With Full Force
Der große Festivalbericht 2007
Konzertbericht
Samstag, Main Stage
VOLBEAT
Letztes Jahr verzauberten VOLBEAT mit fett-massigem Sound die Menge noch zu später Stunde im Zelt, heuer hatten sie am Samstag die eigentlich undankbare Aufgabe, die Main Stage zu eröffnen. Doch der volle Platz bewies mal wieder: Qualität setzt sich halt doch durch. Jene konnten die Dänen gar länger als gedacht bieten, denn die beste Nachricht des Tages kam in der Mitte des Sets: aufgrund des Ausfalls von DAGOBA durften VOLBEAT satte 20 Minuten länger auf der Bühne verweilen, sodass der geneigte Metal ‘n Roll-Fan an diesem Tag beinahe eine volle Stunde der extrem fetten Mischung aus dänischem Groove, METALLICA, ELVIS, CASH und Coolness frönen durfte. VOLBEATs einzigartiger Mix kam live im Vergleich zur Konserve ohne auch nur den winzigen Hauch von Qualitätsverlust herüber. Vielmehr überzeugten die Songs ihrer beiden Alben im Einsatz noch viel mehr, was nicht zuletzt der grandiosen Leistung von Sänger Michael Poulsen zu verdanken war. „The Human Instrument”, „Pool Of Booze Booze Booza”, „The Garden’s Tale”, „Caroline Leaving”, „Mr. And Mrs. Ness”, „Rebel Monster”… ach was schreib ich hier noch?! Leute, seht Euch diese Band an!! (Imperium)
BENEDICTION
Vor einigen Jahren hätte ich mich wohl absolut auf den Auftritt von BENEDICTION gefreut, doch leider gehöre ich zu den Leuten, die ab „The Dreams You Dread“ einen großen Teil des Interesses an der Band verloren haben. Die Show war nun auch nicht sehr stark besucht, vielleicht war das britische Urgestein einfach zu lange nicht mehr auf den Bühnen in Deutschland vertreten. Meine leicht miese Grundstimmung wurde aber eines Besseren belehrt, denn mit BENEDICTION wird wohl mit ihrem anstehenden Release wieder zu rechnen sein. Die Setlist war gut strukturiert und auch die Fans der ersten (oder zweiten) Stunde kamen mit Songs wie „The Grotesque“ auf Ihre Kosten. Mit „Killing Music“ konnte dann auch dem Titeltrack des neuen Albums gelauscht werden, welcher, trotz recht mieser Soundverhältnisse, recht viel versprechend und wieder etwas mehr nach „Back to the Roots“ klang! (Dorian)
LAMB OF GOD
Das With Full Force 2007 war für die Redneck-Metaller LAMB OF GOD die letzte Station auf ihrer aktuellen Europatour, und ganz in diesem Sinne gab sich auch Fronter Randy Blythe gleich zu Beginn des Auftritts. Gekommen, um zu zerstören sei man, wohl wissend, dass man mit „Sacrament“ ein heftiges und verdammt starkes Album in der Hinterhand hat – das entsprechend von den Fans abgefeiert wird. LAMB OF GOD sind mittlerweile zu einer ernst zu nehmenden Größe avanciert, beste Beispiele waren an diesem Tag „Walk With Me In Hell“ und das brutal rein krachende „Redneck“, das schlussendlich nicht einmal von „Ruin“ getoppt werden konnte. (Imperium)
ZUUL FX
Da die feinen Herrschaften von STATIC-X der Meinung waren, sie müssten dann doch mal ausprobieren, ob ein Nightliner brennt, mussten sie ihren Auftritt auf dem With Full Force absagen. Das eröffnete ZUUL FX, die am Vortag schon den Hardbowl musikalisch unterhalten hatten, die Möglichkeit, einen weiteren Gig auf der Hauptbühne zu absolvieren. Da dem Publikum die Enttäuschung über das Wegbleiben von STATIC-X deutlich anzumerken war, hielt sich auch die Begeisterung gegenüber ZUUL FX in Grenzen. So wurde deren Mucke, die irgendwo in der Schnittmenge von Metalcore, Industrial und FEAR FACTORY liegt, auch nur mäßig abgefeiert. Trotz Knallern wie „Fight For The Cause“ oder „Cabal“ gelang es den Schergen um den ehemaligen NO RETURN Frontmann Steve Petit nicht, die Stimmung vom Vortag auf die Hauptbühne zu übertragen. (Alex)
