With Full Force
Der große Festivalbericht 2010
Konzertbericht
Samstag, 03. Juli
ELSTERGLANZ
Wie auch schon im letzten Jahr erfreute das Duo aus Lutherstadt Eisleben das geneigte Publikum mit ihrer Kakofonie. Die sinnfreien, aber dafür erheiternden Texte sorgten nicht nur für Tanzlaune, sondern kurbelten auch gehörig den Bierausschank an den umliegenden Bierwagen an. Die Staubwolke, die sich über den Pulk vor der Bühne legte, verschwand erst, als die Band nach einer halben Stunde Spielzeit die Bühne verließ. Natürlich boten ELSTERGLANZ auch eine eigene „Feuershow“, die Leute wollen schließlich etwas sehen für ihr Geld. Es wurden hierfür extra alte, umgebaute Elektroherde angekarrt, aus denen dann Feuer schoss. Für die große Hitdichte in der Setlist war auch gesorgt. Songs wie „Mutter von James Bond“ und „Kaputtschlan“ durften da natürlich nicht fehlen. Da eigentlich das ganze Festival irgendwie im Zeichen der Fußball-Weltmeisterschaft stand, hüllte sich der ELSTERGLANZ-Sänger natürlich in ein Deutschland-Trikot. Dafür gibt’s einen Extrapunkt für die B-Note. (SirG)
GRAND MAGUS
Noch kurz vor dem Festival eingewechselt, hatte das Schwedentrio an dem Tag die absolute Arschkarte gezogen. Die Doom- bzw. Stoner-Band musste nämlich parallel zum Fußballspiel Deutschland vs. Argentinien aufspielen und hart um die Aufmerksamkeit des Auditoriums buhlen, denn auf der Leinwand links von der Bühne wurde das besagte Deutschlandspiel übertragen. Demensprechend verloren wirkten GRAND MAGUS auf der Hauptbühne vor einem, man kann schon sagen, exklusiven Publikum. Nichtsdestotrotz muss ich der Band großen Respekt zollen, denn so viel „Desinteresse“ seitens des Publikums abzubekommen, muss sehr hart sein. Ich hoffe die Jungs werden für das nächste WITH FULL FORCE noch einmal gebucht und vielleicht in den Abendstunden platziert. Das wäre nur fair! (SirG)
EXODUS
Die Arschkarte des Wochenendes (was die Spielzeit angeht) hatten wohl die Thrasher von EXODUS. Nach Plan sollten die Jungs schon während des noch laufenden Deutschland-Spiels gegen Argentinien spielen. Noch vor dem Abpfiff versammelten sich aber immer mehr Hörwillige vor der Hauptbühne. Als EXODUS dann zu einem kurzen Line-Check ansetzen und damit anscheinend das Publikum beim Sehen des Spieles behindern, sehen sich die Kalifornier mit Tausenden Mittelfingern und Pfiffen konfrontiert. Plöd! Nach Ende des Spiels wissen die Mannen um Sänger Rob allerdings die aufgedrehte Stimmung der befriedigten Fußballfans zu instrumentalisieren. Ein schnelles „FUCK ARGENTINA“ und ab geht die Lucy! Höhepunkte hierbei waren eindeutig der Klassiker „Bonded By Blood“, „Blacklist“ und „The Toxic Waltz“. Selbst zu riesigen Circle Pits und eine Wall of Death ließen sich die geneigten Hörer hinreißen…na das ist ja grad nochmal gut gegangen… (Alex)
CANNIBAL CORPSE
CANNIBAL CORPSE sind was die Qualität ihrer Auftritte angeht eine Bank. Hier ist Stumpf = Trumpf, hier gibt’s auf die Fresse ohne Kompromisse, hier gibt’s messerscharfe Death Metal-Riffs am Fließband. Höhepunkt ist (obwohl in der Mitte des Sets angesiedelt) das unerreichte „Hammer Smashed Face“ dass von Tausenden Kehlen mitgegrölt wird. Der Corpsegrinder unterstützt die über alles erhabene Klampfenfraktion mit Dauerrotation und es staubt gewaltig vor der Bühne. So muss das! (Alex)
HEAVEN SHALL BURN
