Whitesnake
Alice Cooper und Whitesnake live in Stuttgart
Konzertbericht
Wenn die Qualität seiner Alben seit dem famosen „The Last Temptation“ von 1994 auch ziemlich nachgelassen hat, ist es dennoch nie ein Fehler, sich ALICE COOPER live anzuschauen. Ende November bot sich die Gelegenheit, den Altmeister zusammen mit David Coverdale und WHITESNAKE zu sehen, der Band, deren Backkatalog gefühlt nur aus Best-Of-Alben besteht. In der gut gefüllten Stuttgarter Porsche-Arena gaben sich die alten Haudegen des Hard Rock ein Stelldichein. Doch so vordergründig passend, wie diese Double-Headliner-Tour auf den ersten Blick erscheinen mag, ist sie schlussendlich nun doch nicht – es sei denn man hält es mit den Gegensätzen, die sich anziehen.
Pünktlich zur Stage Time von WHITESNAKE erreichen wir unsere Plätze auf den Rängen der Porsche-Arena und haben die Vorband FIVE AND THE RED ONE damit glatt verpasst. Egal – schließlich gibt es heute ein Menü mit zwei Hauptgängen, wenn der erste der beiden auch etwas zu süß schmeckt. Denn die Songs, die Coverdale zum Besten gibt, könnten gut und gerne den Titel „Patrick Lindner des Hard Rock“ rechtfertigen. Inflationärer habe ich den Gebrauch des Wörtchens „love“ noch nicht erlebt. „Fool For Your Lovin'“, „Love Ain’t No Stranger“, „Lay Down Your Love“, „Deeper The Love“, „Is This Love“, „Ain’t No Love In The Heart Of The City“, „A Fool In Love“, „Ain’t No Love“, „Give Me All Your Love“ – den Best-Agern, die den Löwenanteil des Publikums stellen, wird da ganz warm ums Herz. Schockierend zu sehen ist allerdings, dass selbst in der Altersgruppe „Fünfzigplus“ der allgegenwärtige Mobilfunk (oder der Raucherschutz?) zum selben Phänomen führt, wie in der Generation ihrer Kinder: Bei „Is This Love“ zählen wir gerade einmal ein einziges, einsames Feuerzeug in mitten dutzender blau glimmender Handydisplays. Das hat ja schon fast etwas Weihnachtliches. Ein klein bisschen Wärme in dieser kalten Welt…
Bis auf die bekannten Gassenhauer wie „Fool For Your Lovin'“ oder „Here I Go Again“ will mir WHITESNAKE nicht zusagen. Die blueslastigen Songs bieten kaum Höhepunkte und gleichen sich nicht nur textlich wie ein Ei dem anderen. Dass man da nicht durcheinander kommt? Coverdale ist jedenfalls textsicher. Und fit wie ein Turnschuh, bzw. wie ein Fitnesstrainer, der seinem Publikum Step-Übungen vormacht. Entsprechend abwechslungsreich kommt die Show daher: vor und zurück, auch mal zur Seite. Kurze Höhepunkte sind die Momente, wenn sich der Gitarrist die Akustikklampfe greift und sich einen Hocker auf die Bühne stellt. Dann ist wieder Balladenzeit. Warum er den nicht gleich dort stehen lässt ist genauso fraglich wie der Sinn eines ca. sechsminütigen Gitarrensolos in der Mitte des Sets. Vielleicht erwartet das der Papa, wenn er mal auf ein Rockkonzert geht. Im Grunde ist das Alleinganggehudel vom selben Nährwert wie ein ausgedehntes DeMayo-Basssolo. Die Entscheidung, auf dieser Double-Headliner-Tour ALICE COOPER als Hauptact zum Schluss spielen zu lassen, ist im Endeffekt zu begrüßen.
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