CALIBAN
CALIBAN, die Mitbegründer des Metalcore hierzulande, haben anscheinend ihr Äußeres verändert. Die Band kam geschlossen in weißen, aber blutverschmierten Shirts auf die Bühne und der Sänger überraschte mit einer modischen Entgleisung, die er stolz in seinem Gesicht trug – seinem neuen Bart! Zum ersten Mal waren die Jungs auf der Hauptbühne des With Full Force zugegen und toppten sich natürlich selbst. Wer die Wall of Death bei CALIBAN gesehen hat, wird mir sicher zustimmen, dass sie echt krass war. Sie verlief von der Bühne bis zum Soundturm. Ich habe noch nie eine so große Wall of Death gesehen. Einige Mutige beziehungsweise Dumme, blieben in der Mitte stehen, waren dann aber auch die ersten, die im Gemenge untergingen. Sänger Andy teilte die Menge wie Moses das Meer. Unglaublich! Und Songs wie „The Beloved And The Hatred“, „Nowhere To Run, No Place To Hide“ und „I Rape Myself“ ballerten den Leuten das Hirn aus dem Kopf. CALIBAN zeigen zwar immer die gleiche solide Leistung, doch auch diesmal konnten sie überzeugen. Die Ruhrpott-Jungs sind immer noch die Macht. (SirG)
AMON AMARTH
Happy Birthday, Fredrik Andersson! AMON MARTHs Drummer feierte am Auftrittstag der Wikinger-Routiniers Geburtstag und belohnte sich selber mit einer, wie soll es auch anders sein, technischen Glanzleistung. Die Bandkollegen standen ihm in nichts nach und lieferten eine perfekt eingespielte wie schweißtreibende Show ab Dementsprechend begeistert waren die Reaktionen aus den voll besetzten Reihen vor der Main Stage. Altbekanntes („Death In Fire“, „Victorious March“) und Neues („Asator“) machte zwar immer noch Spaß – das schwedische Todesblei glänzte nun aber nicht nur mit super Shows, sondern auch mit live-haftiger Überpräsenz und seit etwa zwei Jahren mit ein und derselben Bühnenshow (Pyros und Wikingerschlachten). Wäre da mal nicht eine Pause angebracht? (Imperium)
SICK OF IT ALL
Die zweite New York-Fraktion, die With Full Force-Tradition hat. Von Jahr zu Jahr mehr oder weniger abwechselnd mit ihren Kollegen AGNOSTIC FRONT legen SICK OF IT ALL die Hauptbühne in Schutt und Asche. So auch dieses Mal, obwohl der Zahn der Zeit mittlerweile deutlich an der Band (und vor allem an Klampfer Pete Koller) genagt hat. Allerdings nur optisch, denn in Sachen Show steckt die NY-Posse immer noch jede zweite Nachwuchsband locker in die Tasche. Und wenn Hits vom Kaliber „Scratch The Surface“ oder „Just Look Around“ ausgepackt werden, kann eh nichts mehr schief gehen. Guter Auftritt, nach dem ich schon mal vorsorglich „Gotta, Gotta Go“ vor mich hinsummte. Man weiß ja nie, was nächstes Jahr so passiert… (Wyatt Earp)
CHILDREN OF BODOM
