Way Of Darkness
Bericht vom Way Of Darkness Festival III mit u.a. Asphyx, Entombed, Gorefest, Napalm Death
Konzertbericht
Am Samstag wird erstmal in Ruhe ausgeschlafen, ich schenke mir CRIPPER und COMMANDER, was – zumindest laut einigen Stimmen, die ich den Tag über so höre – bei ersteren ein Fehler war. Aber man kann nicht alles haben. Dafür kann ich den Weg aus der Coburger Innenstadt zu Fuß zum Gelände nur denen empfehlen, die eine kleine Wanderung machen wollen; aber so ganz ohne Ortkenntnis ist das nix – wenigstens scheint die Sonne. Das Festivalzelt ist kurz nach Mittag noch recht spärlich besucht, die zwei langen Nächte davor haben deutliche Spuren hinterlassen. Mal sehen, wen die nächste Band so alles wach kriegt.
KARRAS
Woran denkt man sofort, wenn man das Wort „Ghetto“ im Zusammenhang mit Musik hört? Richtig, an bestimmte, unter anderem deutsche, Gruppen und Musiker, an die man lieber nicht denken will und von denen man erst recht nichts hören will. Als also Devrim, der Fronter der deutschen Multi-Kulti-Truppe KARRAS, den Stil seiner Formation als Ghetto Metal ankündigt, bin ich erstmal mehr als skeptisch. Wie sich dann aber herausstellt ist das, was das Quartett aus Berlin da musikalisch so im Gepäck hat, gar nicht so schlecht wie befürchtet. Die Band bietet allein schon personalmäßig ein recht ungewöhnliches Bild, zumindest für Metal-Verhältisse, besteht sie doch zu drei Vierteln aus Frauen. Und da die Mädels an Gitarre, Bass und Drums sich auch nicht grade zu verstecken brauchen, sind schon nach kürzester Zeit „Ausziehen!Ausziehen!“-Rufe aus dem Publikum zu vernehmen, was die drei allerdings sehr gelassen hinnehmen und sich statt dessen auf ihre Instrumente konzentrieren, auf denen sie eine durchaus ordentliche Vorstellung abliefern. Devrim erinnert mich etwas an einen Flummi, wie er so auf der Bühne rumspringt und hin- und herrennt, und seine Ansagen wirken manchmal etwas deplaziert. Musikalisch geht es hier in Richtung Hardcore plus Death/Thrash, nicht wirklich was Neues, aber live kann man es sich schon anhören – ohne allerdings wirklich gefesselt zu werden.
WITCHBURNER
Weiter geht es dann wieder oldschooliger, WITCHBURNER aus Fulda sind dran. Und die fünf Herren spielen Thrash der alten Machart, schön schnell und auch gar nicht mal schlecht. Sowohl optisch als auch soundmäßig fühlt man sich an frühere Zeiten erinnert, und das scheint eine Menge der Anwesenden zu begeistern, denn der Platz vor der Bühne ist für frühen Nachmittag recht gut gefüllt und es wird gebangt und gegrölt was das Zeug hält. Die Truppe gibt es seit Mitte der Neunziger, und sie haben mittlerweile schon sechs Langrillen auf dem Buckel – die letzte wäre „Blood Of Witches“ von 2007. Sicherlich ein Tip für all diejenigen, die was gegen Experimente und neumodischen Kram haben und einfach nur zu gutem Metal ihr Haupthaar schütteln wollen – und das natürlich am besten live.
