Zabbaduschder Open Air 2006
Konzertbericht
Freitag, 21. Juli
COCKROACH
Nach etwas überhasteter Anreise hieß es erst einmal Runter- und vor allem Ankommen und das mit ein paar Willkommensbieren und –shots zu feiern. Die ersten Bands des Tages fielen diesem Ritual leider zum Opfer. Und so waren COCKROACH die erste Band, die ich an diesem frühen Freitag Abend miterleben durfte. Auch wenn ich nicht der größte Thrash-Fan der Welt bin (was noch geschmeichelt ist;), ist er mir an diesem Wochenende insgesamt doch ganz gut reingelaufen, der Thrash. Und überraschenderweise auch der Core. Aber dazu später mehr. COCKROACH sind eine dankbare Band, mit der man als Veranstalter kaum etwas falsch machen kann. Mit über zehn Jahren Bandgeschichte ist man nun auch schon lange genug dabei, weiß, was man liefern kann und liefern muss, und zieht das mit einer beachtlichen Konstanz durch. Etwas Bay Area, etwas Teutonen-Thrash, Spaß an der Sache und Heimvorteil. Das sind die Stoffe, aus denen gute Gigs werden. Auch wenn die Mehrzahl der Leute eher auf ihren fünf Buchstaben auf der saftigen Wiese vor der Bühne saß, ließen sich Sänger Frank & Co. davon nicht irritieren. Songs wie „Witch Trial“, „Eternal Life“, „Alive“, „Perfect World“, „Virtual Reality“ oder der Titeltrack des aktuellen Albums „The Observer“ kamen auch so gut an. (Thomas)
Déjà-Vu beim Eintreffen im urgemütlichen Urbach: Wie auf dem Metallic Noise Festival zuvor, standen zum Beginn des Wochenendes die Schwaben-Thrasher von COCKROACH auf der Bühne und begrüßten die Eintreffenden mit sauber vorgetragenem Thrash. „The Observer“ nennt sich der aktuelle Output und COCKROACH traten zum wiederholten Male den Beweis an, dass die starken Songs nicht nur auf Platte überzeugen. Dem Vierer sieht und hört man die Routine an, melodischer Thrash, manchmal gefährlich nah an der Grenze zum Death, mit viel Hingabe und Begeisterung zelebriert – ein gelungener Einstieg in ein viel zu warmes Zabbaduschder 2006. (Raphi)
PATH OF GOLCONDA
Mit den Pott-Boys von PATH OF GOLCONDA behielt das Programm zwar ein Stück Thrash bei, mischte aber eine gehörige Portion melodischen Death und Black Metal darunter. „Metropolis Rotting“ vom aktuellen Album „The Threshold Diaries“ machte den Anfang und zeigte gleich, dass die Band nicht zum Streicheln da war. Die mittlerweile fünf Veröffentlichungen und vor allem die nimmermüde Live-Präsenz merkte man den Oberhausenern an. Dass man sich zwischenzeitlich wirklich einen gewissen Namen erspielt hat, zeigte sich nicht nur an den Leuten vor der Bühne, von denen jetzt einige mehr vor der Bühne standen, sondern auch an deren Reaktionen. Songs wie „Catafalque“, „A Cannibal Crusade“ oder „Between God And Gutter“ stießen nicht zuletzt dank einer routinierten Darbietung auf einige Gegenliebe. Wer die Möglichkeit hat, sollte die Band auf einem ihrer zahlreichen Underground-Gigs einmal anchecken. (Thomas)
MY DARKEST HATE
Auch mit MY DARKEST HATE stand wieder Formation aus dem schönen Schwabenland auf der Bühne. Und die brachte neben dem Tod auch ein paar neue Mitgliedern mit: nach ein paar Line-Up-Veränderungen hat man sich jetzt aus den Reihen LUNA FIELD und SACRIFICIUM Verstärkung geholt. Und die hauten ganz schön auf die Kacke! Groovender Death Metal irgendwo zwischen BOLT THROWER, SIX FEET UNDER und OBITUARY war Programm. „As Ye Have Sewn“ eröffnete das Set, in dessen Verlauf sich die Band sowohl mit neuen Tracks wie „Principle Of War“, „Bow Before Me“ und „Fall Of Eden“, als auch mit älterem Material wie „Built By Gods“ oder „Tank“ vom Erstling „Massive Brutality“ einige neue Freunde gemacht haben dürfte. Kein Bröseln und kein Kleckern – da kann keiner meckern! (Thomas)
