Within Temptation
Hydra World Tour 2014
Konzertbericht
WITHIN TEMPTATION
Nach einem kurzen Intro-Filmchen heizen WITHIN TEMPTATION den Zuschauern gleich zu Beginn ordentlich ein – passender kann man „Let Us Burn“ wohl nicht untermalen. Flammensäulen schießen in die Höhe und die Video-Untermalung auf der großen LED-Leinwand erweckt gekonnt die Illusion, dass die zwei dem „Hydra“-Artwork entliehenen überdimensionalen Drachenköpfe beiderseits der Bühne ebenfalls Feuer spucken. Ja, das ist wirklich eine ganz große Rockshow, bei der nicht gekleckert, sondern geklotzt wird und die visuelle Reizüberflutung einen leicht von dem Ablenken könnte, was wirklich zählt – der Musik nämlich.
Wer ein so starkes neues Album wie „Hydra“ im Gepäck hat, der darf dieses natürlich auch – nein, der muss es eigentlich sogar! – in den Mittelpunkt der Setlist stellen. Gleich acht Stücke von der Scheibe haben es heute auf die Setlist geschafft, lediglich „Dog Doys“ und das live nicht so recht zünden wollende „Silver Moonlight“ bleiben außen vor. Dafür gibt’s das gänsehautige „Whole World Is Watching“ in einer schicken Akustik-Version, natürlich ohne Album-Gastsänger Dave Pirner (SOUL ASYLUM). Auf die übrigen Gastsänger, die den Charakter von „Hydra“ mitprägen, wollten WITHIN TEMPTATION hingegen nicht verzichten, die Gesangsparts von Tarja Turunen (ex-NIGHTWISH), Howard Jones (ex-KILLLSWITCH ENGAGED), Keith/Mina Caputo (LIFE OF AGONY) und Rapper Xzibit werden vom Band eingespielt, während sie zugleich in den Video-Untermalungen über den LED-Screen „zugeschaltet“ sind.
Solcherlei „Konserven-Spielereien“ mag man zwar grundsätzlich eher negativ gegenüberstehen, hier jedoch funktioniert es ganz hervorragend und bewahrt den besonderen Pepp, den die Kollaborateure ihren jeweiligen Stücken verleihen. Insbesondere Xzibits Sprech-Part in „And We Run“ würde man ernstlich vermissen, aber auch „Dangerous“ lebt von der hochenergetischen Howard-Jones-Performance. Und vor der Leinwand rockt das Gitarren-Duo Ruud Jolie / Stefan Helleblad um sein Leben. Wenn die beiden dann im Gegenlicht, am vordersten Rand des in die Fanmenge hineinragenden Stegs ihre ganz großen Rockstar-Posen auspacken, wird einem schlagartig klar, wie gekonnt WITHIN TEMPTATION die ganz große Rockstar-Show beherrschen. Und selbst wenn hier weite Teile der Show minutiös aufeinander abgestimmt und viele Bewegungen einstudiert sind, merkt man den Musikern ihre Spielfreude dennoch überdeutlich an, so dass niemals der Spaß unter der Inszenierung leidet.
Galerie mit 45 Bildern: Within Temptation - Hydra World Tour 2014Zum Improvisieren gezwungen ist die Band heute vor allem bei Sharon den Adels Garderobe. Weil der Reißverschluss eines ihrer Bühnenkleider den Geist aufgibt, muss sie auch den letzten Teil der Show in ihrem Schwarzen Tüllkleid bestreiten, was ihre gute Laune keineswegs trübt. Frei von Allüren zeigt sich die sympathische Holländerin auch in den Ansagen, von denen die erste Showhälfte nahezu vollständig frei ist und die dann in ihrer Bodenständigkeit von Herzen zu kommen scheinen. Wer genau hinhört, meint zwar zu erkennen, dass die Stimme der Sängerin vom anstrengenden Touralltag leicht angegriffen scheint, wenn es drauf ankommt, in den hohen, kraftvollen Passagen, ist Sharon aber wieder voll da und zeigt, dass sie gesangstechnisch zu den besten ihrer Zunft zählt.
Bei allem neugefundenen Stadionrock-Flair gibt es aber natürlich auch einige altbekannte Symphonic-Metal-Hits. Ob „See Who I Am“, „Stand My Ground“ oder „Mother Earth“ – natürlich dürfen die großen Hits nicht fehlen. Und natürlich gibt es als Rausschmeißer wieder einmal die „Ice Queen“. Davor findet sich im Zugabenblock sogar eine Fremdkompositon wieder, ausgerechnet Lana Del Reys „Summertime Sadness“ wird in kleidsamen Bombast-Rock gehüllt. Dass nicht jeder auf diese Cover-Version steht, ist der Band sehr wohl klar, in der zugehörigen Ansage macht Sharon aber deutlich, wie überzeugt die Band von dem Stück ist – und genau dieses Beharren auf den eigenen Vorstellungen zeichnet WITHIN TEMPTATION nach wie vor aus. Bei allem Pop-Appeal wird sich diese Band nicht verbiegen, um anderen zu gefallen. So haben sie vollkommen verdient einen Status erreicht, der es ihnen erlaubt, eine fette Rockshow auf den ganz großen Bühnen darzubieten – und das hoffentlich auch in Zukunft noch viele Male!
Setlist WITHIN TEMPTATION:
- Let Us Burn
- Paradise (What About Us?)
- Faster
- Our Solemn Hour
- Iron
- Edge Of The World
- In The Middle Of The Night
- Angels
- Dangerous
- And We Run
- Tell Me Why
- See Who I Am
- Stand My Ground
- The Cross
- Covered By Roses
- Mother Earth
- What Have You Done
- Whole World Is Watching
- Summertime Sadness
- Ice Queen
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