Way Of Darkness
Bericht vom Way Of Darkness Festival III mit u.a. Asphyx, Entombed, Gorefest, Napalm Death
Konzertbericht
DESPONDENCY
Als nächste sind DESPONDENCY dran, von denen ich ehrlich gesagt noch nie gehört habe. Die fünf Jungs kommen aus Leer/Oldenburg, die Band gibt es seit 1999, und sie zocken ziemlich heftigen Death Metal. Das klingt an sich gar nicht mal so übel, die Songs sind recht abwechslungsreich, mal brutal und schnell, mal schön fettes Midtempo. Nur der Gesang, diese Mischung aus überwiegend Pig Squeals und gelegentlichem sehr tiefen, kehligen Growlen ist auf Dauer schon anstrengend. Dennoch muß ich sagen, daß es schon ziemlich beeindruckend ist, was Konstantin Lühring, der Mann am Mikro, so mit seiner Stimme anzustellen vermag. Aus dem heimischen Lautsprecher klingt das um einiges besser als live beim Way Of Darkness, mag aber auch am Sound liegen, welcher auch während der restlichen Zeit des Festivals noch so einige Probleme machen wird. Jedenfalls hauen mich DESPONDENCY nicht gerade um, und den restlichen Anwesenden im Zelt scheint es ähnlich zu gehen, die meisten hängen einfach nur herum.
ONE MAN ARMY & THE UNDEAD QUARTET
Das ändert sich doch ein klein wenig, als Johan Lindstrand und seine untoten Kumpanen – übrigens mit dem neuen Gitarristen Matthias Bolander – die Bühne entern. Man hört begeistertes Gejohle aus dem Zuschauerraum, und es wagen sich doch um einiges mehr Leute nach vorne zur Bühne. Die 2004 gegründete, neue Formation des Ex-THE CROWN-Frontmannes steht seit ihrem gefeierten Debutalbum „21st Century Killing Machine“ (2006) für eine spannende Mischung aus Death und Thrash. Gerade erst haben sie ihr neuestes Werk „Grim Tales“ auf die Menschheit losgelassen, und auf dem Way of Darkness gibt es davon auch schon „Cursed By The Knife“ und „Bastards Of Monstrosity“ zu hören. Man ist zum Glück im Hause ONE MAN ARMY & THE UNDEAD QUARTET den eigenen Stärken treu gebleiben, und so werden den Anwesenden im Festivalzelt schön schnelle und groovige Stücke besten Todesmetalls um die Ohren gehauen, deren Thrash-Einschlag ihnen sehr gut zu Gesichte steht, und die sich größtenteils wunderbar zum Mitgrölen und -bangen eignen. Neben den neuen Sachen gibt es schön aufgeteilt Songs von den beiden Vorgängeralben, inklusive des Gassenhauers „So Grim, So True, So Real“, der natürlich nicht fehlen darf. Man ist in guter Spiellaune, Lindstrands prägnantes Growling mischt sich mit enthusiastischen Stimmen aus dem Publikum – kurz gesagt, ein geiler Gig. Da freut man sich doch schon mal auf die anstehende Tour der Schweden an der Seite von UNLEASHED und KRISIUN.
Setlist ONE MAN ARMY & THE UNDEAD QUARTET
Intro
Killing Machine
Knights In Satan`s Service
Cursed By The Knife
Mine For The Taking
So Grim, So True, So Real
Bastards Of Monstrosity
The Supreme Butcher
Bulldozer Frenzy
Outro
ENDSTILLE
Nun wird es wieder Zeit für die Patronengurt-Fraktion, sich Richtung Bühne zu bewegen, was man denn auch zahlreich tut, wobei mir immer scheint, daß ENDSTILLE besonders viele besonders junge Fans haben. Die sind dafür offensichtlich umso begeisterter, Iblis und seine Mannen werden mit frenetischem Applaus begrüßt. Die Sonne war gnädig und ist inzwischen fast unter den Horizont gesunken, das Zelt liegt in wohliger Dunkelheit, das Black Metal-Inferno kann kommen. Iblis, wie immer mit Corpsepaint und nacktem, heute „blut“überströmtem Oberkörper, verliert keine Zeit, und das für die im Jahre 2000 gegründetetn deutschen Schwarzheimer typische monotone Geräuschgewitter bricht über uns herein. Live hat das schon was, roh, brachial – und leider aber auch nach einer Weile etwas nervtötend. Und während sich die Band sowie die Fans in den ersten Reihen im besonders finster und misanthropisch Dreinblicken üben, post sich Iblis den Arsch ab, und es ist wie immer eine Freude, ihm dabei zuzusehen, auch wenn das aufgrund doch recht spärlicher Beleuchtung nur bedingt möglich ist. Alles könnte so schön sein, wäre da nicht wieder einmal das böse Soundproblem. Über weite Strecken ist Iblis‘ giftiges Keifen so gut wie gar nicht zu hören, und dann fällt das Mikro auch noch komplett aus. Sowas trägt natürlich nicht gerade zur allgemeinen Stimmung und Laune der Musiker bei, aber da müssen sie durch, und es wird dann schliesslich auch. Wie schon musikalisch ihr letztes Album „Endstilles Reich“(2007) bietet auch die Show des Quartetts keine Überraschungen, aber die Fans dürften, wenn man vom Sound mal absieht, zufrieden gewesen sein.
