With Full Force
Der große Festivalbericht 2011
Konzertbericht
HART, HÄRTER, KNÜPPELNACHT
Die Uhr schlägt Mitternacht. BULLET FOR MY VALENTINE haben auf der Hauptbühne ihren Schlussakkord gesetzt, und die Massen strömen nun ins Hardbowl-Zelt, um sich bis in den frühen Morgen apokalyptischem Geprügel hinzugeben.
Die Veranstalter vom WFF haben auch dieses Jahr wieder ein vielversprechendes Brachial-Package geschnürt, und schon der Opener der Knüppelnacht ist ein besonderes Schmankerl: INSIDIOUS DISEASE sind eine Art Deathmetal-All-Star-Band, die dieses Jahr exklusiv europaweit das WFF beehrt. Auf der Bühne laufen zu einem Intro altbekannte Gesichter von DIMMU BORGIR (die beiden Gitarristen Silenoz und Jardar sowie Drummer Tony Laureano), NAPALM DEATH (Basser Shane Embury) und MORGOTH (Shouter Marc Grewe) ein und prügeln los mit dem ersten Stück „Insomaniac“ – fies groovende Riffs, die mit dezenten Tempi-Wechseln, aggressiven Schlagzeugkaskaden und Grewes mächtigen Growls serviert werden. Schnell ist der Mob vor der Bühne am Toben, und ohne viel Geplänkel werden nacheinander „Boundless“, „Facemask“, „Value In Flesh“, „Abortion Stew“, „The Desire“, „Rituals Of Bloodshed“ und „Nuclear Salvation“ in die Gehörgänge gefräst. Deathmetal auf hohem technischem Niveau und ein gelungener Auftakt – lediglich die Freude, „Leprosy“ von DEATH zu spielen (den sie als Bonustrack auf ihrem Album „Shadowcast“ untergebracht haben) machen sie einem leider nicht. Sei’s drum.
Danach wird es böse und die Blackmetal-Fraktion kommt auf ihre Kosten: WATAIN entern die Bühne, natürlich standesgemäß mit finsteren Mienen, Corpsepaint und langen Nägelbändern inmitten metallener Kreuze und flammenden Fackeln. Die Schweden aus Uppsala geben aber nicht nur optisch, sondern vor allem musikalisch eine Menge her: Äußerst vielschichtiger, atmosphärischer Blackmetal mit episch langen Riff-Attacken in Höchstgeschwindigkeit, ohne in eindimensionales Geknüppel zu verfallen, und Kompositionen, die abwechslungsreich zwischen Midtempo-Passagen und dem puren nihilistischen Brett variieren. Mag man von ihren Aussagen und ihrer Einstellung halten, was man will, ihre Shows sind doch immer wieder großes Kino.
Nun wird brutaler Blackmetal aus Hamburg in Gestalt von NEGATOR serviert. Sie interpretieren das Ganze nicht so tiefschwarz wie ihre Vorgänger. Weder was den optischen Firlefanz, noch die Lyrics betrifft – die Texte überstrahlt gar hier und da ein zwinkerndes Auge, aber musikalisch macht man dennoch keine Gefangenen. Sänger Nachtgarm, der nun auch bei DARK FUNERAL aktiv ist, kreischt sich förmlich die Seele aus dem Leib, das Set, das vor allem Stücke des aktuellen Albums „Panzer Metal“ enthält, ballert hasserfüllt und kompromisslos vom Anfang bis zum Ende. Kompositorisch und spieltechnisch können sie zwar ihren Vorgängern nicht das Wasser reichen, unterm Strich liefern aber auch sie einen beachtlichen Auftritt ab.
Das Zelt ist mittlerweise allerdings doch schon sichtlich geleert: Der Tag war lang, der Alkohol lecker, und ein Großteil hat sich auf den Weg zum Zeltplatz begeben, um den Akku für den nächsten Tag aufzuladen. Schade für sie, denn sie verpassen die schwedischen Deathmetaller GRAVE, die mit einem gut gewählten Mix aus altem und aktuellem Material der Knüppelnacht gerecht werden. Sie haben die ein oder andere Doom- und Moshpassage im Repertoire, liefern tonnenschwere, rohe Grooves gepaart mit räudigem Gesang und bringen das schon recht überschaubare Völkchen vor der Bühne kräftig zum Bangen.
Zum Abschluss um mittlerweile kurz vor vier dann ein weiteres Highlight der diesjährigen Knüppelnacht: MISERY INDEX aus Baltimore. Wahnsinn, wie exakt der US-Vierer zu Werke geht, wie präzise das Zusammenspiel trotz der instrumentalen Raserei in gefühlter Lichtgeschwindigkeit funktioniert. Ein geradezu unmenschliches Drumming von Adam Jarvis als Fundament, zu dem sich sensationelle Riffs mit Mörder-Grooves und eingestreuten Überschall-Soli gesellen, ohne dass dieses Inferno jemals ansatzweise in Brei ausartet. Auch textlich hat man einiges zu vermelden, Gesellschaftskritik ist angesagt, und das mittels tiefer, mächtiger Growls von Sänger Jason Netherton, der sich zudem reichlich auf der Bühne verausgabt. Sie sind sicherlich eine der Bands der Stunde, was Deathmetal/Grindcore betrifft und müssen sich auch hinter TERRORIZER nicht verstecken. Wer es geschafft hat, bis halb fünf Uhr morgens auszuharren, ist reichlich belohnt worden ! Großartig !
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