arg einfachen Groove-Death Metal sonst wenig anzufangen weiß. Ist auch kein Wunder, wenn das Publikum Songs wie „Chainsaw Masturbation“, „I Will Rape And Murder“, „Death Metal Warmachine“, „Kill Maim Burn“ und „Blut für die Blutbank“… äh, „Blood For The Bloodgod“ nicht nur fordert sondern auch mitgrölen kann. Und mit den Kunstblutkonserven der Metzgergesellen gab es zumindest eine kleine Entschädigung für die BELPHEGOR-Blutshow, die dem Publikum ja leider versagt blieb. (Thomas)
IN-QUEST
Mit ihrem modernen, und leicht vertrackten Death Metal kamen die Belgier IN-QUEST bei einsetzendem Nieselregen bestens an. Die Songs sind variabel, die Band lieferte eine energievolle Bühnenshow ab und feuerte das Publikum immer wieder aufs Neue an.
Dieses nahm die modern angehauchten, groovigen Grind-Granaten dankbar auf und feiert die sichtlich überraschte Band ab. Die Songs sind klasse, gehen sofort ins Ohr und sind somit gerade für Erstkonsumenten ein guter Einstieg. Guter Gig! (Raphi)
ASMODEUS
Eingedenk der Tatsache, dass Black Metal bei gleißendem Sonnenschein nicht ganz die Wirkung entfaltet wie eine Horde Cheerleaders, könnte man ASMODEUS aus Österreich vielleicht noch zugute halten, dass sie unter den gegebenen Umständen zumindest ihr Bestes gegeben haben. Angesichts ihrer mit Messingstacheln besetzten Schildkrötenpanzer und Blutgrätschenschienbeinschoner, die wohlwollend noch als drollig durchgehen könnten, etwas kritischer gesehen aber eher als heimtückischer Angriff auf die Lachmuskeln gewertet werden müssen, drängt sich der Gedanke an eine Art Black Metal-Kabarett doch mit einigem Nachdruck auf. Denn bei diesem treffsicheren Umgang mit allen gängigen Klischees, die der Black Metal hergibt, kann das kaum ernst gemeint gewesen sein. Ronald McDonald mag zwar tolle Schminktipps auf Lager haben, ein wenig Zeit hätte man aber doch in etwas weniger langweilige und gleichförmige Songs stecken dürfen. (Thomas)
CRIMINAL
Was wird aus „Fuck-in-the-face-Thrash from England“ in der deutschen Übersetzung? Richtig – „gesichtsfickender Abfall aus England“. Zumindest wenn man den kirchlichen Moralaposteln glauben schenkt, die sich die Mühe gemacht haben, die Bandbeschreibungen auf der Festivalsite ins Deutsche zu übertragen. Skandal! Der einzig wahre Mindfuck dürfte hier ein ganz anderer sein… Egal! CRIMINAL nahmen’s mit Humor und kündigten sich sogar selbst mit ihrer etymologisch nun wohl zementierten Stilbezeichnung an: „Wir sind CRIMINAL und wir spielen gesichtsfickenden Abfall!“. Persönlich hatte ich kein Problem, mich mit dieser Penetration anzufreunden. Allerdings sind die Teil-Chilenen die Hitze anscheinend eher gewohnt als das Publikum auf dem Z:O:A, das sich leider zu großen Teilen nicht aufraffen konnte, um den schützenden Schatten zu verlassen. (Thomas)
DAVIDIAN
Trommelwirbel, Tusch uuund – Heimspiel! Natürlich war klar, dass sich mit DAVIDIAN auch die Gastgeber des Zabbaduschder live die Ehre geben würden. Das kleine Einmaleins vorausgesetzt kommt man erstaunt darauf, dass der Fünfer nun auch schon fast die erste Dekade voll macht. Da in einer so langen Zeit Veränderungen im Kader nicht ausbleiben, bekleidet nun auch schon seit Anfang des Jahres Neuzugang Dave den Posten des Shouters. Und das macht er meiner Meinung nach besser als sein Vorgänger. Mit ordentlich Schmackes brachten er und die restlichen Davidianer den Anwesenden bei, wie man Thrash richtig buchstabiert. Und die Lektion fiel dabei so eindrucksvoll aus, dass der Heimvorteil nicht einmal vonnöten gewesen wäre. Man merkt den Buben schon einige Erfahrung an, wie sie ihre kalifornisch eingefärbten, nicht ganz unpolitischen Granaten den Leuten um die Ohren spielten. Und die wussten Songs wie „Entertainment“, „Let Us Rise“, „Revenge Be Mine“, „Feelings Of Anger“ und natürlich das bandnamensgebende MACHINE HEAD-Cover zu honorieren. (Thomas)
MACHINEMADE GOD