Setlist WITCHBURNER
Sign Of Evil
Bloody Countess
Blasphemic Assault
Demonic War Machine
Invisible Violence
Hexenhammer
Final Detonation
Blood Of Witches
Possessed By Hellfire
Witchburner
WARHAMMER
WARHAMMER, HELLHAMMER, hier weisen nicht nur die Namen eine gewisse Ähnlichkeit auf. Die vier Herren, die nun die Bühne des Way Of Darkness entern, haben es sich auf die Fahnen geschrieben, ihre Art, Musik zu machen ist vor allem ein Versuch, den großen Vorbildern von HELLHAMMER, jener legendären, extremen Vorläuferband von CELTIC FROST, in jeder Hinsicht möglich nahezukommen. Da sind schon allein optisch ein paar Parallelen zu den frühen Achtzigern zu verzeichnen, und auch der Sound geht durchaus stark in die erklärte Richtung, die Songs sind roh und mal schleppend-düster, mal schnell, mal holprig. Das kann schon was, aber man hat ja auch gute Vorbilder. Und die sind doch um einiges spannender (gewesen), besonders der Gesang, der mir bei WARHAMMER nicht besonders zusagt, war bei Tom G. „Satanic Slaughter“ Warrior schon ein anderes Kaliber. Live reissen sie mich nicht vom Hocker, aber sie sind auch nicht wirklich schlecht, und einige Fans scheinen sie auch zu haben, denn das Publikum geht gut mit. Tribute-Bands in allen Ehren, aber für mich stellt sich in solchen Fällen doch immer die Frage, warum Musik machen, die einfach vor einiger Zeit schon viel besser da war?
SINISTER
Nach dem kleinen Ausflug in die Anfangszeiten des Death Metal, und sei es auch nur nachgekocht, kommt nun die erste Truppe Holländer auf die Bühne, derer noch einige mehr im Laufe des Tages folgen sollten. Den Anfang machen jedenfalls die 1989 gegründeten SINISTER, die ursprünglich schon am Freitag spielen sollten, aber kurzfristig mit DESPONDENCY getauscht hatten. Die Band hat eine schon recht lange Historie mit einigen Line-up-Wechseln und Veröffentlichungen aufzuweisen, aber wie ihr erst kürzlich erschienenes und sehr gelungenes neuestes Machwerk „The Silent Howling“ beweist, scheinen sie gerade eine sehr produktive Zeit zu haben. Ihr technisch versierter, abwechslungsreicher Death Metal, welcher weniger nordeuropäische als vielmehr amerikanische Färbung aufweist, kommt auch live sehr gut rüber. Die Show ist jetzt nicht die aufregendste, aber der Sound ist recht gut, und da kommt ganz schön viel Energie und Härte ins Publikum rübergefegt. Es gibt zwar vor allem ältere Songs zu hören, aber alles in allem dennoch ein sehr sehenswerter Gig.
DARK AGE
Als nächste sind DARK AGE aus Hamburg dran, Melodic Death Metal aus deutschen Landen. Seit 1994 versorgen die fünf Herren aus dem hohen Norden die Freunde des gepflegten melodischen Todesmetalls schwedischen Anstrichs mit neuen Alben, welche bei Musikpresse und Fans gleichermassen Begeisterung hervorrufen. Ihr letzter Output ist gerade mal ein halbes Jahr alt, und auch bei „Minus Exitus“ waren die Reaktionen wieder recht positiv. Auch wenn ich dem Genre, in dem sich DARK AGE musikalisch so herumreiben, durchaus sehr zugetan bin, kommen sie bei mir meist über „ganz gut“ nicht hinaus, was vor allem am Gesang liegt. Dieser pendelt meist zwischen klar und growlig, und besonders ersteres sagt mir nicht so richtig zu. Ansonsten haben DARK AGE durchaus was auf dem Kasten, was auch live nicht verborgen bleibt, aber trotzdem springt der vielzitierte Funke so gar nicht über, und wenn mich nicht alles täuscht dann bin ich nicht die einzige im Festivalzelt, die diesen Eindruck hat. Woran es liegt, kann ich gar nicht mal sagen, die Jungs sind durchaus spielfreudig und sehr gut gelaunt, ihre Songs schön eingängig, aber gehen durchaus auch mal ab – dennoch, bei mir schleicht sich schnell ein leises Gefühl der Langeweile ein.
