Wave Gotik Treffen
Der große Festivalbericht vom 23. WGT 2014 in Leipzig

Konzertbericht

Billing: Apocalyptica, Lacrimas Profundere, Oomph!, Orphaned Land, Primordial, Satyricon und Untoten
Konzert vom 2014-06-05 | , Leipzig

Samstag


Wave Gotik Treffen

Wenn sich sogar die Leipziger Messe am Wave-Gotik-Treffen beteiligt, ist das wohl der beste Beweis, dass das Festival zu einem fest verankerten Bestandteil des Kulturprogramms der Stadt geworden ist. Erstmals fiel das WGT auf das gleiche Wochenende wie die Auto Mobil International (AMI), was die Messeveranstalter zum Anlass nahmen, in Halle 5 einen gruftitauglichen Bereich einzurichten. Mit einer exklusiven Sonderschau von historischen Bestattungsfahrzeugen lieferten die Organisatoren den Szeneanhängern genau das richtige Argument, dem imposanten Messegelände einen Besuch abzustatten. Als Ausstellungsstücke warteten unter anderem eine sehr gut erhaltene Kutsche in bester „Sleepy Hollow“-Tradition, ein protzig-stilvoller Cadillac und ein Leichen-B1000 als Kult-Relikt aus DDR-Zeiten. Darüber hinaus gab es die Möglichkeit, sich vor dem Gefährt seiner Wahl von einem professionellen Fotografen ablichten zu lassen und einen kostenlosen Abzug als Andenken mitzunehmen. Einmal vor Ort nutzten viele WGTler die Gelegenheit und schlenderten danach durch die anderen Ausstellungshallen, in denen neben neuen Modellen namhafter Hersteller auch Oldtimer und Luxuswagen zu sehen waren. Wer dachte, dass Autos und Schwarze Szene nicht zusammenpassen, sah sich hier eindeutig eines besseren belehrt.

 

Galerie mit 5 Bildern: Auto Mobil International - Wave Gotik Treffen 2014

 

LACRIMAS PROFUNDERE

Wave Gotik Treffen

Als exzellenter Zufluchtsort vor der drückenden Pfingsthitze entpuppte sich der Kohlrabizirkus, bei dem die Architekten seinerzeit in Sachen Wärmedämmung offenbar ganze Arbeit geleistet haben. Dem wollten die deutschen Gothic-Rock-Urgesteine von LACRIMAS PROFUNDERE als Einheizer entgegenwirken, allerdings war das Publikum am späten Nachmittag nicht gerade zahlreich vertreten. Das hatte womöglich auch mit dem Folgeprogramm der Location zu tun, das mit HAMFERD und PRIMORDIAL eher die Befürworter der härteren Gangart ansprach. Aber in Ermangelung an Künstlern ähnlicher Ausrichtung in diesem Jahr wussten die Veranstalter wohl nicht, wo sie die Bayern sonst hinstecken sollten. Für die eingefleischten Fans von Lacrimas Profundere gab es an diesem Tag nichts zu beanstanden und die Band rockte sich in exzellenter Form durch eine abwechslungsreiche Setlist.

 

Galerie mit 16 Bildern: Lacrimas Profundere - Wave Gotik Treffen 2014

 

UNTOTEN

Wave Gotik Treffen

In jeglicher Hinsicht heiß wurde es in den frühen Abendstunden auf der gut gefüllten Parkbühne. Das lag nicht nur an der Sonne, sondern auch an den UNTOTEN und deren sexy Frontfrau GRETA IDA CSATLOS, die sich wieder aufreizend in Schale geworfen hatte. Kaum zu glauben, dass die Dame mit ihrer Band schon zwanzig Jahre im Geschäft ist – morbide Musik hält offensichtlich jung. Gemeinsam mit ihren Kollegen um Band-Mitbegründer DAVID A. LINE schwelgte und rockte Greta durch einen umfangreichen aber kurzweiligen Abend mit einer gelungenen Songauswahl. Bei über 20 Alben ist es sicher nicht ganz einfach, jeden Fan zufrieden zu stellen, doch der Schwerpunkt war mit den vier „Grabsteinland“-Releases hervorragend gewählt. Entsprechend gebührend wurden die UNTOTEN gefeiert, als sie nach dem abschließenden „Dort wo Giganten wohnen“ ihr rund 80-minütiges Set beendeten und sich von der Bühne verabschiedeten.

 

Galerie mit 28 Bildern: Untoten - Wave Gotik Treffen 2014

 

ORPHANED LAND

Wave Gotik Treffen

ORPHANED LAND hatten ebenso wie PRIMORDIAL die Ehre, gleich zweimal auf dem diesjährigen WGT zu spielen. Das erklärt wohl auch, warum der Kohlrabizirkus beim Co-Headliner gerade einmal zur Hälfte gefüllt war. Den israelischen Friedensstiftern machte das allerdings nichts aus – gut gelaunt und nach dem Akustik-Konzert auf dem Heidnischen Dorf am Vorabend von Beginn an auf Betriebstemperatur gingen Sänger Kobi Farhi und seine Kollegen sofort in die Vollen. Da sich im Laufe der 23-jährigen Bandgeschichte entsprechend viele Hits angesammelt haben, konnten Orphaned Land Klassiker um Klassiker aus dem Ärmel schütteln: von „The Simple Man“ über „Birth of the Tree“ bis hin zu „Let the Truce be known“. Auf Farhis Nachfrage bestätigten zahlreiche Hände die Vermutung, dass sich die Wege zwischen einem Großteil des Publikums und den Oriental-Metallern bis dato nicht gekreuzt hatten. Vor diesem Hintergrund ist es umso bemerkenswerter, wie spielerisch es die Band schaffte, die Besucher mitzureißen. So wurde nach Herzenslust gebangt, mitgeklatscht, getanzt und geschunkelt.

 

Galerie mit 27 Bildern: Orphaned Land - Wave Gotik Treffen 2014

 

PRIMORDIAL

Wave Gotik Treffen

Das finstere Kontrastprogramm zu ORPHANED LAND lieferten anschließend PRIMORDIAL als letzte Band des Abends. Man kann Frontmann Alan Averill vieles unterstellen – ein frohes Gemüt gehört definitiv nicht dazu. Für eine Pagan-Metal-Combo ist das selbstverständlich als Kompliment zu verstehen. Die Art und Weise, mit welcher der furchteinflößende Hüne jede einzelne Songzeile inbrünstig leidend ins Mikro zementiert, sorgte für Gänsehaut als Dauerzustand. Gepaart mit den weh- und schwermütigen Riffs, dem treibenden Schlagzeugspiel und der förmlich greifbaren Passion der Musiker auf der Bühne lässt sich der Auftritt am besten als pure, zerstörerische Energie beschreiben. Aufgrund der durchschnittlichen Länge einer PRIMORDIAL-Hymne war die Setlist mit zehn Songs zwar leider nicht sehr umfangreich, dafür aber mit Monstern wie „As Rome Burns“, „The Coffin Ships“ und „Gallows Hymn“ umso sorgfältiger zusammengestellt. Sensationelle Live-Band.

 

Galerie mit 28 Bildern: Primordial - Wave Gotik Treffen 2014

 

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28.06.2014

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