Kein Wunder, dass man bei der anhaltenden Metalcore-Welle auch auf dem Z:O:A nicht drum herum kam, sich solche Bands anschauen zu müssen. Aber wer VADER sehen will, muss halt auch MACHINEMADE GOD und BORN FROM PAIN über sich ergehen lassen. Aber ganz entgegen meiner Erwartungen haben – pssst! – mir sogar beide Bands gefallen. MACHINEMADE GOD waren mit Sicherheit die aktivste Band des gesamten Festivals. Ein derartiges Nest Hummeln im Hintern erlebt man nicht alle Tage! Besonders Shouter Flow hielt es keine zwei Sekunden hintereinander auf ein und derselben Stelle aus. Ständig rannte er auf der Bühne herum, kletterte die Traversen hoch oder lieferte sich Spuckduelle gegen seine Gitarristen. Die Mucke kam bei dieser Action aber keineswegs zu kurz, und wie vorhin schon kurz erwähnt musste ich mich doch glatt beim anerkennenden Nicken erwischen. Kollege metalgreg wird heute noch seinen Augen nicht trauen und sieht seither bei mir ein kleines Pflänzchen der Hoffnung keimen, dass er mich doch noch irgendwann zum Metalcore bekehren könnte… (Thomas)
BORN FROM PAIN
… und BORN FROM PAIN waren da nur Wasser auf seine Mühlen. Denn von denen war ich wirklich derart überzeugt, dass ich ja fast vom Unglauben abgefallen wäre. Zwar reichten die Holländer bei weitem nicht an die Bewegungsenergie vom maschinell gefertigten Gott heran. Dafür standen sie ihm was die Wucht der Songs angeht in nichts nach. Im Gegenteil: durch das Weniger an Melodie krachten die gleich noch mal so brutal ins Gebälk und kamen trotz des (leider) nicht zu verleugnenden Core ziemlich todesmetallisch rüber. Mein lieber Schwan, hat mich „The New Hate“ bewegungsunfähig gemacht! Wie unvorbereitet kann man eigentlich auf eine Band zugehen? Der Herr metalgreg hatte seinen Spaß. Nicht nur dabei zuzusehen, wie sowohl BORN FROM PAIN als auch das Publikum abgingen wie Schnitzel, sondern auch dabei, wie ich mit weit aufgerissenen Augen vor der Bühne stand. Na ja, für seine diebische Freude hat er später mit einem Delirium bezahlt. Recht so! Wie die anderen Songs hießen, weiß ich natürlich nicht. Woher auch? Ich weiß nur noch, dass es geil war. Aber das bleibt unter uns, klar? (Thomas)
VADER
VADER haben es geschafft! Die Polen spielten sich zur grandiosen Live-Band empor. Sobald eine Bühne in der Nähe war, VADER stöpselten ein und spielten. Und sie spielten weiter. Und immer weiter. Und immer wieder. Bis sie irgendwann niemand mehr sehen wollte. Komisch eigentlich, weder die Alben wurden qualitativ schlechter, noch ließ die Live-Performance nach. Aber es war einfach zu viel! Und jetzt haben sie es geschafft, dass ich nach heruntergefahrener Live-Frequenz wieder verdammt heiß auf sie war! Und die Polen ließen nichts vermissen, was sie immer so stark gemacht hat: Bratende Death Metal Gitarren in bester Florida-Manier, abgedrehte Quietsche-Soli, mächtige Growls und ein Schlagzeugspiel, das nicht von dieser Welt zu sein schien. Docs Nachfolger Daray steht ihm in nichts nach und sorgte für metertief hängende Kinnladen. Wahnsinn, was dieser Kerl hinter den Kesseln abliefert! Die persönliche Enttäuschung bestand für mich in der Auswahl der Songs. Schwerpunkt waren die drei letzten Veröffentlichungen, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienene „Impressions In Blood“ mit inbegriffen. Allesamt gute Songs, technisch erhaben und perfekt zelebriert. Deswegen auch nur eine persönliche und einigermaßen zu verschmerzende Enttäuschung. Vom Jahrhundertalbum „Litany“ wurde lediglich ein Song berücksichtigt („Wings“), der einzige richtig alte Song war „Sothis“ vom „De Profundis“-Album. Viel zu wenig! Kein Song von der geilen „Reign Forever World“-Mini und soweit ich mich entsinnen kann, keine Songs von „Revelations“ und „Black To The Blind“. Bei so einem Songportfolio, aus dem die Polen schöpfen können, möchte ich hier von einer relativ einseitigen Songsauswahl sprechen. Schade, das hätte nicht so einseitig sein müssen. Und anhand der Shirts wäre ich auch sicherlich nicht der einzige gewesen, der sich über einige alte Perlen mehr gefreut hätte. Sei’s drum, VADER spielten an diesem Abend kein persönliches Wunschkonzert. Das was sie boten, machten sie aber perfekt. Ein bisschen zu perfekt, denn im Nachhinein wirkte die Show wie am Reißbrett entworfen. Unpersönlich (auch wenn Peter dem mit deutschen Ansagen entgegenwirkte), unterkühlt und irgendwie emotionsarm. Das fiel aber wenig ins Gewicht, die Fans feierten VADER ab! Und die waren ein würdiger Schlusspunkt hinter ein gelungenes Zabbaduschder 2006!
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