Winter's Gate European Tour 2017
Insomnium, Barren Earth, Wolfheart in Berlin
Konzertbericht
Was gibt es an einem Sonntag Abend Schöneres, als sich über drei Stunden lang mit einem finnischen Akzent anbrüllen zu lassen? Auch wenn manche diese Frage vielleicht anders beantworten würden finden wir: Nichts! Das dachten sich auch die ca. 500 anderen Besucher der Winter’s Gate European Tour 2017, die sich an diesem Abend in freudiger Erwartung von INSOMNIUM in den Berliner Club Lido gequetscht hatten. Wie fast alle Konzerte der Tour ist auch dieses restlos ausverkauft, sodass einige im Facebook-Event noch händeringend nach Tickets gesucht hatten. Kein Wunder, handelt es sich bei diesem Lineup doch um einige der am heißesten gehandelten Bands im Melodic Death Metal.
Fotos von Andrea Friedrich.
Wolfheart
Den Anfang machen überraschenderweise WOLFHEART, die man vielleicht eher als zweite Vorband erwartet hätte. Zwar haben sie bisher nur zwei Alben veröffentlicht, doch da sie eines der vielen Projekte von Mastermind Tuomas Saukkonen sind konnten sie sich ihrer Fanbase von Anfang an sicher sein. Als unumstritten härteste Band des Abends schaffen sie es auch problemlos, die Menge sofort richtig anzuheizen. Bereits beim ersten Song wird klar, dass die ersten paar Reihen den Headbangern gehören; außerdem ergibt sich auch recht bald ein zwar überschaubarer, aber auch konkurrenzloser Pit. Bei der Songauswahl setzen WOLFHEART vor allem auf ihr erstes Album „Winterborn“. Ganze vier von sechs Songs entfallen auf diese Scheibe, und nur jeweils ein Song auf den Nachfolger „Shadow World“ und das anstehende Album „Tyhjyys“. Die Einseitigkeit der Setlist ist aber auch der einzige Kritikpunkt, den man am Auftritt der Band anbringen kann. Die Performance selbst ist wie immer energetisch, schnell, und wie der BARREN EARTH Frontmann Jón Aldará später noch sagen wird „brutal, yet melodic“.
Setlist: The Hunt, Strength And Valour, Ghosts of Karelia, Boneyard, Zero Gravity, Routa Pt. 2
Galerie mit 22 Bildern: Wolfheart - Winter's Gate Tour in BerlinBarren Earth
Nach der harten und tempogeladenen Show von WOLFHEART wird es bei BARREN EARTH jetzt langsamer und doomiger. Das heißt aber keinesfalls, dass die Stimmung einen Knick bekommt. Die Halle ist noch voller geworden, und mittlerweile kann man sich fast nur noch im langsamen Krabbengang fortbewegen. Da sie etwas mehr Spielzeit als ihre Vorgänger haben können sich BARREN EARTH ein wenig mehr austoben und decken mit ihrer Setlist so ziemlich ihre ganze Bandgeschichte ab. Dabei kombinieren sie schnellere und langsamere Stücke gekonnt. Was im Vergleich zu den anderen Bands an diesem Abend auffällt, ist, dass bei diesen Jungs zwischendurch eine ganz schön große Portion 70er Rock mitschwingt. Bei den Besuchern kommt die Mischung aber auf jeden Fall gut an, und Langeweile oder ungeduldiges Warten auf die Hauptband kommen ganz sicher nicht auf.
Setlist: Intro, The Leer, The Dead Exiles, Set Alight, Flicker, A Shapeless Derelict, On Lonely Towers
Galerie mit 18 Bildern: Barren Earth - Winter's Gate Tour in BerlinInsomnium
Bereits bei ihrer Listening Session im August hatten INSOMNIUM angekündigt, dass sie auf der Tour das gesamte, namensgebende Album „Winter’s Gate“ durchspielen würden. Für all jene, die es noch nicht kennen: „Winter’s Gate“ besteht aus einem einzigen, rund 40 Minuten langen Song, der auf der Tour den ersten Teil des Sets stellt. Live funktioniert das Stück zugegebenermaßen nicht ganz so gut wie auf CD, was hauptsächlich an den ruhigeren Passagen liegt, die als Übergänge zwischen verschiedenen musikalischen Einheiten der Platte fungieren. Diese sind mitunter etwas lang und lassen sich nicht wirklich genießen, wenn sie von Rufen und Pfiffen aus dem Publikum übertönt werden. Die Band meistert das sicherlich anstrengende Langzeitspielen mit nur sehr kurzen Verschnaufpausen aber mit Bravour und startet anschließend in das zweite Set, das man nur mit „Best of“ betiteln kann.
Vor allem Songs wie „While We Sleep“ oder „Down With The Sun“ lösen bei ihrer Ankündigung Geschrei aus. INSOMNIUM schaffen es wie immer, die Zuschauer abwechselnd mit harten Stücken anzuheizen und mit melodischen in Verzückung zu versetzen. Eines kann diese Band nämlich so gut wie fast keine andere: Harte Musik mit wunderschönen Melodien zu kombinieren, die beim Anhören tiefe Gefühle auslösen. Das Ganze geht so weit, dass beim Ende von „Only One Who Waits“ gefolgt von „Promethean Song“ auch die abgebrühteste Redakteurin ein klein wenig Pipi in den Augen hat. Mit einer fetten Zugabe setzen INSOMNIUM dann nochmal drei Songs drauf, was dann fast keine Wünsche mehr offen lässt. Einziger Wermutstropfen: Gitarrist und Klar-Sänger Ville Friman konnte aus Jobgründen leider nur die erste Hälfte der Tour mitmachen und ist daher in Berlin leider schon nicht mehr dabei. Ersatzmann Jani Liimatainen meistert seine Aufgabe aber hervorragend und verdient an dieser Stelle noch einmal ein dickes Lob.
Setlist:
Set 1: Winter’s Gate
Set 2: Gale, Mortal Share, While We Sleep, Bereavement, Change Of Heart, Only One Who Waits, Promethean Song
Zugabe: Equivalence, Down With The Sun, Weighed Down With Sorrow
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Insomnium und Wolfheart auf Tour
17.01.25 | Insomnium - “Beyond the Shadows of the Dying Sun”-10th Anniversary European TourInsomnium, Omnium Gatherum und HinayanaTurbinenhalle, Oberhausen |
18.01.25 | Insomnium - “Beyond the Shadows of the Dying Sun”-10th Anniversary European TourInsomnium, Omnium Gatherum und HinayanaHellraiser, Leipzig |
21.01.25 | Insomnium - “Beyond the Shadows of the Dying Sun”-10th Anniversary European TourInsomnium, Omnium Gatherum und HinayanaFestsaal Kreuzberg, Berlin |
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War in Hamburg dabei und kann den guten Eindruck nur bestätigen. Klasse Vorstellung von allen dreien.