DEW-SCENTED
Deutschlands führende Death-Thrash-Kapelle (DEW-SCENTED) ernteten neben VADER den größten Applaus des Festivals. Zu recht! Leif & Co. holten mal wieder den großen Vorschlaghammer raus und zementierten ihren Ruf sowohl eine der fleißigsten als auch eine der besten Livebands der Republik zu sein. Gnadenlos wurden die Stakkato-Salven gen benachbarter Kläranlage gefeuert, keine Chance hatte man den Riffattacken auszuweichen, stark angeknockt versuchte man sich noch zu wehren, ließ man dann seinen Aggressionen letztendlich freien Lauf! Erstmals sank die Temperatur auf ein erträgliches Maß, so heizte man sogleich die innere Temperatur durch exzessive Aktivitäten im Moshpit wieder auf. Einige Liter Schweiß flossen nicht nur bei mir, Killersongs wie „Rituals Of Time“, „Bitter Conflict“ oder „Unconditional“ lassen einem gar keine Wahl. Sämtliche Birnen brannten dann beim grandiosen Doppelpack „Cities Of The Dead“ / „Soul Poison“ durch! Hut ab, DEW-SCENTED können mich selbst nach x-maligem Genuss immer wieder begeistern und entfesseln live einfach eine unbändige Energie! Exzellent! (Raphi)
BELPHEGOR
Was gab es doch im Vorfeld des Festivals für Gezeter um BELPHEGOR! Es war zum Davonlaufen. Und fast hätte es BELPHEGOR auf dem Zabba 2006 nicht gegeben. Und alles nur wegen ein paar konservativer Bedenkenträger, die sich darüber ereifern, dass Helmuth nun mal gern Ziegenböcke und Nonnenmösen streichelt. It’s just Metal, Mum! Nach ewigem Hin und Her durften die bösen Buben – wenn auch ohne die versprochene Special Blutshow – also auftreten und dürften bei den anscheinend anwesenden Sittenwächtern ein dickes Fragezeichen über die Köpfe gezaubert haben. Ach, man versteht die Texte wirklich nicht? Na so was… Das ist unsereins ja nichts Neues. Ebenso wenig ist uns aber auch nicht neu, dass BELPHEGOR den schlechten Sound anziehen wie kirchliche Würdenträger und Jugendschutzorganisationen. Demnach ging das Hochgeschwindigkeitsgeballer der Tunichtgute auch dieses Mal – mal wieder – im matschigen Lärmbrei unter. Der einzige, der deutlich vernehmbar war, war Artillerist Nefastus, der seine Maschine in Überschallgeschwindigkeit kurz und klein hackte. Helmuth hielt sich mit seinen sonst so erheiternden Ansagen sehr zurück – wenn überhaupt, dann gab es ein wenig englisches Gebell um die Ohren, das aber auch recht zensiert und wenig verständlich klang. Und das alles wegen ein paar anwesender offizieller Spielverderber? Komm Helmuth, das hätte ich von dir als letztes gedacht! Aber vielleicht ist ihm auch eine andere Laus über die Leber gelaufen. Denn größtenteils ratterte man die Songs am laufenden Band herunter, ohne sich groß mit Pausen oder Ansagen aufzuhalten. „Crucifixus – Anus Dei“, „Festum Asinorum“, „Bleeding Salvation“, „Diaboli Birtus In Lumbar Est“, „Fukk The Blood Of Christ“ (hui, wie kontrovers!), „Diabolical Possession”, „The Goatchrist“, das zermalmende „Sepulture Of Hypocrisy“, „Swarm Of Rats“ und „Lucifer Incestus” wurden fast in einem Fort runtergezockt. Was bleibt, ist die Ernüchterung ob des miesen Sounds und die Erkenntnis, dass doch nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Denn beim Runden Tisch, der in den Tagen nach dem Festival einberufen worden ist, gab es nur eine einzige Gegenstimme, die den Zabba-Machern wohl auch in Zukunft versuchen wird, Knüppel zwischen die Beine zu werfen. (Thomas)
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