Weto
Live In Stuttgart 2011
Konzertbericht
WETO bedeutet für die SCHANDMAUL-erfahrenen Musiker in gewisser Weise einen Rückschritt: Zurück von großen Bühnen in die ganz kleinen Clubs, zurück auch von der hochprofessionellen Organisation zu den Improvisationskünsten, die man bei knapp bemessener Tour-Kasse einfach entwickeln muss. Da wird am Merchandise-Stand einfach mal ein SCHANDMAUL-Tourposter aufgehängt und Bandname, sowie Albumtitel durch die WETO-Pendants ersetzt. Und auf der Bühne entstehen unplanmäßig lange Pausen, wenn Matthias Richter wieder einmal seinen Bass in die richtige Stimmung versetzen muss.
Dabei fällt auch der schnodderig-raue Umgangston auf der Bühne auf. Der holden Weiblichkeit beraubt fehlt hier offensichtlich eine mäßigend wirkende Kontrollinstanz und teils etwas derberer Humor macht sich breit. Trotzdem haben sich die Jungs natürlich lieb und sarkastische Sprüche werden grinsend gekontert, anstatt beleidigte Reaktionen hervorzurufen. So ist das eben mit der wahren Liebe unter Männern, da wird ordentlich ausgeteilt, in gleichem Maße eingesteckt und am Ende zusammen ein Bierchen gekippt.
Doch bevor es soweit ist, ist zunächst einmal Arbeit angesagt, in diesem Fall eine gut anderthalbstündige Deutschrock-Show mit insgesamt neunzehn fantastischen Liedern. Wer die Grundregeln der Mathematik beherrscht, stellt rasch fest, dass dabei beinahe alle Stücke der beiden Alben „Das 2weite Ich“ und „Schattenspieler“ berücksichtigt werden können, zumal dabei nicht auf Fremdkompositionen zurückgegriffen wird. „Feuertanz“ kennt man zwar in erster Linie als SCHANDMAUL-Stück, doch Thomas Lindner stellt in der zugehörigen Ansage klar, dass der Song ursprünglich für WETO komponiert und lediglich an die Schwesterband „verliehen“ wurde.
Nicht gespielt werden heute neben „Tief“, dem Opener des ersten Albums, auch die „Schattenspieler“-Stücke „Reise“ und „Glaubst Du Noch“. Und zumindest das letztgenannte vermisse ich persönlich irgendwie. Macht aber nix, den schließlich bleiben da immernoch genügend andere lohnende Songs. Eine leichte Unsicherheit ist der Band, die in dieser Konstellation erst zum zweiten Mal in diesem Jahr auf einer Bühne stehen, anzumerken. Diese wird jedoch von der sichtbaren Spielfreude mehr als ausgeglichen. Und je weiter der Abend fortschreitet, desto mehr groovt sich das Quintett aufeinander ein und desto mitreißender wird die Performance.
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