EVOCATION
Nun kommen fünf sehr sympathische Musiker auf die Bühne, sie stammen aus Schweden (und teils aus Finnland, wie sie uns backstage kurz davor erklärt hatten), und sie nennen sich EVOCATION. Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß diese Band bisher irgendwie komplett an mit vorbeigegangen ist, wurde also wirklich Zeit, daß sich das ändert. Die Zeichen stehen auf Death Metal, die Herren beherrschen ihre Instrumente und wissen, wo sie herkommen. Das Quintett hat so einige Fans unter den Anwesenden, und die feiern die Band auch ganz schön ab. Ich bin auch ziemlich beeindruckt, und nehme mir gleich mal vor, mir das Gesamtwerk der Formation so bald wie möglich anzutun; ihre beiden bisher veröffentlichten Alben (Demos mal nicht mitgerechnet) stiessen ja fast durchweg auf euphorische Kritiker. Die Band geht schön ab, die Songs sind oldschoolig im besten Sinne, eine Band, die man sich unbedingt mal antun sollte, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
DESASTER
Es gibt ja Bands, die kommen auf die Bühne und sind von der ersten Minute an sowas von präsent, daß man sich nur schwer entziehen kann – DESASTER aus Koblenz gehören dazu. Die Formation gibt es bereits seit 1988 und sie können inzwischen so einige Veröffentlichungen vorweisen; die letzte kam 2007 in die Plattenläden und hört auf den Namen „666 – Satan’s Soldiers Syndicate“. Vor Szeneklischees scheinen die vier Herren keine Angst zu haben, vom plakativen Pseudonym wie „sataniac“ oder „odin“ bis hin zu massig Nieten beim Bühnenoutfit und den wie die Faust aufs Auge passenden Texten wird nichts ausgelassen. Aber erstens ist das alles so übertrieben, daß es schon wieder irgendwie lustig ist, und zweitens macht ihre Mischung aus Thrash und Black Metal mit Reminiszenz an alte Helden wie VENOM oder HELLHAMMER vor allem live richtig Spaß. Man spielt sich in bester Poserlaune durch ein gutes Set, es gibt zum Beispiel „Angelwhore“ und „Metalized Blood“ zu hören, und Sataniac sucht zwischenzeitlich sogar den hautnahen Fankontakt und begibt sich in den Graben, um die begeisterten Fans in der ersten Reihe auch mal ins Mikro grölen zu lassen. Vor und auf der Bühne herrscht Hammerstimmung, ein sehr gelungener Auftritt, meine Herren!
PRIMORDIAL
Auch wenn viele der Fans DESASTER nur äußerst ungern von der Bühne lassen – die nun folgende Band muß sich ja auch nicht grade verstecken. Pagan Metal ist ja dieser Tage sehr in Mode und überall stößt man darauf – so oft, daß man es manchmal schon gar nicht mehr hören kann. Aber dann gibt es da auch wieder Bands, die einfach so gute Songs und Alben raushauen, daß einem Genres und Modeerscheinungen sowas von egal sind, man hört und sieht sie einfach immer wieder gern. PRIMORDIAL gehören für mich eindeutig in diese Sparte. Die irische Formation, gegründet im Jahre 1987, kommt ursprünglich aus melodischen Black Metal-Gefilden. Im Laufe der Bandgeschichte kamen Einflüsse aus Folk (zum Beispiel verwenden PRIMORDIAL zum Teil traditionelle irische Instrumente) und Doom hinzu, so daß man heute zwischen all diesen Stühlen einen eigenständigen Stil vorweisen kann. Die Songs des Fünfers aus Skerries bei Dublin haben eine ungeheure Wucht, sind harsch und wütend, sind melodisch und sehr emotional, erhaben und episch. Nemtheangas Gesang ist mal klar, manchmal voller Trauer, mal verzerrter, fast keifend. Spannende Texte, meist historische Themen behandelnd, runden das faszinierende Gesamtbild ab. Dazu ist PRIMORDIAL auch live jedesmal ein Erlebnis. Der Sound ist leider auf dem Way Of Darkness nicht der beste, es gibt auch wieder Schwierigkeiten mit den Mikros, was den Genuß ein wenig schmälert, aber dennoch blasen die Iren ihr Publikum wieder einmal förmlich weg; die Songs klingen roher und heftiger als auf Platte, was ihnen aber nur eine zusätzliche Facette hinzufügt. Wir lauschen „Empire Falls“ und „Rome Burns“ vom letzten Langspieler „To The Nameless Dead“(2007), oder auch dem genialen, schwermütigen „The Coffin Ships“. Nemtheanga, wie immer ungeheuer charismatisch, leidet, singt, schreit sich durch das Set, lebt die Songs richtig. Dazu eine sehr gute Lightshow und ein Publikum das abgeht wie nix – für mich eines der Highlights dieses Festivals. Da freut man sich schon richtig auf die Heidenfest-Tour, die PRIMORDIAL an der Seite von FINTROLL und ELUVEITIE im November auch in deutsche Lande führen wird.
