Wolves In The Throne Room
Invocation Of Lightning Europe Tour 2018 in der Markthalle, Hamburg
Konzertbericht
Als würden sie die verlorene Zeit wieder aufholen wollen: ganze fünf Jahre lang ließen sich WOLVES IN THE THRONE ROOM nicht in Deutschland blicken, bis sie 2017 im Zuge ihres damals noch gar nicht veröffentlichten, sechsten Albums „Thrice Woven“ auch im Hamburger Übel & Gefährlich Station machten. Gerade mal ein Jahr später zieht es die Wölfe erneut in die Hansestadt, dieses Mal in die Markthalle und mit einem Support, der nicht nur namentlich sondern auch musikalisch eher auf Linie als damals LYCUS ist: WOLVENNEST bieten sich ob der stilistischen Kompatibilität geradezu, um das Publikum am Dienstag, den 03. Juli auf WOLVES IN THE THRONE ROOM einzustimmen.
WOLVENNESTs meditativer Dark Metal zu wenig gewürdigt
Nur hat das dem Publikum leider keiner gesagt. Gerade einmal eine Handvoll Zuschauer finden sich im großen Saal ein, als WOLVENNEST die vom Räucherstäbchengeruch gesättigte Bühne betreten. Zwar ändert sich dieser Umstand während ihres knapp dreiviertelstündigen Auftritts und zieht gefühlte 50 Seelen an. Dennoch würde man den Belgiern mehr Zuspruch ob der nicht ganz alltäglichen Inszenierung wünschen: mit drei (zugegebenermaßen kaum hörbaren) Gitarristen, Videoleinwand und dem von Frontdame Sharon Shazzula bedienten Theremin, einem Instrument, das völlig berührungslos gespielt wird und die experimentelle Mischung aus Dark Ambient, Industrial und Black Metal mit hypnotischen, sphärischen Klängen enorm aufwertet, sind WOLVENNEST weit vom Standard entfernt. Insbesondere im unheimlich wabernden „Unreal“ vom ersten, selbstbetitelten Album entfalten WOLVENNEST mit repetitivem Rhythmen ihre fast schon meditativ vereinnahmende Energie. Dass „Unreal“ aber als einziger Song mit wirklich lautstarkem Applaus bedacht wird, wird WOLVENNEST leider nicht gerecht.
Galerie mit 12 Bildern: Wolvennest - Invocation Of Lightning Europe Tour 2018, Markthalle, HamburgWOLVES IN THE THRONE ROOM gewohnt perfekt und dennoch nicht so stark wie vor Jahren
WOLVES IN THE THRONE ROOM selbst haben mit weniger widrigen Rahmenbedingungen zu kämpfen, dennoch entpuppt sich der Gig im Vergleich zu ihren vormaligen beiden im Übel & Gefährlich sowie 2012 im Hafenklang als ihr bislang schwächster in Hamburg. Was weniger an der Band selbst als schlicht und ergreifend an der Weitläufigkeit der Markthalle liegt, die zudem gerade einmal zur Hälfte ihrer Kapazität gefüllt ist und zu großzügige Bewegungsfreiheit gewährt. Wie vor einem Jahr wissen die mittlerweile auf fünf Mitglieder um die Weaver-Brüder angewachsenen US-Amerikaner aus Olympia, Washington zwar genau, wie sie sich und ihre trotz aller Popularität immer noch naturmystisch entrückte Musik inszenieren müssen, um die gewünschte Wirkung zu erreichen; die Räucherstäbchen werden auch zwischen den Songpausen fast tranceartig geschwenkt, die Band verschwindet in einem dichten Schleier aus golden-blauem Licht und Nebel, Worte und Gesten ans Publikum werden auf das absolute Minimum reduziert und eine lautstark geforderte Zugabe nicht gewährt. Wirkmächtiger lässt sich ihr Anliegen aber in kleineren, düster-engeren Clubs zelebrieren, in denen keine gefühlt künstliche Distanz zwischen Band und Fans existiert und die Energie nicht mit einem gefühltem Vakuum sondern direkt mit schweißnassen, dicht-gedrängten Körpern resoniert. Nur die Musik sprechen zu lassen, und das tun WOLVES IN THE THRONE ROOM wie gewohnt in Perfektion, reicht an diesem Abend leider nicht für ein überaus besonderes Konzerterlebnis.
Galerie mit 7 Bildern: Wolves In The Throne Room - Invocation Of Lightning Europe Tour 2018, Markthalle, HamburgSetlist WOLVES IN THE THRONE ROOM:
Thuja Magus Imperium
Born From The Serpent’s Eye
The Old Ones Are With Us
Angrboda
Prayer Of Transformation
I Will Lay Down My Bones Among The Rocks And Roots
Fotos: Birger Treimer
Text: Peter Mildner
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