Konzertbericht
Da der Untergrund unterstützt gehört, wollte ich mal nicht so sein und am Tag des Herren etwas für die hiesige Szene tun. Im Berliner Kunsthaus Tacheles bzw. im Café Zapata stieg ein kleines aber feines Konzert mit zwei Rock Bands, die mir nicht weiter bekannt waren, aber das ist ja meistens so im Untergrund – deswegen unterstützt man solche Bands ja auch.
Los ging es mit METRODIV einem reinen Frauen-Quartett, das balladesken Deutschrock spielt, untermalt mit sehr eigentümlichen Texten. Besonders „eigentümlich“ war die Sängerin, die gleich zu Anfang meinte, die Band bestehe eigentlich aus vier Männern, die sich nur für dieses Konzert einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hätten. Die Lyrics beschäftigten sich mit alltäglichen und wenig alltäglichen Problemen – es ging meist um den Partner oder das Leben an sich. Die Band hätte die härtere Schwester von 2RAUMWOHNUNG sein können – nur ohne die elektronischen Anleihen. Die Mädels machten nämlichen handgemachten klassischen Rock. Das Auditorium, mich eingeschlossen, zeigte sich aufgeschlossen gegenüber der Musik und nicht abgeneigt von der großen Schnauze der Frontfrau. Alle Songs wurden kräftig abgefeiert und es wurde sogar um eine Zugabe gebeten, die aufgrund des Zeitmangels, leider nicht zustande kam.
Die zweite und gleichzeitig letzte Band des Abends hieß YES MA’AM und bestach ebenfalls mit einer Frontfrau. Die restlichen vier, männlichen Bandmitglieder formierten sich um diese und rockten die Budde. Oder besser: die hübsche Frontfrau, die aussah wie eine Mischung aus Avril Lavigne und Frau SILBERMOND, rockte die Budde, die Männer gingen, wie es bei Bands mit einer Frontfrau meist der Fall ist, ein wenig unter – sie waren sozusagen nur die Beilage. Und irgendwie schien es, dass die Frauen auch an diesem Tag – und ich möchte betonen, dass es Herrentag war – die Richtung vorgaben. Mit dem ersten Song war die Menge schon am Ohr gepackt und bewegte sich munter zu dem GUANO APES-ähnlichen Gesang und zum, ich möchte fast sagen, Studenten Rock, aber dies nicht im Sinne der SPORTFREUNDE STILLER, sondern im Sinne von hartem und vor allem dem guten alten Rock. Das Publikum war insgesamt eher alternativ und bestand aus Studentengelöt – alle so um Ende zwanzig/Anfang dreißig, sodass sich der Autor dieser Zeilen, ein wenig deplaziert an dem Ort fühlte, aber als Konzertbesucher kann man sich seine Mit-Konzertbesucher halt nicht aussuchen. Besonders freuten sich die besoffen Amis (?) über die Mucke des Viergespanns auf der Bühne und legten ein flotte Sohle aufs Parkett und heizten die Stimmung weiter an und verschütteten kräftig Bier auf die Anwesenden. Die Rocknummern wurden gespickt von einigen etwas ruhigeren Balladen, die aber ebenfalls sehr kräftig Arsch traten und das Gesamtbild insgesamt sehr positiv abrundeten. Das Livefeeling war einfach grandios und das Stageacting war das einer professionellen Band. Es gab echt nichts zu bemängeln. Geiles Konzi! Gerne wieder.
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