ASPHYX
Was PRIMORDIAL den Scharen im Festivalzelt da geboten haben ist zumindest in meinen Augen nur schwer zu toppen, aber die nun antretenden ASPHYX haben unter den Anwesenden jede Menge Fans, so daß die Stimmung durchweg auf dem Höhepunkt bleibt. Ein wenig zieht sich die Umbaupause hin, es gibt Probleme mit der Technik. Aber schliesslich legen die vier Herren aus Holland doch mit ihrer Oldschool-Death-Walze los. Der 1987 gegründete Vierer kann auf eine wechselvolle Historie zurückblicken und ist erst seit 2007 in der momentanen Besetzung wieder aktiv, nachdem die Formation sich 2001 aufgrund von bandinternen Problemen aufgelöst hatte. Doch sie sind wieder da, und das in guter Verfassung, wie sie ihren Fans auf dem Way Of Darkness demonstrieren. Eine neue Scheibe gibt es zwar nicht seit der Reunion, aber da ist schon was in Vorbereitung, wie auf der myspace-Seite der Band nachzulesen ist. Aber es mangelt ja nicht an altem Songmaterial, und das wird bestens von den Anwesenden aufgenommen. Den Anfang macht „The Quest of Absurdity“, und es folgen Songs wie „M.S. Bismarck“ und „The Sickening Dwell“. Während „Asphyx (Forgotten War)“ ist es auf einmal still und zappenduster, der Strom ist weg – was die Fans dazu nutzen, ihren Helden mit „Asphyx!Asphyx!“-Chören die Ehre zu erweisen. Den letzten Song dürfen sie dann auch bestimmen, und es ist natürlich „The Rack“. Ich hab die nicht mehr ganz jungen Herren schon schlechter spielen sehen, der Sound ist schön fett, man wird durchaus mitgerissen – auch wenn ich persönlich sagen muß, daß mir besonders van Drunens Gesang meist nach einer Weile auf die Nerven fällt, und da bildet dieser Gig keine Ausnahme. Dennoch ein ordentlicher Auftritt, der Fans der Band sicherlich um einiges mehr Begeisterung entlocken konnte.
GOREFEST
Ganz zum Schluß wird es dann nochmal richtig genial auf dem Way Of Darkness, GOREFEST geben sich die Ehre, und zwar wie eingangs schon erwähnt als Ersatz für POSSESSED. Die holländische Formation gibt es auch schon eine ganze Weile, nämlich seit 1989; zwischenzeitlich hatte man sich mal getrennt, seit 2004 gibt es GOREFEST nun wieder, und letztes Jahr erschien mit „Rise To Ruin“ ihr neuestes Machwerk, welches sehr gute Kritiken erhielt. Musikalisch gesehen kommen die vier Herren aus dem Death Metal, zwischenzeitlich baute man mehr und mehr Hardrock ein, die Songstrukturen wurden geradliniger und zugänglicher (und auch kommerztauglicher), zu JCs tiefem Gutturalgesang gesellten sich auch klare Passagen. GOREFEST anno 2007 sind aber wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt, ohne ihre Entwickung im Laufe der Jahre zu vergessen, aber auch alte Fans dürften von dem neuen Material wieder angetan sein. Und sie liefern auf dem Way Of Darkness eine perfekte Show ab. Vom ersten Moment an hauen sie einen förmlich um; der Sound ist richtig fett, die Lightshow beeindruckend, und die Band spielt sich sowas von tight durch ihr Set, daß einem der Mund offen stehenbleibt. Die Songsauswahl ist gemischt, es gibt Altes wie natürlich auch Neues von der „Rise To Ruin“, den Titeltrack zum Beispiel oder auch das heftig aggressive „Revolt“. Ein mehr als gelungener Abschluß dieses kleinen, aber feinen Festivals – GOREFEST sind live eine ganz große Nummer!
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