ENTOMBED
Weiter geht es wiederum mit einer gehörigen Portion Schwedentod – ENTOMBED muß man wohl keinem mehr vorstellen. Die legendäre Formation kommt aus klassischen Death-Gefilden, einem Genre, dessen Gesicht sie wesentlich mitbestimmt hat, nahm aber im Laufe der Jahre und Alben immer auch neue Einflüsse, wie etwa aus der Rock’n’Roll-Ecke, in ihren Sound auf – was erwartungsgemäß nicht jeden begeisterte. Ich sehe sie auf dem Way Of Darkness zum ersten Mal live, und mehr als ganz gut kann ich den Auftritt nicht finden. Vielleicht sind es zu hohe Erwartungen, vielleicht der mittelmäßige Sound, schwer zu sagen. Natürlich haben die nicht mehr ganz jungen Schweden den ein oder anderen genialen Song im Gepäck, und das kommt auch live richtig schön rüber, besonders die Gitarre leistet ordentliche Arbeit. Es wird viel von den guten alten Scheiben geboten, was natürlich für einige Begeisterung sorgt, aber so richtig vom Hocker reissen tut mich das trotzdem nicht. Petrovs Vocals wirken viel weniger als auf CD – auch hier könnte man den Tonmenschen beschuldigen, und überhaupt wirkt der gute ziemlich durch den Wind. Man wagt eigentlich kaum, es zuzugeben, aber dies war für mich einer der schwächeren Gigs dieses Festivals.
NAPALM DEATH
Und dann steht er leibhaftig vor uns, „Barney“ Greenway in seinen obligatorischen kurzen Hosen, und grinst ins Publikum als könnte er kein Wässerchen trüben. Wer NAPALM DEATH kennt, der weiß, daß der Schein ziemlich trügt, und so schafft es das englische Grind/Death-Urgestein einmal mehr, sein Pubklium förmlich wegzublasen. Auch hier erübrigt sich eine Vorstellung eigentlich, hat die 1980 gegründete Band aus Birmingham, England – Barney stellt sie wie immer artig dem Publikum vor – doch ihr Genre maßgeblich mitgeprägt. Den Begriff Grindcore setzte ihr damaliger Sänger Lee Dorian (CATHEDRAL) in die Welt, und wenn sie auch nicht gerade als die Erfinder dieses Sounds durchgehen, so haben sie ihn doch wesentlich bestimmt. Später wandte man sich dann verstärkt dem Death Metal zu. Auf alle Fälle haben die vier ebenfalls nicht mehr ganz so jungen Herren einen Haufen genialer und richtig abgehender Songs im Gepäck, und dazu eine unbändige Energie (ich kann mich nicht erinnern, NAPALM DEATH jemals auf der Bühne schwächeln gesehen zu haben), so daß ihre Konzerte immer mehr als sehens- und hörenswert sind. So auch in dieser Freitag Nacht auf dem Way Of Darkness; Barney geht ab als hätte er sich mehrere Tage lang nicht bewegen dürfen und müßte jetzt alles nachholen, und seine Stimme wie auch seine Statements zwischen den Songs sind so richtig schön rotzig und wütend. Der Rest der Band und vor allem das Publikum geht ordentlich mit, und auch wenn vor der Bühne so einige sich am nächsten Tag eventuell an nichts mehr erinnern können, so wird im Moment doch richtig abgefeiert. Es kommen viele alte und uralte Sachen zu Gehör, gerade von „Scum“(1987), und so sind alle Freunde des gepflegten Durchdrehens mehr als zufrieden, als schliesslich NAPALM DEATH den Festival-Freitag zu einem guten Ende bringen. Mit dem Feiern und Trinken geht es natürlich noch ein ganzes Weilchen weiter.
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