Alexi Laihos Leistung und die seiner Konsorten auf den wieder verwert- und abspielbaren Silberscheibchen in allen Ehren, aber das, was CHILDREN OF BODOM am Samstagabend ablieferten, wird keinesfalls dem Status eines Headliners gerecht. In der Songauswahl setzte man wieder auf das Motto „alte Besen kehren gut“: „Are You Dead Yet?“, „Needled 24/7″, „Angels Don’t Kill“, „Sixpounder“… scheiß drauf, immerhin ist es das, was die Menge hören will. Die war auch hörbar angetan von dem, was die Kinder sich so alles zusammenwichsten. Unverständlich, denn so dermaßen untight und neben der Spur haut es einem fast schon die Sicherungen des guten Geschmacks raus. Massive Verspieler prägten das Soundbild an diesem Abend, sodass man sich wünschte, der Tag würde so enden, wie er begann: mit VOLBEAT. Die haben wenigstens ordentlich gerockt. (Imperium)
Samstag, Tent Stage
BY NIGHT
Bei Nacht? Nein, ganz und gar nicht! Heller Samstagmittag war es, als die Schweden BY NIGHT vor recht wenigen Versammelten im Zelt auf die Bühne kamen. Nur sehr langsam füllte sich der Platz davor, was allerdings keinen Einfluss auf die Motivation der Band hatte. Mit dem eingängigen Metalcore ihrer beiden Alben „A New Shape Of Desparation“ und „Burn The Flags“ konnten die Jungs innerhalb der zur Verfügung stehenden halben Stunde den wenigen Fans ordentlich einheizen. Da verwunderte es auch nicht weiter, dass trotzdem sogar recht ordentlich gemosht wurde. Leider machte der Sound nicht so ganz mit, das Schlagzeug war viel zu dominant, auch fehlte es an Transparenz. (schnurzhurzel)
THE CREETINS
Das Trio THE CREETINS aus Kiel spielt jetzt nicht gerade meine favorisierte Musikrichtung, aber wo ich mir schon mal BY NIGHT gegeben hatte, blieb ich einfach mal im Zelt stehen und harrte der Dinge. Mit ihrem Punkrock und einer wilden Show kam die sichtlich motivierte Band beim leider nur spärlich vorhandenen Publikum eigentlich ganz gut an. Die Jungs bewegten sich sehr viel auf der Bühne, hüpften und sprangen, und dabei immer ein Lächeln im Gesicht. Davon ließen sich einige wenige Fans anstecken, so bildete sich doch ein kleiner Moshpit. Gespielt wurde unter anderem „One Last Fix“. (schnurzhurzel)
ENTER SHIKARI
ENTER SHIKARI aus London haben zwar erst ihr Debütalbum „Take To The Skies“ (nach einigen EPs und Singles) veröffentlicht, spielten nun aber schon auf einem der größten Festivals. Das nenne ich mal einen wirklich gelungenen Start! Die Band spielte einen sehr ungewöhnlichen, äußerst modern klingenden Mix aus Metal, Post-Hardcore und Trance, und konnte damit gleich viele neue Fans für sich gewinnen. Harte Gitarren trafen auf fette Dance-Beats, erinnerte mich ein wenig an THINK ABOUT MUTATION. Feine, kompromisslose Sache! (schnurzhurzel)
STRUNG OUT
Kalifornien, Sonne, Strand, Punkrock. Mit der Kombination kann nicht viel schief gehen, und folgerichtig zaubern STRUNG OUT ein paar Sonnenstrahlen ins Partyzelt. Das Publikum nimmt es dankbar auf, schließlich ist das Wetter draußen ziemlich durchwachsen, wenn auch besser als am Vortag. Die Band legt einen engagierten Auftritt hin und verströmt ordentlich Power. Sympathisch, dass auch einer derart routinierten Band noch Pannen passieren. Irgendwann verschwindet der Frontmann hinter die Bühne und lässt einen der Gitarristen ein paar Zeilen singen. Der wiederum schaut sich nach der zweiten von ihm gegrölten Strophe nach seinem Kollegen um, der irgendwann tatsächlich wieder auftaucht und den Eindruck macht, aufgehalten worden zu sein. Mit einem Lächeln auf den Lippen geht’s trotzdem weiter, und mit einer ziemlich schrägen Version von OZZYs „Bark At The Moon“ entlässt das kalifornische Quintett das Publikum wieder in den deutschen Matsch. (Wyatt Earp)