Nach CANNIBAL CORPSE wurde es wieder Zeit für mehr Bewegung im Pulk und HEAVEN SHALL BURN wurden mit dieser Aufgabe betraut. Einheitlich gekleidet – es erinnerte ein wenig an die IN FLAMES-Bande – legte die Thüringer Krachkapelle auch ohne Umschweife los. Wider erwarten fingen die Jungs aber nicht mit „Awoken“, dem atmosphärischen Intro ihrer 2008er Langrille „Iconoclast“ an. Schade eigentlich, denn es wäre die perfekte Überleitung zum Song „Endzeit“ gewesen. Beide mussten noch etwas länger auf sich warten lassen. Songs wie „The Weapon They Fear“ und „Behind A Wall Of Silence“ wurden natürlich frenetisch gefeiert, der Höhepunkt der Veranstaltung sollte aber der gigantische Circle Pit darstellen. Es war wohl der größte Circle Pit in der Geschichte des Festivals. Die Fans sprinteten nicht nur um den Soundturm, sondern auch um die Geschäfte dahinter. Unglaublich! Also, sowas Fettes hat man noch nicht gesehen. Respekt! Insgesamt eine der besten Auftritte auf dem diesjährigen WITH FULL FORCE. (SirG)
VENOM
VENOM passten irgendwie nicht zum WITH FULL FORCE – beziehungsweise das WITH FULL FORCE passte nicht zu VENOM. Nichtsdestotrotz sollten wir uns alle freuen, dass es solche Ausreißer im Billing gibt. Denn nur dieses Cross Over aus verschiedenen Genres und Bands unterschiedlicher Dekaden macht die besondere Magie dieses Festivals aus. Dennoch wirkten VENOM sehr antiquiert. Das bespaßte Publikum war deutlich zu jung und überhaupt nicht beeindruckt von den alten Männern mit schwindendem Haupthaar vor sich auf der Bühne. Sogar das Feuerwerk wirkte wie aus dem letzten Jahrhundert. Ich bezweifle, dass auch nur ein Bruchteil des Auditoriums die Songs beim Namen kannte. Leider gehört der Autor dieser Zeilen ebenfalls dazu. Der einzige Songtitel, der im Ohr blieb, ist „Antichrist“. (SirG)
TEXAS IN JULY
Ich muss zugeben, dass ich von TEXAS IN JULY vor ihrem Auftritt nichts gehört hatte. Also gespannt auf ins Gefecht. Die offensichtlich noch recht jungen Burschen aus Pennsylvania/USA brettern ordentlichst los und wirbeln einigen Staub auf. Das gut besuchte Zelt zeigt, wie angesagt der Ami-Vierer im Moment zu sein scheint. Vorher diese Begeisterung rührt bleibt für mich allerdings ein Rätsel. Klar, die Songs sind handwerklich völlig in Ordnung, aber dennoch vom Songwriting sehr limitiert. Stimmung machen sie nichtsdestotrotz und abgefeiert werden sie von der der Core-Jugend allemal. Es gilt die Jungs weiter zu beobachten! (Alex)
NEAERA
Die Jungs aus Münster mussten diesmal zwar nicht wie zwei Jahre zuvor den Hardbowl eröffnen, doch hatten sie auch in diesem Jahr eine zeitliche Unpässlichkeit. Etwa zehn Minuten vor Ende ihres Auftritts war nämlich Anstoß beim großartigen WM-Spiel Deutschland vs. Argentinien. Soll heißen, die letzten Songs sind vielen Zuschauern und auch dem Autor dieser Zeilen flöten gegangen. Dass sie gegen die Zeit spielen, war der Band vollkommen bewusst und so zog sie das Tempo deutlich an. Die Fans dankten es der Band durch viel Gemoshe, eine Wall of Death, einen beachtlichen Circle Pit und natürlich ausgedehntes Crowdsurfen. Songs wie „Let The Tempest Come“, „Walls Instead Of Bridges“ und „Armamentarium“ ließen einfach keine Wünsche offen! (SirG)
GWAR
Mitten in der Nacht wird’s nochmal monsterhaft auf der Zeltbühne: GWAR erscheinen! Bewaffnet mit Kunstblut und -sperma, Farben und allerlei sonstigem Gedöns beginnen 40 Minuten reinster Rock’n’Roll-Wahnsinn. Ohne Kompromisse wird gerockt, gespuckt, gesaut und gegrölt! Die letzten Kräfte werden mobilisiert und so findet auch der zweite Tag des WITH FULL FORCE 2010 ein angemessenes Ende. Großartigst! (Alex)
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