WALLS OF JERICHO
Es ist kaum zu fassen, dass diese Band nach mehreren Teilnahmen am WITH FULL FORCE immer noch nicht auf der Hauptbühne spielen darf. Das scheint auch das Auditorium so zu sehen, denn das „Hardbowl“-Zelt ist knüppelvoll, als Candace Kucsulain und ihre Hintermannschaft loslegen. Die kleine Frontfrau ist natürlich wie immer der Blickfang auf der Bühne, und man fragt sich immer wieder, wo ein so zuckersüßes Persönchen diese brutalen Growls herholt. Aber auch die restliche Band weiß zu überzeugen: straffes Drumming, messerscharfes Riffing und pumpende Bassläufe, hier stimmt einfach alles. Die Belohnung folgt auf dem Fuße, und so singt das Publikum noch Minuten nach dem Auftritt in trauter Eintracht den Hit „Revival Never Goes Out Of Style“. (Wyatt Earp)
TERROR
Ich kann nicht behaupten, ein großer Fan von Bands wie TERROR zu sein. Irgendwie ist mir das gesamte Auftreten solcher Bollo-Hardcore-Truppen immer deutlich zu prollig. Trotzdem muss man der Band attestieren, dass sie gut aufeinander eingespielt ist und das Zelt ordentlich zum Swingen bringt. Das Gehabe, die dauernden „Respect“-Bekundungen und das „Rasiermesser-zwischen-den-Beinen“Acting nervt mich aber irgendwann gewaltig, so dass ich das Zelt frühzeitig verlasse und der BORN FROM PAIN/LIAR/TERROR-Fraktion das Feld überlasse. (Wyatt Earp)
Saturday Night Fever
KNORKATOR
Die Berliner Boygroup gehörte 2007 zu meinen absoluten Favoriten auf dem With Full Force. KNORKATOR wissen einfach, wie man Stimmung macht – egal ob am Tag oder in der Nacht. Sie hatten aber auch einen leichten Start gehabt, denn CHILDREN OF BODOM verließen nach ihrem defizitären Auftritt die Bühne und ließen tausende enttäuschte Fans zurück. Diese strömten natürlich in die Tent Stage, um ihre Laune wieder heben zu lassen. Und Deutschlands meiste Band der Welt tat ihr bestes, um dem Publikum den Gefallen zu tun. Mit Welthits wie „Alter Mann“, „Der Weg Nach Unten“ und „Ding Inne Schnauze“ schaffte es die mittlerweile auf fünf Mann angewachsene Band, die feiernde Metalgemeinde zu dieser späten Stunde zum Tanzen und Mitsingen zu animieren. Leider wurden zu wenige wirklich alte Songs gespielt, aber das macht nichts, denn auch die neuen können alles. Dauen hoch! (SirG)
MOONSORROW
Es ist 3 Uhr morgens und so langsam bin ich fertig mit der Welt! Aber es hilft nichts, MOONSORROW spielen noch, da muss man durch, denn hier wird epischer Viking Metal vom Feinsten geboten. Wie immer brachten die Wikinger ihre überlangen, abwechslungsreichen sowie atmosphärischen Stücke technisch perfekt rüber und zeigten sich sehr enthusiastisch und professionell. Aufgrund der geringen Spielzeit von gerade einmal 40 Minuten war allerdings lediglich Platz für 4 Songs, u. a. wurde „Kylän Päässä“ dargeboten. Von Anfang an hatte Frontmann Ville Sorvali die versammelten Krieger voll im Griff. Voller Erfolg für Finnland! So hätte es ruhig noch etwas weitergehen können, aber der Zeitplan erlaubte dies eben nicht. So trotte ich, noch die feinen Melodien MOONSORROWS vor mich her pfeifend, langsam und zufrieden zu meinem Zelt. (schnurzhurzel)
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